Erfahrungsberichte
Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer!
Zwischen Studium und Referendariat
Eine Studierende berichtet aus Nepal
"Hallo zusammen, ich bin Anna und habe an der Universität Würzburg Grundschullehramt studiert. Mein Traum war es schon lange, die Zeit zwischen dem Studium und dem Referendariat für eine weitere Auslandserfahrung zu nutzen. Deshalb geht es nun für mich nach Nepal. Dort werde ich an einer Schule ein Auslandspraktikum machen und hoffentlich viel über Land und Leute lernen. Mit diesem Blog möchte ich euch gerne mitnehmen auf meine Reise und euch anhand von Bildern und Berichten daran teilhaben lassen. Viel Spaß :)"
Outgoing
Studiengang: Lehramt an Grundschulen
Aufenthaltsort: Porto, Portugal
Austauschprogramm: Erasmus+
Dauer des Aufenthalts: 1 Semester
Warum ist die Auslandserfahrung so wichtig für Lehrer*innen? Grundsätzlich würde ich erst einmal behaupten, dass es nicht nur für Lehramtsstudenten, sondern für Studierenden aller Fachbereiche wichtig ist, Auslandserfahrungen zu sammeln. Die Bereicherungen sowie der Kontakt zu Studierenden aus allen möglichen Ländern Europas ist von großer Bedeutung für den internationalen Austausch und Zusammenarbeit. Dennoch ist es besonders für Lehrer interessant zu sehen, wie die schulische Organisation in anderen Ländern aussieht. Dadurch erkennt man recht schnell, wo das deutsche Schulsystem seine Vorzüge und Nachteile besitzt. Durch diese Einblicke konnte ich herausfinden, welche Aspekte ich möglicherweise für meinen eigenen, zukünftigen Unterricht übernehmen beziehungsweise was ich anders handhaben möchte. Da ich mir persönlich ein Land ausgesucht habe, in welchem ich die Sprache noch nicht beherrsche und folglich nicht einheimisch bin, habe ich gelern, was es heißt „Ausländer“ zu sein und wie schwierig die Sprachbarriere tatsächlich sein kann. Hier in Portugal habe ich damit überhaupt keine negativen Erfahrungen oder Probleme erfahren müssen, da man mit Englisch eigentlich überall gut zurechtkommt. Dennoch lernt man dadurch für den Unterricht in der Regelschule, wie wichtig Integration und das Verständnis gegenüber anfänglichen Schwierigkeiten bei ausländischen Schülern ist. Internationaler Austausch und die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Schulsystem ist allgegenwertig und wichtiger denn je. Gerade deswegen scheint mir die Erfahrung, an einer ausländischen Universität zu studieren und eigens zu lernen welche Hürden dies mit sich bringen kann, von großer Bedeutung.
Ist die Organisation nicht zu aufwendig? Überhaupt nicht. Das International Office als auch die Fachkoordinatoren der Universität sowie der Gasthochschule sind total freundlich und helfen einem enorm bei der Planung, Organisation und aufkommenden Problemen oder Fragen. Dadurch habe ich mich in keinem Moment hilflos oder gestresst gefühlt. Auch das Erasmus+ Programm macht es einem da sehr einfach. Es gibt wirklich nur ein paar wenige Formulare, die man ausfüllen muss, aber die Bürokratie hält sich absolut in Grenzen. Die weiteren organisatorischen Angelegenheiten, welche dann noch dazukommen (z.B. Wohnungssuche, Kursbelegungen, Auslandsversicherung, Anreise), haben mir sogar total Spaß gemacht, da die Vorfreude auf das Auslandsemester zu diesem Zeitpunkt schon sehr groß bei mir war. Abschließend würde ich deshalb sagen, dass es natürlich ein paar Dinge zu organisieren gibt, diese aber größtenteils Freude bereiten und ohne Probleme und mit Hilfe der Fachkoordinatoren neben zu erledigt werden können.
Wie willst du das denn finanzieren? Auch diesen Punkt sehe ich nicht wirklich als ein Hindernis an und es sollte auf jeden Fall kein Grund darstellen, sich gegen ein Auslandsemester zu entscheiden. Zuallererst muss einem bewusst sein, dass das Erasmus+ Programm jeden Studierenden finanziell unterstützt und einem die Studiengebühren an der Gasthochschule erlassen werden. Je nach Gastland und den dort aufkommenden Lebenshaltungskosten erhält man circa zwischen drei- und vierhundert Euro im Monat. In Portugal konnte ich von diesem Geld leicht eine Unterkunft finden und hatte sogar jeden Monat noch etwas Geld übrig. Zusätzlich hatte ich jeden Monat den Unterhalt von meinen Eltern zur Verfügung, wodurch ich finanziell überhaupt keine Probleme hatte, denn in Portugal lebt es sich generell günstiger als in Deutschland. Falls es jedoch Studierende gibt, die keine Unterstützung von den Eltern erhalten, gibt es auch hier verschiedene Möglichkeiten trotzdem an einem Auslandssemester teilnehmen zu können. Beispielsweise ist es bis zu einem bestimmten Fördersatz möglich, sowohl die Förderung durch das Erasmus+ Programm zu erhalten, als auch weiterhin BAföG zu beziehen. Zudem hat man natürlich auch hier in Portugal die Möglichkeit, neben dem Studium zu jobben, auch wenn man nicht portugiesisch spricht. Es findet sich demnach immer in Lösung, was den finanziellen Teil eines Auslandssemesters angeht.
Was war überraschend am Auslandssemester in Porto? Am meisten überrascht hat mich vermutlich das Land selbst, als auch die Gastuniversität. Portugal ist nicht nur äußerlich ein wunderschönes Land zu bereisen, auch die Menschen hier sind unglaublich gelassen, hilfsbereit, offen und freundlich. Von der ersten Sekunde an habe ich mich hier willkommen und angenommen gefühlt. Während in Deutschland oft alles getaktet, leistungsorientiert und selbstfokussiert verläuft und Hände zur Begrüßung geschüttelt werden, küsst man sich hier in Portugal auf die Wange, hilft wildfremden Leuten, wenn sie nur fragend in die Luft schauen und nimmt den Arbeitsalltag eher gelassen. Ich würde es nicht als Kulturschock bezeichnen aber solch eine Freundlichkeit unbekannten Menschen gegenüber hatte ich nicht erwartet. Selbiges gilt für meine Gastuniversität, die Escola Superior de Educação. In Deutschland sitze ich meistens in Vorlesungen mit mehreren hundert Studenten, zu meinen Dozenten habe ich größtenteils nur ein professionelles Verhältnis und durch Klausuren sowie vorgegebenen Hausarbeitsthemen besitze ich nicht wirklich viele Freiräume. Hier in Porto ist das ganz anders. Ich habe ausschließlich Kurse in kleineren Gruppen, die theoretischen Vorlesungen haben immer einen praktischen Teil, die Dozenten helfen einem wo sie können, unterhalten sich interessiert mit einem und pflegen einen persönlichen Kontakt zu ihren Studenten. Außerdem sind meine meisten Prüfungen in Form von Hausarbeiten, wo ich größtenteils freie Themenwahl sowie Anzahl der Seiten besitze. Der Unialltag wird zudem sehr gelassen betrachtet, da man sich die Zeit, um an den Projekten zu arbeiten, selbst einteilen kann und der Dozent eher eine unterstützende Hilfe darstellt, als einen Lehrer. Frontalunterricht war hier also größtenteils gestern. Diese überwiegend andere Unterrichtsorganisation hat mich sehr positiv überrascht und ich konnte daran viel für meinen eigenen, zukünftigen Unterricht mitnehmen.
Was bringt das Auslandssemester für dein Studium? Wie vielleicht schon ein wenig deutlich wurde, sammelt man eine Menge an unerwarteten Erfahrungen. Man lernt die Unterschiede zwischen Menschen, Kulturen, Schulsystemen und Denkweisen kennen. Dies geschieht nicht nur an der Gasthochschule selbst, sondern auch durch den Kontakt zu Studenten aus ganz Europa. Dadurch schätzt man gewisse Aspekte an seiner Heimat mehr und erkennt aber auch, wo europäische Länder noch voneinander lernen können. Dadurch wird einem wiederum bewusst, wie wichtig ein internationaler Austausch ist. Gerade für das Lehramtsstudium ist es sehr interessant, Einblicke in andere Schulsysteme und deren Organisation zu erhalten. Außerdem konnte ich, wie eben schon erwähnt, durch meine Kurse an der Universität, für meine eigene Unterrichtsführung viele positive Eindrücke sammeln. So klischeehaft es auch klingen mag, lernt man natürlich auch über sich selbst eine Menge dazu. Durch die Freiräume, welche man an der Universität in Porto erhält, erkennt man, wo man vielleicht noch Schwierigkeiten in der Organisation seiner universitären Angelegenheiten hat oder mit welchen Herausforderungen man gut zurechtkommt. Schlussendlich kommt man nicht daran vorbei, selbstständiger zu werden. Allein die Herausforderung, dass man in einem unbekannten Land, dessen Sprache man nicht spricht, zurechtkommen muss, lehrt einem mehr als man zunächst denken mag. Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass alle Herausforderungen, alle Unterschiede und alle Erfahrungen, die ich hier in Porto erleben durfte, mich ausschließlich positiv geprägt haben und ich keine Sekunde meine Entscheidung, dieses Auslandssemester zu machen, bereut habe. So kann ich demnach nur jedem ans Herz legen, diese unglaublich lehrhafte Möglichkeit wahrzunehmen, um sich selbst, seinem Studium, seiner zukünftigen Lehrtätigkeit und dem so wichtigen, internationalen Kontakt zwischen jungen Studierenden, etwas Gutes zu tun.
Incoming
Degree program: Bachelor
Residence: Würzburg
Exchange program: Erasmus
Length of stay: 2 Semester
Why is foreign experience so important for teachers? Foreign experience is important for us, because we can learn a lot from different countries, different languages, different cultures and most importantly different perspectives. I think the present generations of students are very smart and curious. That is why we need to catch up with them. We are the teachers of the future.
Is not the organization too complicated? Of course, the organization is complicated. Each country has its own education system and it is necessary to adapt to it. Otherwise, you cannot improve both, your education and yourself. On the other hand, all the effort I put into this project of staying one year in Germany is really worth it. I made so many experiences, which I will remember in future, when I’m going to teach other children.
How do you want to finance that? Firstly, I received a scholarship and got financial support from my family. But it would have been better if I had a job where I could earn my own money. For example, I like cooking and caring for children. So if I had the chance to work in a restaurant or to help pupils with their homework, it would have been really good for me.J
What was surprising about your semester abroad in Wurzburg? First of all, the friendly approach of the teachers to the students, their help and their support, they intrigued me. Furthermore, I really like that the teachers were asking about our personal opinion on certain topics in each lesson. Afterwards we were supposed to discuss our opinions and compare them. I think that is a good start for effective communication. In my opinion, it is very important that teachers speak clearly and fluently. In addition, the university’s equipment is very good, for example the printers, which allow us to access our scrips very easily. I also liked, that we have free access to the computers in the library with our username and password. I was also amazed at the fact that our student card was free to use for public transportation and theater. I have my own room in the dormitory (In Turkey, I shared my room with 3 girls, so this room here is like “heaven“ for meJ). Because Wurzburg is a small city, it is easy to reach every part of the city by bus, which is very nice.
What does the semester abroad mean for your studies? My semester in Würzburg taught me a lot. For example, last semester I took the "German philosophy" course and tried to write essays in English every week, an experience I didn’t have before. I had a hard time at the beginning. I worked daily in the library and the experience taught me a lot. I thought I couldn’t do it, but when I researched, organized, and worked, I realized I was moving forward. This experience helped me to improve my English and also helped my personal development (I learned things like being patient and not giving upJ). Of course, that made me happyJ.
Studiengang: Lehramt für Förderschule (Pädagogik bei Geistiger Behinderung), Mittelschuldidaktik
Aufenthaltsort: Rennes, Frankreich
Austauschprogramm: Pädagogischer Austauschdienst
Dauer des Aufenthalts: 6 Monate
Warum ist die Auslandserfahrung so wichtig für Lehrer? Andere Kulturen, Lebenswelten oder Weltanschauungen zu kennen und im Optimalfall selbst erfahren zu haben ist gerade dann wichtig, wenn man täglich im Kontakt mit jungen Menschen steht. Nur so kann man Schülerinnen und Schüler, die aus anderen Kulturkreisen kommen auf Augenhöhe begegnen und diese Offenheit an alle Lernenden weitergeben.
Ist die Organisation nicht zu aufwendig? Doch, natürlich: Bewerbungen schreiben, Gespräche führen, Unterlagen ausfüllen, sich um Versicherungen kümmern, eine Wohnung organisieren; all das nimmt viel Zeit in Anspruch. Allerdings bleibt dafür genügend Vorlaufzeit und es lohnt sich schließlich!
Wie willst du das denn finanzieren? Da ich über den Pädagogischen Austauschdient als Fremdsprachassistentin arbeite, verdiene ich während meines Auslandsaufenthalts Geld, knapp 800€ netto. Zusätzlich bekomme ich für das Praktikum den ERASMUS+-Förderungssatz für Frankreich, sodass ich mit dem Geld gut auskomme. Dazu kommt, dass in Frankreich Vergünstigungen für Studenten, EU-Bürger unter 26 und Personen mit vergleichsweise geringem Einkommen weit verbreitet sind, sodass man zum Beispiel zahlreiche Museen kostenfrei besuchen kann und von Rabatten im Personennahverkehr profitiert.
Was war während des Praktikums in Rennes überraschend für dich? Das französische Schulsystem! Die Lernenden besuchen eine Gesamtschule und bleiben täglich – außer mittwochs – bis 17:00 (in der Mittelstufe) oder sogar bis 18:00 (Oberstufe) in der Schule. Resultierend aus dem absolut gängigen Ganztagsmodell ist vorgesehen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schule zu Mittag essen. Dafür gehen sie nicht etwa in die Kantine oder in die Cafeteria, sondern in das Schulrestaurant. Sandwiches, Pommes oder Hot Dogs sucht man dort allerdings vergeblich, stattdessen gibt es täglich mehrere Gänge: Begonnen wird oft mit einem Salat oder einem kleinen Rohkostteller mit Karotten, Sellerie oder Roten Beeten, darauf folgt manchmal eine Schale mit Suppe, dann schließlich der Hauptgang und ein Dessert. Brot und Salat gibt wie selbstverständlich täglich dazu. Egal, ob Linsen, Gemüselasagne, Paëlla oder Coq au Vin auf dem Speiseplan stehen, die Kinder und Jugendlichen essen jedes Gericht und Quengeleien darüber sind mir noch nie zu Ohren gekommen. Ach ja, ein komplettes Menü kostet 2,70€.
Was bringt das Praxisaufenthalt für dein Studium? Als Fremdsprachassistentin arbeite ich pro Woche für 12 Stunden. Bei der Vorbereitung dieser habe ich viele Freiheiten und kann meine didaktischen und methodischen Ideen umsetzen und Neues ausprobieren. Die längerfristige Planung des Unterrichts, das Erstellen von Unterrichtsmaterial und die Durchführung der Sequenzen sind mit Sicherheit Erfahrungen, die mir im Referendariat sehr helfen werden. Besonders schön dabei ist, dass von keiner Seite Druck ausgeübt wird und es keine Noten gibt, stattdessen bekomme ich viele konstruktive Rückmeldungen und Tipps von meinen Betreuungslehrerinnen.