Vertieft in Shakespeare
19.07.2016Studierende der Anglistik haben sich im Sommersemester mit Werken von William Shakespeare auseinandergesetzt. Bei Romeo und Julia zum Beispiel wurde die Sprachlage rund um den ersten Kuss der beiden Verliebten analysiert.
Daniela Kunz ist ein absoluter Shakespeare-Fan. Für die Anglistik-Studentin im elften Fachsemester ist der berühmte Dichter ein großartiger Menschenkenner. Auch heute, 400 Jahre nach seinem Tod, könne man aus seinen Figuren eine Menge lernen, ist die angehende Gymnasiallehrerin überzeugt: „Denn die Menschen bleiben sich gleich.“
Kein Wunder, dass Kunz das Ausstellungsprojekt „Shakespeare Studies“ im Sommersemester 2016 zu den Highlights ihres Studiums rechnet. Unter der Leitung von Professorin Carolin Biewer, Inhaberin des Lehrstuhls für englische Sprachwissenschaft, hatten sich Studierende aus der englischen Literatur- und Sprachwissenschaft sowie aus der Fachdidaktik mit Shakespeare befasst und am Ende ihre Ergebnisse auf Postern dargestellt.
Geheimnisse der Sprache
Daniela Kunz hat sich schon in der Schule für Sprachen interessiert. Sie lernte Französisch, Latein, Englisch und Italienisch. Als es um die Frage ging, was sie studieren möchte, musste sie nicht lange überlegen: Die Wahl fiel auf Englisch und Deutsch. Zahlreiche Seminare und Vorlesungen in Anglistik liegen nun hinter ihr: „Am besten haben mir immer die Lehrveranstaltung gefallen, bei denen es um Shakespeare ging.“
Die Studentin liebt es, sich in literarische Texte zu vertiefen: „Wenn man Texte wie die von Shakespeare nur oberflächlich liest, entgeht einem die Hälfte.“ Gleichzeitig findet sie es spannend, die Geheimnisse der Sprache zu ergründen. Sprachwissenschaft und Phonetik sind für Kunz keine trockenen Fächer: Die junge Frau empfindet es als Abenteuer, grammatikalische Regeln zu ergründen, die man beim täglichen Sprechen ohne jedes Nachdenken anwendet: „Zum Beispiel den Konjunktiv.“
Wie viel die Grammatik über menschliche Emotionen verraten kann, wird für Kunz am Beispiel von „Romeo und Julia“ deutlich. Die Studentin nahm für das Shakespeare-Ausstellungsprojekt die Fürwörter „you“ (Ihr) und „thou“ (du) unter die Lupe. Als Romeo seine spätere Geliebte erstmals trifft, sagt er „du“ zu ihr – was eigentlich überhaupt nicht zu erwarten war. Irgendwann kommt es zum ersten Kuss. Julia bleibt auch danach noch beim „Ihr“.
Magie und Zensur
Auch Juliane Kühn, die im zehnten Fachsemester Englisch und Deutsch studiert, liebt Sprachen: „Mir war schon vor dem Abi klar, dass ich Anglistik studieren möchte.“ Gerade ein Anglistik-Studium animiert zu einem Auslandsaufenthalt, sei es via Praktikum oder Auslandsstudium an einer der vielen Würzburger Partneruniversitäten. So machte sich auch Kühn auf den Weg: „Ich war zwei Semester lang in Cambridge.“ Dort vervollständigte sie nicht nur ihre Sprachkenntnisse, sondern erhielt auch Einblicke in ein fremdes Hochschulsystem.
Durch ihr Studium der englischen Literatur- und Sprachwissenschaft sowie der englischen Fachdidaktik, berichtet die junge Frau, erschlossen sich auch ihr neue Welten. Vor allem das Shakespeare-Projekt vermittelte ihr spannende Erkenntnisse. Juliane Kühn beschäftigte sich mit dem Phänomen der Magie. Zu Shakespeares Zeiten stand außer Zweifel, dass es Magier gibt. Inwieweit beeinflusste dies den Dichter? Inwieweit durfte er sich Skepsis erlauben? „Zu jener Zeit gab es noch Zensur“, so Kühn. Auch das sei ein Umstand, den es bei der Interpretation zu berücksichtigen gilt.
Actionreiche Filme für den Unterricht
Toni Gayer, der im sechsten Fachsemester Anglistik studiert, erinnert sich noch gut daran, wie schwer es ihm in der gymnasialen Oberstufe fiel, sich Shakespeare anzunähern: „Allein wegen den Vokabeln war es schwierig, einen Zugang zu finden.“ Aus dieser Erfahrung heraus strebt der angehende Englischlehrer danach, seinen eigenen Unterricht einmal so zu gestalten, dass seine Schüler möglichst bald Feuer fangen. In seinem Studium hat er dazu schon viele Anregungen bekommen.
Bevor er seinen Schülern später einmal Shakespeare im Original zu lesen gibt, möchte er ihnen einen modernen Film präsentieren: „Inzwischen gibt es genug gute Verfilmungen, die nicht nur actionreich und spannend sind. Sie machen auch begreiflich, dass die Themengebiete, um die es Shakespeare geht, eine Menge mit dem Hier und Heute zu tun haben.“ Die Epoche, in der Shakespeare lebte, liege nur scheinbar lange zurück.