Klara Oppenheimer
Gelehrte des Monats: Klara Oppenheimer
* 06.11.1867 in Paris † 17.05.1943 im KZ Theresienstadt
1886 Lehrerinnenausbildung am Aschaffenburger Lehrerseminar
1889 Lehrerexamen
1905 Abitur am Königlichen Realgymnasium in Würzburg
1906 Studium der Medizin in Würzburg
1910 Ärztliche Prüfung
1912 Promotion, Assistenzärztin in Würzburg, später Düsseldorf
1917 Rückkehr nach Würzburg als Ärztin an der Kinderklinik
1918 Eröffnung einer Praxis für Säuglings- und Kinderkrankheiten
1933 Schließung der Praxis aus gesundheitlichen Gründen
1942 Deportation
Anlässlich ihres 150. Geburtstages möchte das Universitätsarchiv der Julius-Maximilians-Universität Würzburg seine Reihe „Gelehrter des Monats“ im November 2017 nutzen, um die frühere Studentin Klara Oppenheimer zu ehren. Streng akademisch betrachtet, handelt es sich bei ihr nicht um eine „bedeutende Gelehrte“ – sie unterrichtete und forschte auch niemals an der Alma Julia. Stattdessen stellt sie eine in ihrem Sozialengagement und Durchsetzungsvermögen herausragende Persönlichkeit sowie eine frühe Triebkraft des Feminismus in Würzburg dar.
Hoch hinaus
Klara Oppenheimer war das Kind eines wohlhabenden, deutsch-jüdischen Ehepaares. Der Vater, reicher Investor, zog nach Würzburg und erwarb dort mehrere Immobilien, die er später seinen Töchtern vermachte. Klaras Lebensweg verlief zunächst nach Plan. Mit dem Lehrerexamen am Aschaffenburger Seminar erwarb sie den zu dieser Zeit für Frauen höchsten Berufsabschluss. Hier endete ihre akademische Reise aber nicht: Ab 1900 taucht sie als regelmäßige Gasthörerin in den Hörerinnenlisten der Julius-Maximilians-Universität auf. Nach dem Erwerb des Abiturs im Alter von 38 Jahren begann sie das kurz zuvor für Frauen möglich gewordene Studium der Medizin, das sie mit Promotion und Approbation abschloss.
Engagement für Frauenrechte
Die Ziele Oppenheimers beschränkten sich aber nicht auf ihr eigenes akademisches Vorankommen. Schon 1898 gründete sie mit Gleichgesinnten den Verein „Frauenheil“, dessen erklärtes Ziel „die Förderung höherer Bildung des weiblichen Geschlechts und der Erwerbsfähigkeit der auf eigenen Unterhalt angewiesenen Frauen durch Unterricht in Kochen, Handarbeiten und Bügeln“ war. Dass sich der Unterricht in Wahrheit nicht auf die letztgenannten Punkte beschränkte, zeigt die Anfrage des Medizinprofessors Lehmann, der bei der Universitätsleitung um Erlaubnis bat, für den Frauenheilverein einen Kurs durchführen zu können. Zudem richtete der Verein eine Rechtsberatungsstelle für Frauen ein, die einer akademischen Laufbahn nachgehen wollten. 1918 eröffnete Oppenheimer eine eigene Arztpraxis, was sie zur ersten niedergelassenen Ärztin in Würzburg machte.
Diskriminierung und Nationalsozialismus
Als jüdische Frau des frühen 20. Jahrhunderts, ihr Leben lang unverheiratet, die zudem ein Studium anstrebte, konnten Spannungen mit rückwärtsgewandten Kräften nicht ausbleiben. Bereits als Studentin versuchte Oppenheimer erfolglos ein Disziplinarverfahren gegen Studenten der Klinikervereinigung anzustrengen, die sich öffentlich über ihr Alter und ihre Abstammung lustig machten. Existenzieller wurde es noch in der Zeit des Nationalsozialismus: Hohe Summen ihres Vermögens wurden als „Sicherheit“ vom Staat verlangt, der Zugang zum übrigen Geld wurde ihr stark eingeschränkt, und das Haus, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, wurde vom Staat ohne finanziellen Ausgleich zum „Judenhaus“ gemacht. Inzwischen hatte sie – illegal – ein Behandlungszimmer für jüdische Patienten, die inzwischen nicht mehr von arischen Ärzten behandelt wurden, eingerichtet, das sie 1940 auf Druck der Gestapo schließen musste. Am 23. September1942 – im Alter von 74 Jahren – wurde Klara Oppenheimer nach Theresienstadt deportiert und kam dort am 17. Mai 1943 ums Leben.
Literaturempfehlungen:
Dettelbacher, Werner: Dr. Klara Oppenheimer – die erste niedergelassene Kinderärztin Würzburg, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Bd. 21 (2002), S. 43-48.
Hessenauer, Heike: Etappen des Frauenstudiums an der Universität Würzburg (1869-1939), Neustadt a. d. Aisch 1998.