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Universitätsarchiv

Rektoren in Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Neue Verfassung und "Führerrektor"

Teil 5 von 7

Die nach dem Ersten Weltkrieg erneuerte Universitätsverfassung hatte nur kurze Zeit Bestand, bevor die Universität gleichgeschaltet und nach dem Führerprinzip umstrukturiert wurde. Diesen Veränderungen im Sinne der NS-Herrschaft unterwarf sich die Universität nach kurzem Widerstand.

Am 3. März 1921 verordnete das Kultusministerium die neue „Verfassung der Universität": Sie sah für den Senat neben Rektor und Prorektor den Direktor des Verwaltungsausschusses, die vier Dekane, 10 Ordinarien (=Lehrtuhlinhaber), hierbei 2 aus jeder Fakultät, wobei die philosophische Fakultät ob ihrer Größe und Gliederung in zwei Abteilungen insgesamt 4 Ordinarien stellen durfte, sowie 2 Nichtordinarien als Mitglieder vor. Die beiden Senatoren aus Reihen der außerordentlichen Professoren erhielten jedoch nur eingeschränkte Befugnisse. Rektor und Senatoren wurden durch ein Wahlgremium bestimmt, das später als Großer Senat bezeichnet wurde.

Beseitigung der akademischen Selbstverwaltung

Obgleich die Universitäten eher am Rande von der staatlichen Umgestaltung durch die NSDAP erfasst wurden, erfolgten auch hier die ideologisch motivierten Veränderungen Schlag auf Schlag. Sieben Monate nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten (Januar 1933) erfolgte die Umformung der Universitäten nach dem Führerprinzip. Die freie Wahl des Rektors wurde abgeschafft und der Senat entmachtet - ihm stand nur noch eine rein beratende Funktion zu. Die uneingeschränkte Gewalt sollte in den Händen des vom Ministerium  direkt eingesetzten Rektors als Führer der Universität liegen. Die Rechte des Senats und des Großen Senats gingen auf den Rektor über, der dem Reichswissenschaftsminister unmittelbar unterstellt war. Die akademische Selbstverwaltung war formal beseitigt, stattdessen erhielten nun verschiedene Gliederungen der Partei offiziellen oder inoffiziellen Einfluss auf die Leitung der Hochschule. Bei Berufungen beispielsweise musste der Gaudozentenbundführer befragt werden und die ideologische Zuverlässigkeit der Kandidaten prüfen.

Ein letztes Aufbäumen gegen die NS-Bevormundung

Zu einer Art Machtprobe im Ringen um die akademische Selbstverwaltung kam es Anfang 1935 in Würzburg zwischen Universität und nationalsozialistischem Staat. Nachdem im November 1934 der erste „Führerrektor“ Herwart Fischer nach einer strafrechtlichen Verurteilung abgesetzt worden war, übernahm vorübergehend der dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstehende Prorektor Georg Rost die Geschäfte. Der Senat der Universität, dem ein Vorschlagsrecht für die Ernennung des Rektors zustand, schlug in Übereinstimmung mit Rost den Rektor von 1931/32, Ferdinand Flury, vor, was vom Ministerium abgelehnt wurde. Die Hochschulkommission der NSDAP, der NS-Dozentenbund und das Ministerium einigten sich auf den Erlanger Rektor Johannes Reinmöller als Nachfolger Fischers. Ungeachtet dieser massiven Einflussnahme und in Kenntnis der eigenen Machtlosigkeit gelang es Rost dennoch, den Senat Anfang 1935 zu überzeugen, in einer nicht geheimen Abstimmung mit 83 von 112 Stimmen erneut Flury gegen den eindeutigen Willen des NS-Staates vorzuschlagen. Am 3. April 1935 ernannte das Ministerium Johannes Reinmöller zum neuen Rektor.

Wie ein Gauleiter dafür sorgte, dass die Universität ihre Szepter verlor

Nachweislich stiftete Julius Echter das erste Szepter, welches zu den wichtigsten Insignien wurden und bei verschiedenenm Feierlichkeiten zum Einsatz kam. Ursprünglich durfte sich der Rektor offiziell nicht ohne das vom Pedell getragene Szepter in der Öffentlichkeit zeigen. Das silberne Szepter aus Echters Zeit ging im frühen 18. Jahrhundert verloren oder wurde ausgemustert und wurde 1723 durch ein neues ersetzt, welches vorerst verwendet wurde.

Prächtige Szepter aus Salzburg

Das hier gezeigte Szepterpaar war ursprünglich in Besitz der 1622 inaugurierten Universität Salzburg. Nach dem Übergang Salzburgs an Bayern 1810 wurde die Salzburger Universität aufgelöst und das Königreich Bayern war somit als Landesherr von Salzburg rechtlicher Eigentümer der beiden Szepter. Nach Würzburg gelangten die beiden Szepter 1846 und wurden unter Vorbehalt des Staatseigentums an ihnen und bis zu einer anderweitigen Verfügung der Universität zur Verwendung überlassen. Da das alte Szepter inzwischen Dank eines zwischnzeitlichen Diebstahls sehr schäbig und das Ersatzszeper aus Messingblecht recht billig war, nahm man die Salzburger Szepter dankend an. In Würzburg ließ man sich in den darauffolgenden hundert Jahren die Pflege, Reperatur und Instandhaltung der Szepter einiges kosten. Erst um 1920 besann man sich wieder auf die Herkunft der Szepter, verschiedene Abhandlungen wurden verfasst.

Ein Salzburger Gauleiter wird aufmerksam

Diese Hinweise und persönlicher Ehrgeiz machten den nationalsozialistischen Reichsstudentenführer und Salzburger Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Gustav Adolf Scheel auf die prächtigen Insignien aufmerksam. Am 24. Juli 1944 wandte er sich schriftlich an den Münchner Gauleiter Paul Giesler (zugleich amtierender bayerischer Kultusminister) mit Bitte um Hilfe bei der von ihm angestrebten Rückführung der Szepter nach Salzburg. Entsprechenden Nachforschungen folgte ein Schreiben an das Würzburger Rektorat mit dem Ersuchen um einen Bericht bezüglich der Szepter, ob diese noch in Würzburg seien und ob Bedenken gegen ihre Rückgabe bestünden. Der amtierende Rektor, Prof. Ernst Seifert bedauerte zwar die wohl anstehende Rückgabe der Szepter, stellte sich ihr aber nicht entgegen. Diese Stellungnahme erfolgte vermutlich ohne Rücksprache mit dem geschwächten Senat. Begünstigend dürfte sich außerdem ausgewirkt haben, dass Seifert ein überzeugter, dem Würzburger Gauleiter Otto Hellmuth politisch nahestehender Nationalsozialist war. Im Oktober 1944 erfolgte die Übergabe der Szepter. Schlussendlich verwahrte und verwendete die Salzburger Theologische Fakultät die Szepter bis zur Wiedergründung der Salzburger Universtät 1964.

Erfolglose Rückführungsversuche nach Kriegsende

Im Würzburg der Nachkriegszeit war der Verbleib der Szepter zunächst unbekannt, bis man sich in den 1950er Jahren um deren Rückgabe bemühte. Da jedoch nicht geklärt werden konnte, ob es sich hierbei um rechtlich wirksame Vorgänge oder nationalsozialistisches Unrecht handelte und die Universität Salzburg sich auch auf keinen Tauschhandel auf kollegialer Ebene einlassen wollte, verblieben die Szepter in Salzburg. Erst für eine  Ausstellung des Universitätsarchivs konnten sie wieder als Leihgabe gewonnen und in Würzburg bewundert werden.