Wie wird an anderen Universitäten an der Verbesserung der Lehre gearbeitet?
20.02.2013Und welche Methoden können eingesetzt werden, um die Studierenden in ihrem Lernprozess zu unterstützen? Diese und weitere Fragen hatte Svenja Hümmer im Reisegepäck, als sie für eine Woche nach Vancouver an die University of British Columbia (UBC) ging.
„Die UBC ist eine von Kanadas führenden Forschungsuniversitäten und reiht sich regelmäßig in die Top 40-Universitäten weltweit ein. Gegründet wurde sie 1908 und beherbergt heute ca. 50.000 Studierende. Den Kontakt zur UBC konnte ich über das im Studiengang Nanostrukturtechnik an der Fakultät für Physik und Astronomie angesiedelte Austauschprogramm herstellen.
Mir wurde es ermöglicht, mit vielen Mitarbeitern sowohl im Bereich der Naturwissenschaften als auch in der der Lehre gewidmeten zentralen Einrichtung, dem Center for Teaching, Learning and Technology (CTLT), zu reden. So erfuhr ich im Gespräch mit Simon Bates, Leiter des CTLT und senior advisor for teaching and learning, dass ähnlich zu unserem Weiterbildungsprogramm ProfiLehre vom CTLT Weiterbildungskurse angeboten werden. Zusätzlich zu Kursen wie „Bessere Lehre“ oder „Führungsqualitäten“ werden obligatorische Drei-Tages-Workshops für neue DozentInnen angeboten. Auch Studierende mit Bachelor-Abschluss können an Schulungen teilnehmen, damit sie ihre Hilfskrafttätigkeiten beispielsweise als TutorInnen kompetent ausüben können. Zusätzlich zu den Angeboten am CTLT bieten die einzelnen Fakultäten der UBC ein fachspezifisches Schulungsprogramm für TutorInnen an.
Über das CTLT wird außerdem ein peer review-Verfahren zur Einschätzung der Lehrqualität bei Beförderungsverfahren von DozentInnen angewendet: „Kollegiales Coaching“ bedeutet hier, dass zwei ProfessorInnen die Veranstaltung des zu begutachtenden Kollegen hospitieren. Diese Ergebnisse und die Bewertungen der Studierenden gehen in die jährliche Lehrevaluation ein.
Im Bereich der Naturwissenschaften bietet die Carl Wieman Science Education Initiative (CWSEI) DozentInnen die Möglichkeit, mit Hilfe so genannter „Science Teaching and Learning Fellows“ (STLF) ihre Kurse zu transformieren. Transformieren bedeutet in diesem Zusammenhang, mit Hilfe moderner Methoden den Lernprozess der Studierenden zu unterstützen und effektiver zu gestalten. Verwendete Methoden sind hier beispielsweise E-Clicker – wie sie seit dem Wintersemester 12/13 auch an der Universität Würzburg zur Verfügung stehen – Online-Angebote, kontrollierte Vorbereitung auf die nächste Vorlesung durch so genanntes „pre-reading“ oder Klausuren, die in zwei Phasen aufgeteilt sind, wobei die erste Einzelarbeit und die zweite Gruppenarbeit beinhaltet.
Was habe ich nun mit zurück nach Würzburg genommen? Auch an anderen Universitäten wird immer mehr Wert auf gute Lehre gelegt, an der UBC ist die langjährige Entwicklung zu Gunsten der Lehre deutlich sichtbar. Wir in Würzburg müssen uns jedoch mit unserem ProfiLehre-Programm, dem Schulungsprogramm für Tutoren, dem Einsatz von Clickern und der wuecampus-Plattform nicht verstecken.“
Kontakt:
Svenja Hümmer, Koordinatorin des Tutoren- und Mentorenprogramms KOMPASS für die Fakultät für Physik und Astronomie, T. (0931) 31-89439, Mail: svenja.huemmer@physik.uni-wuerzburg.de
Die UBC ist seit 1997 Partneruniversität der JMU: http://www.ubc.ca/
Der Austausch zwischen JMU und UBC über innovative Lehr- und Lernkonzepte wird in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und finanziell unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „Gemeinsamen Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre“.
Svenja Hümmer & Annette Popp