C34 - Peacekeeping
Special Committee on Peacekeeping Operations (C34)
Das Peacekeeping Committee war zu Beginn mit gemischten Gefühlen auf meiner Wunschliste. Natürlich fand ich das Komitee und seine Themen unglaublich reizvoll, jedoch sollte man hier als Delegierte alleine vertreten sein. Rückblickend hatte ich aber den Eindruck, dass die Zusammenarbeit mit den Anderen intensiver war, da ich eben keinen Partner hatte, mit dem ich mich austauschen konnte oder abstimmen musste.
Um in New York auf die Rednerliste zu kommen braucht man vor allem Geduld
Peacekeeping ist ein zentrales Element der Vereinten Nationen. Dabei wurde es ursprünglich dazu geschaffen, Grenzen zwischen zwei ehemaligen Kriegsparteien zu sichern. Die Abgrenzung zum 2005 offiziell eingeführten „Peacebuilding“ bleiben heute oft sehr schwammig und sind schwierig zu definieren, so dass sich die Vereinten Nationen zum Thema Peacekeeping immer wieder auch selbst vorsagen „There must be a peace to keep!“. Dennoch ist schon seit langem klar, dass sich das Peacekeeping reformieren und sein Bemühen in bestimmten Bereichen verbessern muss. Hierum kreisten dann auch die zu debattierenden Themen.
Im Peacekeeping Komitee geht es mehr als in sonst einem Komitee um den Austausch von Perspektiven und Erfahrungen
Das Peacekeeping Committee ist insofern eher außergewöhnlich, als es in der Praxis aus Militärfunktionären besteht, anstatt aus Politikern und Diplomaten. Statt um nationale Interessen, die im Kompromiss zusammengebracht werden müssen, dreht es sich hier vielmehr um den Austausch von Erfahrungswerten, da sich alle im Wesentlichen einig sind, dass die Missionen möglichst erfolgreich und effizient vonstattengehen sollen. Dies zeigte sich in der Simulation vor allem dadurch, dass unser Komitee einen Bericht (‚report‘) anstatt einer Resolution verabschiedete. Dies ermöglicht ein viel kooperativeres Interagieren und ist nicht ganz so kompetitiv. Trotz allem findet in diesem Komitee regelmäßig eine Blockbildung zwischen jenen Staaten, die Missionen finanzieren, und jenen, die die Ressourcen, also vor allem Soldaten und Polizisten stellen, statt. Verglichen mit anderen Komitees das Konfliktpotenzial jedoch vergleichsweise gering. Angola nimmt hierbei eine ganz besondere Rolle ein, da es hauptsächlich aufgrund seiner eigenen Erfahrungswerten, der Friedensmissionen im eigenen Bürgerkrieg, Mitglied im Komitee ist. Angolas Interesse besteht darin, die regionale Stärke Afrikas zu forcieren, also die Rolle der Vereinten Nationen in der Konfliktresolution zu schwächen. Der Slogan „African Solutions for African Problems“ ist hier richtungsweisend. Dass ausgerechnet hierzu ein niederschmetternder Artikel im Study Guide zitiert wurde, war möglicherweise auch mit ein Grund dafür, dass die afrikanischen Staaten nicht so eng kooperierten und ich Schwierigkeiten hatte, Angolas Zielsetzungen zu verteidigen. Während wir zwar bei der Wahl des Themas alle noch eng zusammenstanden, löste sich diese Allianz auf, als sich eine knappe Mehrheit des Komitees gegen unseren Wunsch für die „Reform der Friedensmissionen“, entschieden hatte.
Reden halten, um andere vom eigenen Entwurf zu überzeugen
Nichtsdestotrotz stand ich gleich zu Beginn unter den ersten fünf Ländern in der ‚Speaker’s List‘ und durfte gleich am ersten Tag sprechen. Am zweiten Verhandlungstag bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen, die an thematisch unterschiedlichen Bereichen arbeiteten,. Am größten und begehrtesten war die zur Stärkung von Frauenrechten in und durch Friedensmissionen. Ich konnte zu jeder Gruppe ein wenig Input geben, auch wenn ich nirgendwo hängen blieb. Im Laufe des Tages bildete sich bei mir und den Vertretern dreier anderer Länder die Idee, noch etwas zum Datenmanagement von möglichen Ressourcen für zukünftige Friedensmissionen schreiben. Eine solche Datenbank würde eine effektivere Planung für kurzfristig beschlossene Friedensmissionen erlauben. Einen besonders engen Verbündeten fand ich in dem Delegierten von Djibouti, mit dem ich relativ zügig unseren ersten Entwurf kreieren musste, um noch die anderen Arbeitsgruppen einzuholen. Dies gelang uns sehr gut und vor allem konnten wir andere schnell von unserer Idee überzeugen. Später haben wir unseren Entwurf mit dem einer anderen kleinen Gruppe „gemerged“. Zum Schluss bei den ‚voting procedure‘ wurde dies mit großer Mehrheit verabschiedet und damit Teil des Berichts.
Arbeit am Draft Report Segment - in diesem Komitee gibt es keine 'Resolutions'
Rückblickend war das Ergebnis wirklich befriedigend und auch wenn die Allianzen vielleicht nicht immer realitätsnah und typisch waren, so blieben doch die meisten in meinem Komitee im Rahmen ihrer Staatenposition („in character“), was eine unheimlich reiche Erfahrung war. Ich war froh, dass mein Komitee auch etwas übersichtlicher war und wir durch das Format eines Berichts nicht so kompetitiv waren. Denn am Ende ist das auch repräsentativer für die tatsächliche diplomatische Arbeit. Hintergeht man das Vertrauen eines anderen Diplomaten, gewinnt man eventuell kurzfristig in seiner Position – jedoch kann man die guten Beziehungen auf lange Frist verlieren. Daher sind nur jene Delegates, die fair spielen, auch die wahren Gewinner einer MUN-Simulation. Ich war froh, dass wir sehr viele faire Spieler in meinem Komitee hatten. Am Ende durfte ich mich dann noch sehr über ein „Outstanding Position Paper Award“ freuen.
Laura Bartels