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Universitätsarchiv

Hans Spemann

Gelehrter des Monats: Hans Spemann

* 27.06.1869 in Stuttgart              † 12.09.1941 in Freiburg im Breisgau

1891      Studium der Humanmedizin in Heidelberg
1893      Wechsel nach München
1894      Wechsel nach Würzburg
               Promotion und Assistenz
1898      Habilitation
               Privatdozentur
1903      Forschungsaufenthalt, Meeresbiologische Station Neapel (Italien)
1904      Professur für Allgemeine Zoologie
1908      Professur in Rostock
1914      Leitung der Abteilung für Entwicklungsmechanik im Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie
               Honorarprofessur in Berlin
1919      Professur in Freiburg
1937      Emeritierung

Beginnend mit dem Gelehrten des Monats Mai 2018 möchte das Universitätsarchiv in den kommenden Monaten vor allem die Nobelpreisträger der Alma Julia ehren. Den Anfang macht Hans Spemann, der 1935 für die Entdeckung des Organisator-Effekts mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Verschiedene Stationen

Nachdem der junge Spemann 1888 sein Abitur am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart gemacht hatte, schien er sich nicht sofort auf eine akademische Karriere festlegen zu wollen. Zunächst begann er eine Buchhändlerlehre im Laden seines Vaters, die 1890 vom Militärdienst unterbrochen wurde. 1891 führte ihn noch eine Sprachreise nach Lausanne, erst danach schrieb er sich in Heidelberg für das Studium der Humanmedizin ein. Über München führte ihn dann sein Weg bereits als Student nach Würzburg, wo er später seine erste Professur erhalten sollte. Anstoß für den Wechsel an die Alma Julia war Spemanns Bewunderung für die Arbeit Theodor Boveris, der schließlich auch sein Lehrer und Doktorvater wurde.

Nobelpreis für den Organisator-Effekt

Spemanns großer wissenschaftlicher Verdienst liegt in der Entdeckung des von ihm so bezeichneten Organisator-Effekts. Spemann bewies zusammen mit Hilde Mangold in den gemeinsamen Experimenten, dass bis zu einem gewissen Punkt der embryonalen Entwicklung die Zellen noch nicht auf einen bestimmten Ort determiniert sind. Hierzu verpflanzte er Zellen von einer Stelle des Embryos zu einer anderen. Die transplantierten Zellen entwickelten sich gemäß ihrer neuen Position und nicht etwa gemäß ihrer Herkunft. Verantwortlich dafür ist eine bestimmte Zellgruppe, die die Entwicklung der weiteren Zellgruppen organisiert, bzw. als Organisator fungiert. Für sein Werk wurde er insgesamt sechs Mal für den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin nominiert, bis er schließlich 1935 auch mit diesem ausgezeichnet wurde.

Eine Doktorarbeit mit Wurm drin

Wissenschaftliche Forschung kann jedoch eine launische Geliebte sein – anders als sein späterer Ruhm vermuten ließe, hatte Spemann mit dem Thema seiner Doktorarbeit schwer zu kämpfen: Das Fortpflanzungsverhalten des Bandwurms war der sittenstrengen Verwandtschaft seiner Verlobten zu „unappetitlich“ und drohte die künftige Eheschließung zu verhindern. Es ist der beherzten Fürsprache seines Doktorvaters Boveri für das außerordentliche wissenschaftliche Niveau der Arbeit sowie der recht liberalen Uminterpretation des Themas auf einen philosophischen Grundnenner („Über das Paradoxe“) durch einen Vetter der Verlobten zu verdanken, dass Spemann sie schließlich doch noch heiraten durfte.

Literaturempfehlungen:

Spemann, Hans: Forschung und Leben, Stuttgart 1943.
Sander, Klaus: Hans Spemann (1869–1941): Entwicklungsbiologe von Weltruf, in: Biologie in unserer Zeit 15 (1985), S. 112–119.

Literatur von Hans Spemann:

Spemann, Hans/Mangold, Hilde: Über Induktion von Embryonalanlagen durch Implantation artfremder Organisatoren, in: Archiv für mikroskopische Anatomie und Entwicklungsmechanik 100 (1924), S. 599–638.
Spemann, Hans: Über die Entwicklung des Strongylus paradoxus, Würzburg 1895.