Prof. Dr. Wolfgang Schröder - Institut für Systematische Theologie
09.02.2016Technische Manipulationen am Menschen, die Zukunft der Europäischen Union, Richard Wagners Rezeption bei Philosophen: Wolfgang Schröder hat viele Interessen. Der Professor für Philosophie ist neu an der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Das Fach Philosophie in der Katholischen Theologie so breit wie möglich vertreten: Das ist das Ziel einer neuen Professur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Besetzt ist sie seit Oktober 2015 mit Wolfgang Schröder (47). Für die Studierenden strebt er möglichst abwechslungsreiche Lehrveranstaltungen an.
„Ich bin politischer Philosoph und mein Profil ist relativ breit“, sagt der neue Professor. Seine Schwerpunkte umfassen verschiedenste Themen und Epochen; er arbeitet über Aristoteles, Kant und Heidegger ebenso wie über den Komponisten Richard Wagner und die Europäische Union.
Alle Studieninteressierten, die ein Fach mit großer Vielfalt suchen, kann Schröder zum Studium der Theologie und Philosophie nur ermutigen: Hier seien alle richtig, die verschiedenste Interessen unter einen Hut bringen möchten. „Man sollte vor allem auch Freude daran haben, über den Menschen nachzudenken und darüber, wie die Gesellschaft gerechter werden und wie man heutzutage einen christlichen Lebensstil verwirklichen kann.“
Studium in Tübingen und Rom
Die Vielfalt war es auch, die den gebürtigen Saarländer im Alter von 19 Jahren zum Theologie- und Philosophiestudium an die Universität Tübingen führte. „Ich wollte mich aus theologischer und geisteswissenschaftlicher Sicht mit Grundfragen befassen, die das Leben des Menschen betreffen. Ich wollte aber auch Sprachen lernen und etwas über Kunst und Psychologie erfahren – das alles ist in der Theologie möglich“, sagt der Professor.
Nach vier Tübinger Semestern studierte Schröder fünf Jahre an der Päpstlichen Universität Gregoriana und im Germanicum in Rom. Sehr beeindruckt war er dort von der internationalen Atmosphäre: Die Gregoriana zog Studierende von allen Kontinenten an, und so erlebte Schröder hautnah die weltweite Bandbreite des Katholizismus.
Viele Blicke über den Tellerrand
Von Rom kehrte Schröder nach der Priesterweihe ins Schwäbische zurück; er promovierte und habilitierte sich in Tübingen in Philosophie. Bis 2015 blieb die Stadt Dreh- und Angelpunkt seiner Karriere. Zuletzt war er an der dortigen Universität fünf Jahre lang Dilthey Fellow für Philosophie – eine Auszeichnung der Fritz-Thyssen-Stiftung, verbunden mit einer finanziellen Personen- und Projektförderung.
Schröder gewann aber auch viele Blicke über den Tübinger Tellerrand hinaus. Gleich nach der Promotion, für die er 2002 den Promotionspreis der Uni Tübingen erhielt, verfolgte er in Brüssel den EU-Verfassungskonvent – als Diplomatie-Lehrling im Generalsekretariat der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen (COMECE). Weitere Stationen waren das WIN-Kolleg der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, eine SIAS-Fellowships am Wissenschaftskolleg Berlin und an der Yale Law School (USA), eine Dozentenzeit an der Universität Bochum sowie ein Forschungsaufenthalt in Porto Allegre (Brasilien).
Mehrere Forschungsprojekte in Planung
An der Universität Würzburg möchte Schröder mehrere Forschungsprojekte realisieren. Dazu strebt er Kooperationen mit anderen Disziplinen an, etwa mit Jura, Politikwissenschaft, Nanophysik und Musikforschung.
Ein Projekt zum Beispiel soll sich mit der Frage befassen, ob und wie nach den verschiedenen Krisen, die die Europäische Union seit 2008 durchläuft, die weitere Existenzberechtigung des europäischen Integrationsprozesses begründet werden kann.
Ein anderes Vorhaben soll sich der Philosophie selbst widmen. Dabei wird unter anderem hinterfragt, was philosophische Forschung zur Wissenschaft macht, woher sie Innovationskraft hat und neues Wissen erzeugen kann. Geplant ist auch ein Projekt über den Komponisten Richard Wagner und seine Rezeption bei philosophischen Autoren.
Manipulationen am Menschen
„Anthropotechniken und die Zukunft des Subjekts“: Auch dieses Thema will Professor Schröder ergründen. Wenn Medizin und Nanotechnologien den Menschen immer weiter „verbessern“, den Tod immer stärker hinauszögern können – was bedeutet das für die Gesellschaft? „Eine philosophische und interdisziplinäre Verständigung über Chancen und Risiken ist hier nötig“, so Schröder.
Hoch aktuell ist das Thema auf jeden Fall: Am 1. Februar 2016 gab das Francis-Crick-Institut in London bekannt, dass es dort erstmals ein Forschungsprojekt geben wird, bei dem das Erbgut gesunder menschlicher Embryonen genetisch manipuliert wird. Ziel sei es, die Entwicklung von Embryonen besser zu verstehen.
Kontakt
Prof. Dr. Wolfgang Schröder, Professur für Philosophie, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Würzburg, T (0931) 31-80372, wolfgang.schroeder@uni-wuerzburg.de