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Lehre

Prof. Dr. Silke Grafe - Institut für Schulpädagogik

25.02.2014

Silke Grafe ist neue Inhaberin des Lehrstuhls für Schulpädagogik. Ihr Hauptinteresse gilt der Medienpädagogik, der Unterrichtswissenschaft und der Lehrerprofessionalisierung. Mit der Hilfe von Videoaufzeichnungen will sie angehende Lehrer fit für den Beruf machen.

Ursprünglich hat sie Chemie, Englisch und Kunst für das Lehramt studiert; jetzt hat Silke Grafe den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne. (Foto: privat)

Was Schule kann, was Schule soll; welche Aufgaben Lehrkräfte haben und wie sie diesen nachkommen sollen; welche Ziele der Unterricht verfolgen soll: Darüber herrschen heute die unterschiedlichsten Ansichten. Je nachdem, wen man fragt – Eltern, Lehrerverbände, Politiker, Wissenschaftler – fallen die Antworten unterschiedlich aus.

Welchen Einflüssen die Institution „Schule“ unterliegt, untersucht die Schulpädagogik auf theoretischer, empirischer und historisch-systematischer Ebene. An der Universität Würzburg kümmert sich seit Kurzem die Professorin Silke Grafe um diese Aufgabe; sie hat seit diesem Semester den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne.

In ihrer Forschung bearbeitet Grafe drei unterschiedliche Betrachtungsebenen:

  • strukturelle und organisatorische Fragen des Schulsystems, Richtlinien, Lehrpläne und Bildungsstandards sowie Fragen der Lehreraus- und -fortbildung
  • Prozesse der Schul- und Unterrichtsentwicklung der Einzelschule
  • Fragen der empirisch prüfbaren Ergebnisse von Lernprozessen

„Die Verbindung von Theorien der Schule und des Unterrichts mit empirischer Schul- und Unterrichtsentwicklungsforschung in internationaler und interdisziplinärer Perspektive“ sind nach Grafes Worten das Alleinstellungsmerkmal des Lehrstuhls für Schulpädagogik. Dabei berücksichtigt sie auch aktuelle Herausforderungen, wie beispielsweise den Einsatz digitaler Medien und die Entwicklung inklusiver Schulen. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen derzeit drei Forschungsprojekte:

Medienpädagogische Kompetenz

„In einem vom Bundesbildungsministerium durchgeführten Verbundprojekt geht es darum, ein Modell und ein Instrument zur Messung medienpädagogischer Kompetenz von Lehramtsstudierenden zu entwickeln“, sagt Grafe. Daran beteiligt sind das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt sowie die Universitäten Bremen und Paderborn.

Mit diesem Messinstrument könnten die Wissenschaftler gleichzeitig einen Überblick über die Ausbildungs- und Schulsituation im Bereich der Medienpädagogik erhalten. Und daraus folgend maßgeschneiderte Programme für die verschiedenen Ausbildungsphasen angehender Lehrkräfte entwickeln, die diesen die jeweils notwendige medienpädagogische Kompetenz vermitteln.

Videobasierte Reflexion von Unterricht

In Grafes zweitem Forschungsschwerpunkt steht das sogenannte „reflektierte Lernen“ im Mittelpunkt. „Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis in der Schulpädagogik sowie zwischen Fachdidaktiken stellt für Lehramtsstudierende eine zentrale Herausforderung dar“, sagt die Professorin.

Helfen könne ihnen dabei der Einsatz von Videoaufzeichnungen. Im Film sehen die Studierenden Lehr- und Lernsituationen in Universität und Schule und können sich anschließend Gedanken darüber machen, was gut und was schlecht daran war. „Eine solche Reflexion hat sich sowohl in Kooperation mit Fachdidaktiken als auch mit der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung als zielführend und gewinnbringend erwiesen“, sagt Grafe.

Momentan erforscht Grafe das Potenzial der Videoreflexion von Unterricht in einer internationalen Perspektive. Dafür vergleicht sie Unterricht in deutschen und US-amerikanischen Klassenzimmern in interkultureller Perspektive und dokumentiert die Ergebnisse in E-Portfolios.

Formales und informelles Lernen in internationaler Perspektive

Digitale Medien sind im Alltag heutiger Kinder und Jugendlicher fest verankert – jenseits des Unterrichts eignen sich viele von ihnen damit auch Wissen an. In der Schule spielen digitale Medien allerdings nur eine untergeordnete Rolle: „Bisher nutzen sie nur etwa ein Drittel der Lehrpersonen regelmäßig in ihrem Unterricht“, sagt Grafe. Im internationalen Vergleich liegen deutsche Schulen damit nach wie vor auf den hinteren Rängen.

Wie sich das Lernen innerhalb und außerhalb des Unterrichts mit digitalen Medien verbinden lässt, erforscht Grafe. So begleitet sie beispielsweise ein Projekt zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung wissenschaftlich. Dabei animieren Lehrkräfte an unterschiedlichen Schularten ihre Schüler unter anderem dazu, Artikel für die Online-Enzyklopädie Wikipedia zu schreiben. Ziel ist es, auf diesem Weg die sprachliche Bildung der Schüler zu fördern.

Zur Lehre

Mehr als 6000 Studierende sind an der Universität Würzburg derzeit für einen der zahlreichen Lehramtsstudiengänge eingeschrieben. Sie alle betreut der Lehrstuhl für Schulpädagogik. „Ziel meiner Lehre ist es, Studierende in die Lage zu versetzen, Theorie und Praxis in Relation zueinander zu setzen“, sagt Silke Grafe. Die Studierenden sollen in der Lage sein, Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu spezifischen Situationen im Unterricht sowie zu subjektiven Theorien in Beziehung zu setzen und in ersten berufspraktischen Erfahrungen auszuwerten.

Dabei setzt die Professorin auf unterschiedliche innovative Lehr- und Lernkonzepte und erforscht deren Wirkung empirisch. Eine besondere Rolle spielt die Arbeit mit Fallbeispielen, was sich auch in ihren eigenen Lehrbüchern zur Medienbildung, zur Didaktik sowie zu Forschungsmethoden zeigt. Zentral sind für Grafe der Einsatz und die Erforschung videobasierter Reflexion von Unterrichtssequenzen in E-Portfolios. Zudem verwendet sie digitale Lernumgebungen, interaktive Whiteboards, Clicker und Videokonferenzen zur Kooperation mit Hochschulen in den USA.

„Insgesamt ist mir die Stärkung der Internationalisierung in Forschung und Lehre in der Lehrerbildung an der Universität Würzburg ein zentrales Anliegen“, sagt Grafe. Deshalb arbeitet sie beispielsweise intensiv mit dem Media Education Lab an der University of Rhode Island (USA) in Fragen der Lehrerbildung und Medienpädagogik zusammen.

Zur Person

Silke Grafe hat ein Lehramtsstudium mit den Fächern Chemie, Englisch und Kunst für die Sekundarstufen II und I abgeschlossen und ein Auslandsjahr an der University of Ulster in Nordirland verbracht. 2007 wurde sie an der Universität Paderborn promoviert mit einer Arbeit über Unterrichtsentwicklung, in der es um die Auseinandersetzung mit der Förderung von Problemlösefähigkeit beim Lernen mit Computersimulationen in der Sekundarstufe I geht. 2011 folgte der Ruf auf eine Professur für Theorie und Planung des Unterrichts an die Ruhr-Universität Bochum.

Seit 2010 ist Silke Grafe Affiliated Faculty am Media Education Lab der University of Rhode Island in den USA. Zudem war sie Presidential Visiting Scholar am Wheelock College in Boston im Jahr 2011. Seit 2012 ist sie Mitglied der EMEDUS Media Literacy Expert Group, die sich aus Mitgliedern wissenschaftlicher Einrichtungen aus 15 europäischen Ländern zusammensetzt.

Kontakt

Prof. Dr. Silke Grafe, T: (0931) 31-81535; silke.grafe@uni-wuerzburg.de

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