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Rudolf-Virchow-Zentrum - Center for Integrative and Translational Bioimaging

Herzschwäche rechtzeitig erkennen

01.03.2016

In Würzburg brachten Ärzte und Wissenschaftler eine mögliche Strategie zur besseren Behandlung der Herzschwäche auf den Weg.

Bild einer Menschengruppe die an einem Vortrag teilnehmen
Bild: RVZ

Internationale Experten kamen dafür Mitte Februar in einem Workshop am Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin zusammen. Ziel war es, den Erfahrungsaustausch über verschiedene Krankheitsfelder hinweg zu intensivieren. Die Autoantikörper (eine körpereigene Substanz) standen dabei im Mittel-punkt der Diskussion. Diese treten bei einer Herzschwäche vermehrt auf, ähnlich wie bei anderen Autoimmunerkrankungen.

Der Workshop wurde von Prof. Martin Lohse (Institut für Pharmakologie und Toxikologie und Leiter des Rudolf Virchow Zentrums der Universität Würzburg) und Prof. Martin Ungerer (Chief Medical Officer advanceCOR GmbH, München) initiiert. Hierbei ging es auch um die Frage, ob Kardiologen spezifische Diagnostikverfahren und Therapieaspekte aus anderen Krankheitsfeldern übernehmen können.

Unter den Teilnehmern waren Kardiologen, Pharmakologen, Biochemiker und Mediziner aus europäischen Forschungseinrichtungen und Universitätskliniken, aber auch Vertreter kleinerer Biotech-Firmen. Sie alle interessieren sich für Autoantikörper, die vom Körper gegen körpereigene Antigene gebildet werden. Autoantikörper sind ein typisches Merkmal von Autoimmunerkrankungen, bei denen sich die körpereigenen Abwehrreaktionen fälschlicherweise nicht gegen Eindringlinge wie z.B. Bakterien, sondern gegen körpereigene Ziele richten. Bekannte Autoimmunerkrankungen sind Diabetes mellitus Typ 1 und die entzündliche rheumatoide Arthritis.

Autoantikörper treten ebenso bei der weit verbreiteten Herzinsuffizienz auf, die umgangssprachlich Herzschwäche genannt wird, und bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, durch seine Pumptätigkeit den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz sind es Autoautoantikörper gegen den β1-Rezeptor der Herzmuskelzellen, die man im Serum messen kann und die im Verdacht stehen, über eine dauerhafte Stimulation des β1-Rezeptors zur Entstehung der Herzinsuffizienz beizutragen.

Ein möglicher therapeutischer Eingriff könnte darin bestehen, dass man die schädlichen Autoantikörper abfängt und damit die dauerhafte Stimulation des β1-Rezeptors unter-bricht. Hierzu muss es jedoch erst einmal gelingen, fehlerfreie und reproduzierbare Messverfahren für diese Autoantikörper zu entwickeln, die auch im klinischen Alltag routinemäßig verlässliche Messungen ermöglichen. Hier setzte der Workshop an: Was wissen wir heute über die Rolle der Autoantikörper des β1-Rezeptors bei Herzinsuffizienz, welche Methoden für ihre Messung gibt es und wie kann ein einfaches, einheitliches Messverfahren als Voraussetzung für therapeutische Strategien aussehen?

In dem Workshop wurde deutlich, dass Kardiologen möglicherweise von Kollegen lernen können, die in anderen Krankheitsfeldern tätig sind, zum Beispiel im Bereich Diabetes mellitus Typ 1, rheumatoider Arthritis oder bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Bei allen diesen Krankheiten ist man in der Klinik schon weiter; es gibt etablierte Messverfahren und darauf aufbauende therapeutische Interventionsmöglichkeiten.

Nach dem Workshop zeigte sich Ungerer sehr zufrieden: „Die Arbeitsatmosphäre war sehr produktiv! Meine Erwartungen wurden uneingeschränkt erfüllt. Dies könnte der Auftakt für weitere Treffen sein und dafür, dass es uns gelingt, endlich ein universelles Messverfahren für anti-β1-Rezeptor Autoantikörper zu etablieren“. Auch die Anwesenheit von Vertretern aus der Industrie bereicherte den Workshop. So konnten die Teilnehmer künftige Kollaborationen etablieren. „Diese interdisziplinäre Verbindung war uns sehr wichtig. Wir werden jetzt einander Proben schicken, um die diskutierten Ansätze in der Praxis zu überprüfen. Ich bin sicher, dass dieser Workshop zu einem neuen internationalen Forschungsverbund führt, der bessere Therapieformen für Herzinsuffizienz ermöglicht“, kommentierte Lohse.

Am Ende des Workshops blieben zahlreiche Teilnehmer im Raum und diskutierten in Kleingruppen bis spät in den Abend weiter – ein deutliches Zeichen dafür, dass das Konzept der Veranstalter aufgegangen war.

Kontakt
Dr. Ole Riemann (Rudolf Virchow Center), ole.riemann@uni-wuerzburg.de


Dr. Daniela Diefenbacher
(Pressestelle, Rudolf Virchow Center),Tel. 0931 3188631, daniela.diefenbacher@uni-wuerzburg.de 

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