Intern
Professional School of Education

Dr. Matthias Erhardt über die Herausforderungen im Schulsystem

05.09.2024

Dr. Matthias Erhardt, ehemaliger Gymnasiallehrer und Geschäftsführer der Professional School of Education der Uni Würzburg, gibt Einblicke in die Ausbildung der Lehrkräfte von morgen.

Matthias, warum hast Du Dich für ein Lehramtsstudium entschieden und was hat Dir besonders gut am Lehrerberuf gefallen?

Ich wollte unbedingt Englisch studieren, habe mich dann bei der allgemeinen Studienberatung an der Uni Würzburg von einem Lehramtsstudium überzeugen lassen und mich für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Deutsch und Englisch eingeschrieben. Entscheidend für mich waren die Erfahrungen, die ich als assistant teacher in England gemacht habe, die mich darin bestärkt haben, Lehrer zu werden.

Für alle, die sie noch nicht kennen – wie würdest Du die Aktivitäten der Professional Scholl of Education beschreiben?

Die Professional School of Education, kurz PSE, ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Würzburg, die sich als Querschnittseinrichtung für alle Fragen der Lehrpersonenbildung versteht. Das bedeutet grob gesagt, dass wir innerhalb der Universität Würzburg alle an der Lehrerbildung Beteiligten vernetzen und Ansprechpartner für die Belange der Lehrerbildung sind. Außerhalb der Universität stehen wir im Kontakt den Schulbehörden, dem bayerischen Kultusministerium und den anderen Zentren für Lehrerbildung/Schools of Education landes- und bundesweit.

Konkret heißt das, wir sind an Fragen der Studiengangentwicklung in den Lehramtsstudiengängen beteiligt, kümmern uns um die Studienberatung für Lehramtsstudierende, organisieren Informationsveranstaltungen für Erstsemester und für das 1. Staatsexamen in den Erziehungswissenschaften sowie Lehramtsabschlussfeiern und betreuen Lehrveranstaltungen im sog. freien Bereich im Lehramt, die professionsbezogen ausgerichtet sind. Daneben liegt ein besonderer Schwerpunkt der PSE seit ihrer Neugründung auf der Stärkung der Forschung im bildungswissenschaftlichen Bereich und der Internationalisierung im Lehramt. Ein besonderes Highlight ist zudem die jährlich stattfindende Herbsttagung, die wir als Schulentwicklungstag zusammen mit der regionalen Schulentwicklung in Unterfranken ausrichten.

Ihr seid auch international aktiv – in welcher Form (könntest Du hier von den Projekten und den Stipendien berichten)?

Zum einen haben wir 14 Erasmus+-Verträge mit Universitäten in Europa und der Türkei, die wir pflegen, das heißt Kolleginnen und Kollegen der Partneruniversität können im Rahmen einer mobility zu uns kommen und wir zu ihnen. Lehramtsstudierende der JMU können sich für eine Erasmus+-Stipendium für einen Studienaufenthalt bei der Partneruniversität bewerben. Darüber hinaus waren wir mit dem Projekt „Global Teacher Education“ (GoTEd) bei einer Ausschreibung des DAAD erfolgreich und konnten unsere europäischen Kontakte ausbauen und neue Kontakte zu Universitäten in Sri Lanka und Namibia aufbauen. Durch die Förderung des DAAD hatten wir die Möglichkeit Summer Schools abzuhalten und die ausländischen Kolleginnen und Kollegen dazu einzuladen. Wir konnten mittlerweile 25 Lehramtsstudierende mit einem Stipendium für einen Studien- und Praktikumsaufenthalt fördern und englischsprachige Lehrformate unterstützen.

Welche Herausforderungen siehst Du im aktuellen Schulsystem (nur, wenn Du magst) und welche Chancen?

Aktuell stehen alle Schularten in Bayern vor der Herausforderung, dass es zu wenig Lehrerinnen und Lehrer gibt. Besonders dramatisch ist der Mangel bei der Mittelschule und den Grund- und Förderschulen. Aber auch für die Realschulen spitzt sich die Lage zu und bei den Gymnasien wird bedingt durch die Rückkehr zum G9 der Bedarf an ausgebildeten Lehrkräften stark ansteigen. Während durch den Wegfall des Numerus Clausus beim Lehramt Grundschule die Studierendenzahlen in diesem Bereich erhöht werden konnten, entscheiden sich wenige für ein Studium für das Lehramt an Mittelschulen. Bei den Lehrämtern Realschule und Gymnasium gibt es genug Studieninteressierte, allerdings entscheiden sich hier viele für Kombinationen aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich und nicht für die Naturwissenschaften oder Mathematik. Das sind aus meiner Perspektive aktuell die größten Herausforderungen, die allerdings auch die Chance bieten, grundsätzlich über die Struktur der Lehramtsstudiengänge und das gegliederte Schulsystem nachzudenken und kreative Lösungen zu finden.

Warum würdest Du auch heute ein Lehramtsstudium empfehlen?

Der Lehrerberuf ist immer noch ein toller Beruf. Es gibt die verschiedenen Lehrämter mit den unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, ob stärker fachlich orientiert wie beim Lehramt Realschule und Gymnasium, oder stärker pädagogisch ausgerichtet wie bei den Lehrämtern Grund-, Mittel- und Förderschule. Man kann also seinen Interessen folgen und hat als Lehrerin und Lehrer große Freiheiten in seiner Arbeit. Zudem werden Lehrerinnen und Lehrer gut bezahlt und haben einen krisensicheren Arbeitsplatz. Wer gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeitet und Freude am Vermitteln von fachlichen Inhalten hat, für den gibt es keine bessere Alternative zu diesem Traumjob.

Quelle: Alumni-Newsletter 02.09.2024

Zurück