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Universitätsarchiv

Edna Carter

Gelehrte des Monats Februar 2020

* 29. Januar 1872 in High Cliff (Wisconsin)                           † 14. Mai 1963 in Pleasant Valley (New York)

1894       Abschluss am Vassar College
danach   stellvertretende Schulleiterin an einer High School
1896       Assistentin am Vassar College, Fachbereich Physik
1898       Studium an der University of Chicago
1899       Tätigkeit an der Wisconsin State Normal School, Oshkosh
1904       Beginn der Promotion in Würzburg
                Kennenlernen Wilhelm Conrad Röntgens
1906       Dissertation 
1912       Associate Professor am Vassar College
1919       bis 1939 Vorsitzende des Fachbereichs Physik am Vassar College
1920       ordentliche Professorin am Vassar College
1941       Professorin am Albertus Magnus College in New Haven
1943       „Verteidigungsforschung“ am California Institute of Technology

Auch im neuen Jahr wird unsere Rubrik Gelehrter des Monats weitergeführt. Zum Jubiläumsjahr für Wilhelm Conrad Röntgen und dessen Entdeckung beginnen wir mit einer Physikerin, die kurz nach Röntgen am Physikalischen Institut arbeitete und so mit ihm und einigen seiner Kollegen Bekanntschaft und teilweise auch Freundschaft schloss. Edna Carter begann ihre Promotion 1904 in Würzburg und nutzte für ihre Forschung dieselben Apparate wie Röntgen. Carter forschte unter anderem an den charakteristischen Eigenschaften der 1895 entdeckten Röntgenstrahlen und lieferte dabei Erkenntnisse, die Max von Laue zu dem Nachweis der Ausbreitung der Röntgenstrahlen als Wellen verhalfen.

Werdegang

Ursprünglich aus High Cliff, Wisconsin stammend, begann Edna Carter ihre akademische Karriere am renommierten Vassar College im Staat New York. Dort studierte Sie zunächst Biologie bei Marcella O´Grady, wechselte später jedoch zur Physik, wo sie auch 1894 ihren Abschluss machte. In den folgenden Jahren war sie als stellvertretende Schulleiterin einer High-School in Wisconsin tätig, wobei sie sich jedoch in eine Auseinandersetzung mit einem Geistlichen verstrickte und sich deshalb erleichtert zeigte, wieder an das Vassar College als Assistentin im Fachbereich Physik zurückkehren zu können. Von 1898 bis 1899 war Carter schließlich an der University of Chicago tätig; anschließend folgte eine fünfjährige Anstellung an der Wisconsin State Normal School in Oshkosh.

Zeit in Deutschland

In der Zwischenzeit war die frühere Mentorin Carters, Marcella O’Grady, nach Würzburg gekommen um mit Biologen Theodor Boveri zu forschen, den sie später auch heiratete. Hier setzte sich die Amerikanerin stark für mehr Frauenrechte an der Universität ein und erwirkte, dass qualifizierte Frauen, wie unter anderem auch Edna Carter an der Universität aufgenommen wurden. Carter bot sich so die Möglichkeit, in Deutschland ihren Doktortitel zu erlangen. Die junge Physikerin begann mit ihrer Promotion im Jahr 1904, nachdem sie sich zunächst in England mit renommierten Naturwissenschaftlern wie Lord Kelvin, Lord Rayleigh und Sir Oliver Lodge getroffen hatte. Auch in Würzburg machte Edna Carter Bekanntschaft mit zahlreichen Vertretern ihres Fachbereiches. So lernte sie auch Wilhelm Conrad Röntgen kennen, dessen Apparaturen sie auch für ihre eigene Forschung verwenden konnte. Ihr Doktorvater war  Wilhelm Wien. Noch in späteren Jahren schwärmte Edna Carter von der Zeit in Deutschland, von den kollegialen Diskussionen, aber auch von außeruniversitären, freizeitlichen Aktivitäten wie Skifahren oder einer Floßfahrt auf dem Main. Obwohl sie die einzige Frau im Labor war, sei sie von ihren männlichen Kollegen immer als ein Teil der Gruppe angesehen worden. Bei einem späteren Besuch im Jahr 1911, lernte sie auch Max von Laue kennen: Mit ihm und mit Wien stand sie noch bis zu deren Tod in regem Kontakt.

Als Wissenschaftlerin beschäftigte sich Carter vor allem mit den Röntgenstrahlen, veröffentliche allerdings auch mehrere Artikel in einem Journal über Astrophysik. Ihre Ergebnisse auf dem erstgenannten Gebiet verhalfen später indirekt auch Max von Laue zu seinem Nobelpreis, da dieser sich teilweise auf die Forschungen der befreundeten Amerikanerin stützte.

Wieder zurück in den USA

1906 schloss Carter ihre Promotion in Würzburg ab und kehrte wieder in die USA zurück. Dort nahm sie erneut eine Stelle am Vassar College an, wo sie schließlich 1912 zur Associate Professor ernannt wurde. 1920 wurde sie ordentliche Professorin. Von 1919 bis 1939 war Carter zudem Vorsitzende des Fachbereichs Physik am Vassar College. Bald darauf verließ sie das Vassar College und gründete den Fachbereich Physik am Albertus Magnus College in New Haven, an dem sie in den darauffolgenden zwei Jahre als Professorin für Physik tätig war. Von 1943 bis 1944 wirkte Edna Carter am California Institute of Technology.

Literaturempfehlungen:

Vassar College Digital Library - Carter, Edna, 1872-1963 -- Memorial Minute.
https://digitallibrary.vassar.edu/islandora/object/vassar%3A31873#page/1/mode/1up

Vassar Miscellany News, Volume XXXXV, Number 9, 16 November 1960.
https://newspaperarchives.vassar.edu/cgi-bin/vassar?a=d&d=miscellany19601116-01.2.15