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Lehre

Verknüpft und zugenäht!

27.10.2020

Technische Textilien der Steinzeit zeigt eine neue Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz. Mitkonzipiert und -gestaltet wurde die Ausstellung von Experten und Studierenden der Museologie an der Uni Würzburg.

Die Ausstellung „Verknüpft und zugenäht!“ bietet eine neue Sichtweise auf die frühen sesshaften Kulturen Südwestdeutschlands.
Die Ausstellung „Verknüpft und zugenäht!“ bietet eine neue Sichtweise auf die frühen sesshaften Kulturen Südwestdeutschlands. (Bild: Guido Fackler)

Bei der Suche nach dem geeigneten Kleidungsstück haben Sportler heute die Qual der Wahl: Da gibt es Funktionstextilien, die gut vor Wind und Regen schützen, Stoffe, die den Körper warm halten, oder Materialien, die besonders atmungsaktiv sind und schnell trocknen. Solche Textilien mit besonderen Funktionen gibt es allerdings nicht erst heute. „Schon in der Jungsteinzeit, also vor 5.000 bis 6.000 Jahren, haben unsere Vorfahren wasserdichte und strapazierfähige Stoffe aus Naturmaterialien wie Gras, Gehölzbast und Rinde hergestellt“, erklärt Guido Fackler, Professor für Museologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Erste Forschung an prähistorischen Textilien

Wer wissen will, wie diese steinzeitlichen Kleidungsstücke aussahen, aus welchem Material und mit welchen Methoden sie hergestellt wurden, kann sich jetzt in einer neuen Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz ein genaues Bild davon machen. An der Konzeption und Gestaltung der Ausstellung waren Fackler und seine Mitarbeiterinnen Lisa-Maria Rösch, Anastasia Meid und Magdalena Skala beteiligt. Auch Studierende der Museologie haben in einem Seminar Beiträge dafür erarbeitet.

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp einer Million Euro geförderten Verbundprojekts unter Federführung des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg werden diese prähistorischen Funktions-Textilien seit Anfang 2019 erstmals ausführlich erforscht. Sein Name: „Die kulturhistorische Bedeutung des Textilhandwerks in den prähistorischen Feuchtbodensiedlungen am Bodensee und Oberschwaben im Kontext von Anforderungen an textile Objekte und ihre Wahrnehmung (THEFBO)“. Mit daran beteiligt ist die Professur für Museologie.

Bedeutsam für die Sesshaftigkeit

„Standen bislang Werkzeuge, Jagdwaffen und Schmuckstücke aus Materialien wie Stein, Knochen, Holz oder Keramik im Fokus der Archäologen, belegen neuere Forschungen, wie wegweisend sogenannte ‚technische‘ Textilien für die Sesshaftigkeit des Menschen waren“, sagt Fackler. Tatsächlich lassen sich Reste dieser Textilien und Werkzeuge, mit denen sie bearbeitet wurden, heute vor allem in den vorgeschichtlichen Ufer- und Moorsiedlungen – den Pfahlbauten des nördlichen Alpenvorlandes – entdecken. In ihren Ausgrabungen stießen die Wissenschaftler beispielsweise auf Kescher und Netze, Leinen und Rindengefäße, Schnüre und Taschen und vergleichbares mehr.

Diese Funde werden jetzt in der Ausstellung exklusiv zum „Sprechen“ gebracht, indem ihre Geschichte, Funktion, Herstellung und Erforschung präsentiert werden. Großformatige Abbildungen, eine farbenfrohe Präsentation, verständliche Texte und ein Begleitband erläutern die jeweiligen Themen, während Hands-On-Stationen, Rätselblätter und Filme kleine und große Besucherinnen und Besucher zum Ausprobieren, Mitmachen und Erleben einladen. Sie präsentieren „eine neue Sichtweise auf die frühen sesshaften Kulturen Südwestdeutschlands“, wie Guido Fackler sagt.

Ausstellung und umfangreicher Katalog

Die Ausstellung ist bis zum 11. April 2021 im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz (ALM) zu sehen, danach wechselt sie in das Federseemuseum Bad Buchau.

Begleitend zur Ausstellung ist ein 178 Seiten starkes und reich bebildertes Magazin in deutscher und englischer Sprache erschienen.

Zum Magazin (PDF)

Zum kostengünstigen Druck

Mehr Informationen

Homepage des THEFBO-Projekts

Homepage des Archäologischen Landesmuseums

Homepage der Professur für Museologie

Bericht über das THEFBO-Projekt

Kontakt

Prof. Dr. Guido Fackler, T: +49 931 31-85607, guido.fackler@uni-wuerzburg.de

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