Kinder, denkt an eure Grundrechte!
19.10.2012Auf eine überraschende Entscheidung der Hochschulleitung ergeht gleich die nächste: Nachdem wir in der vergangenen Woche mit Verwunderung und Bedauern die Entscheidung über den Beitritt zu der sogenannten „German U15“ zur Kenntnis genommen haben, die seitens der Hochschulleitung ohne jegliche Rücksprache mit dem Hochschulrat, dem Senat, geschweige denn mit den Studierenden erfolgte, kommt nun Teil 2:
Der Hörsaal 162 in der neuen Universität am Sanderring wurde ohne studentische Beteiligung, in den sogenannten „Sparkassen- Hörsaal“ umbenannt. Im Gegenzug hat der Bezirksverband Sparkasse Unterfranken die Kosten für die Renovierung des Hörsaals übernommen. Wurde der Studierendenvertretung im vergangenen Jahr noch die Beteiligung an der Auswahl der Sponsoren zugesichert, entpuppte sich dies nun erneut als leere Versprechung.
"Wenn sich der Staat hier aus der Verantwortung zieht und Unternehmen damit beginnen, die Renovierung von Hörsälen zu finanzieren, so kommen wir in eine Abhängigkeit, die dem Ideal einer freien Bildung nicht gerecht wird", so Eduard Göbl, Vorsitzender des Sprecher- und Sprecherinnenrates.
Dieser Umstand stellt ein weiteres Beispiel für den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung dar, eine umfassende, frei zugängliche Bildung zu finanzieren. In Anbetracht der Tatsache, dass 2009 nur 4,1% des deutschen Bruttoinlandprodukts in Bildung investiert wurde, ist die Sanierung der Universität durch Sponsoring ein zusätzliches Signal in die völlig falsche Richtung. Es darf nicht die Lösung sein, sich als alt ehrwürdige Universität von der Gunst wirtschaftlicher Unternehmen abhängig zu machen.
Andreas Rosenberger, Mitglied des Sprecher und Sprecherinnenrates, weiter: "Anstatt Forderungen an die Landesregierung zur Instandhaltung der universitären Gebäude zu stellen, wird der kurze Weg über Sponsoren gegangen - inklusive der naheliegenden Konsequenz, dass der Hörsaal nun auch vermehrt für externe Veranstaltungen geöffnet werden muss."
Hier wird nicht nur die Renovierung eines Hörsaales gestiftet, gleichzeitig öffnet sich ein Tor für Investoren, die auch eigene Interessen verfolgen. Die Nutzung und Vermietung der Hörsäle an Externe und die damit einhergehende Raumnot, stellt nur eine zu befürchtende Begleiterscheinung dar. Anstatt auf eine allumfassende Ausfinanzierung der Universitäten zu pochen, nutzt die Universitätsleitung diesen Umstand, um fragwürdige Kooperationen und Abhängigkeitsverhältnisse zu etablieren.
Befreit sich der Staat damit von seinem Bildungsauftrag, und überlässt das zukunftssichernde Feld der Bildung mehr und mehr der freien Wirtschaft?
Die Studierendenvertretung der Universität Würzburg spricht sich entschieden gegen diese Form der Bildungsfinanzierung aus und erachtet sie als einen weiteren Schritt in Richtung der Privatisierung der Bildung, wie sie auch die Studiengebühren darstellen.
Daher stellt sich der Sprecherinnen- und Sprecherrat aktuell nicht nur die Frage, wo soziale Verantwortung der Unternehmen und die damit einhergehenden Kooperationen mit der Universität beginnt, sondern auch, wo diese in schlichtem Marketing auf Kosten der freien Bildung endet.
Bildung muss ein – sich in der öffentlichen Hand befindliches – Grundrecht bleiben!
AnsprechpartnerInnen:
Eduard Göbl, 0177/6875093
Anja Zürn, 0176/32052828