Alexander Schenk Graf von Stauffenberg
Gelehrter des Monats November 2019
*15.03.1905 in Stuttgart † 27.01.1964 in München
1923 Jura-Studium in Heidelberg
Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Alten Geschichte in Tübingen
1924 Studium der Altertumswissenschaften in München, Jena und Halle
1928 Promotion in Halle
1931 Habilitation zum Thema „König Hieron II. von Syrakus“ in Würzburg
1934 Lehrstuhlvertretungen in Berlin, Gießen und Würzburg
1936 Professur für Alte Geschichte in Würzburg
1937 Heirat mit Melitta Klara Schiller
1944 Sondergefangener
1948 Lehrstuhlinhaber für Alte Geschichte in München
1954 Dekan der Philosophischen Fakultät in München
Im Rahmen der Reihe „Gelehrter des Monats“ ehrt das Universitätsarchiv im November den Historiker Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, den Bruder von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, eines der Hauptakteure des Attentats am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler.
Leben und Forschung
Alexander Schenk Graf von Stauffenberg wurde 1905 in Stuttgart geboren. Er erhielt zunächst privaten Elementarunterricht, bevor er ab 1913 das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart besuchte. Nach dem Abitur 1923 immatrikulierte sich Alexander Schenk Graf von Stauffenberg in Heidelberg an der Juristischen Fakultät, wechselte aber bereits im folgenden Semester nach Tübingen, um dort Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Alte Geschichte zu studieren. Dieses Studium setzte er in den folgenden Jahren in Jena, München und Halle fort. Seine Dissertation folgte 1928 in Halle zum Thema „Untersuchungen zur Chronik des Johannes Malalas (Die Kaiserzeit von Cäsar bis Trajan)“. Drei Jahre später fertigte er an der Universität Würzburg seine Habilitationsschrift über „König Hieron II. von Syrakus“ an und war hier anschließend als Privatdozent tätig. Es folgten mehrere Lehrstuhlvertretungen für Alte Geschichte in Berlin, Gießen und Würzburg, bevor er 1936 eine planmäßige Professorenstelle für Alte Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität übernahm. Im Jahr 1942 wurde der Althistoriker an die Universität Straßburg berufen, trat den Lehrbetrieb jedoch aufgrund seines Kriegsdienstes als Offizier nicht an. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er als Bruder von Claus Schenk Graf von Stauffenberg in Sippenhaft genommen. Nach dem Krieg übernahm er 1948 den Lehrstuhl für Alte Geschichte in München, wo er bis zu seinem Tod wirkte.
Interesse für die Dichtung
In Forschung und Lehre zeichnete sich Alexander Schenk Graf von Stauffenberg vor allem durch seine gründliche und verdienstvolle Arbeit aus. Als Althistoriker beschäftigte er sich zunächst mit dem Verhältnis von Literatur und Macht, Dichtung und Staat oder Dichtung und Herrschern in althistorischen Werken. Sein Interesse galt außerdem dem Dichter Pindar und der Geschichte Siziliens. Der nachhaltigste Verdienst von Stauffenbergs für seine Disziplin war seine Teilhabe an der Gründung der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik (AEK) 1951, deren Leitung er bis 1956 innehatte. Diese Kommission widmet sich bis heute der Förderung und Veröffentlichung altertumsbezogener Forschungsarbeiten.
Die Ehefrau: Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg
Als Fliegerin der Deutschen Luftwaffe stand Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, geborene Melitta Klara Schiller, ihrem Mann während dessen Inhaftierung auf ungewöhnliche Weise bei.
Melitta Klara Schiller legte bereits als junge Frau den Grundstein für ihre spätere Karriere. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Mathematik, Naturwissenschaften, Chemie und Technische Physik in München und schloss ihr Studium 1927 mit Auszeichnung ab. Ab 1928 war sie bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt als Luftfahringenieurin tätig, Mitte der 30er Jahre besaß sie als erste Frau in Deutschland den Flugzeugführerschein in allen Klassen. Bald darauf nutzte sie ihre fliegerischen und maschinenbaulichen Fähigkeiten, um sich bei den Askania-Werken der Rüstungsforschung zu widmen. Bei der Hochzeit mit Alexander Schenk Graf von Stauffenberg im Jahr 1937 konnte Melittas jüdische Herkunft noch geheimgehalten werden, 1940 wurde sie allerdings bekannt. Dennoch konnte sie erfolgreich eine Gleichstellung als „deutschblütig“ erwirken, was vor allem ihrer Einstufung als „kriegswichtig“ zu verdanken war.
Nach dem Anschlag des 20. Juli 1944 wurde Melitta zusammen mit ihrem Ehemann inhaftiert, im Gegensatz zu ihm kam sie jedoch aufgrund ihrer „Kriegswichtigkeit“ nach sechs Wochen wieder frei. Sie wollte allerdings ihren Ehemann und die weiteren Familienmitglieder nicht im Stich lassen und erwirkte Dank ihrer Position unter anderem das Recht, ihren Mann einmal im Monat besuchen zu dürfen. Als dieser im April 1945 von dem Konzentrationslager Buchenwald, in dem er ursprünglich inhaftierte war, in ein anderes verlegt wurde, versuchte Melitta von Stauffenberg die Gelegenheit zu nutzen und Alexander Schenk Graf von Stauffenberg mit einem Flugzeug zu befreien. Der Versuch scheiterte allerdings; noch bevor sie den Gefangenentransport erreichte, wurde sie von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen und erlag kurz darauf ihren Verletzungen. Ihr Mann wurde einen Monat später aus der Gefangenschaft befreit.
Literaturempfehlungen:
Christ, Karl: Der andere Stauffenberg – der Historiker und Dichter Alexander von Stauffenberg, München 2008.
Medicus, Thomas: Melitta von Stauffenberg – ein deutsches Leben, Berlin 2012.