Alfonso Corti
Gelehrter des Monats: Alfonso Corti
* 22.06.1822 in Gambarana † 02.10.1876 in Corvina San Quirico
1841 Studium der Medizin in Pavia
1845 Assistenzstelle in Wien bei Hyrtl
1847 Erlangung der Doktorwürde
1848 Wechsel nach Bern zu Valentin
1850 Wechsel nach Würzburg zu Kölliker (unterbrochen von einem Aufenthalt in Utrecht)
1851 Weggang von Würzburg, Aufenthalte in Paris und Turin
1852 Tod des Vaters, Veröffentlichung der letzten wissenschaftlichen Publikation
1855 Heirat und dauerhafter Umzug nach Mazzolino
Der vergessene Gelehrte
Die Suche nach bedeutenden Gelehrten an der Julius-Maximilians-Universität führt den Forschenden vornehmlich zuerst zu den großen, international bekannten Namen, wie Kircher, Fischer oder Röntgen. Dabei werden gerne solche Persönlichkeiten übersehen, deren Bedeutung für die Forschung nicht von geringerem Belang ist, deren Lebensweg sie jedoch schon frühzeitig aus dem wissenschaftlichen Betrieb fortgeführt hat. Um einen solchen Fall handelt es sich bei Alfonso Corti. Der gebürtige Italiener ist für die Grundlagen des modernen Kenntnisstandes über große Teile des Innenohres bei Säugetieren, einschließlich des Menschen, verantwortlich.
Pionier des Innenohrs
Zu seinen Erstbeschreibungen zählen unter anderem die der lamina spiralis membranacea (einer dünnen Knochenleiste im Innenohr) und des Ganglions im Zentrum der Schneckenwindungen. Besonders hervorzuheben sind seine sehr präzisen Beschreibungen vor dem Hintergrund der seinerzeit noch sehr unausgereiften technischen Mittel. Darüber hinaus trägt das ebenfalls von ihm 1850 zuerst beschriebene organon spirale als „Cortisches Organ“ bis heute seinen Namen. Mit diesem Fund gelang es ihm die Schnittstelle zwischen mechanischem Reiz (Schallwelle) und Nervensignalen zu finden, auch wenn er über das Verhalten der letzteren noch keine genauen Angaben machen konnte.
Würzburger Höhepunkte
In Würzburg pflegte er einen sehr freundschaftlichen Umgang mit namhaften Größen wie Kölliker und Virchow. Dass der Name „Corti-Organ“ bis heute eine feste Größe im Medizinstudium ist, verdankt Corti seinem Würzburger Lehrer Kölliker, der diese Bezeichnung vorschlug. Überhaupt lässt sich die kurze Zeit in Würzburg als der Höhepunkt in Cortis gerade einmal sieben Jahre andauernden wissenschaftlichen Karriere ansehen. Diese wurde durch den Tod seines Vaters 1852 bereits stark zugunsten von Verwaltungsangelegenheiten und im Zuge seiner Hochzeit mit einer reichen italienischen Dame endgültig zurückgestellt.
Literaturempfehlungen:
Kley, Walter: Alfonso Corti (1822-1876) – Discoverer oft he Sensory End Organ of Hearing in Würzburg, in: Journal for Oto-Rhino-Laryngology and its Related Specialities, Bd. 48 (1986), S. 61-67.
Wyklicky, Helmut/Schmidt, Gabriela: Über Alfonso Corti (1822-1876), einige seiner Biographen und seine Beziehung zu Wien, in: Laryngo-, Rhino-, Otologie, Bd. 70-03 (1991), S. 161-163.