Margarete Köstlin-Räntsch
Gelehrte des Monats Juni 2020
* 18. November 1880 in Berlin † Sommer 1945 in Wargenau (Ostpreußen)
1901 Maturitätsprüfung
1901 Studium der Humanmedizin in Freiburg, München und Berlin
1903 Immatrikulation an der JMU
1907 Dissertation an der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg
1908 Tätigkeit als Ärztin
Die Gelehrte des Monats im Juni ist Margarete Köstlin-Räntsch, die zu den wenigen deutschen Ärztinnen Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte. Sie studierte an der Julius-Maximilians-Universität als eine der ersten Frauen im Status einer Studentin und promovierte in Medizin. Sie wird beschrieben als eine sehr selbstbewusste und emanzipierte Frau.
Als Frau in einer Männerwelt
Um überhaupt studieren zu können, musste sie nach dem Besuch der Höheren Töchterschule einen Gymnasialkurs bei Helene Lange selbst bezahlen. Nur so war es ihr in einer Zeit, in der Frauen keine höhere Bildung erlangen konnten, möglich, 1901 die Maturitätsprüfung abzulegen.
Nachdem sie ihr Studium der Humanmedizin in Freiburg, München und Berlin begonnen hatte, wechselte sie schließlich zum Wintersemester 1902/1903 zunächst als Hörerin nach Würzburg, da es ihr anfänglich nicht erlaubt war, regulär zu studieren. Am 19. Oktober 1903 immatrikulierte sie sich als eine der ersten drei Würzburger Studentinnen für Medizin. Nun konnte sie die verbleibenden vier Semester bis zur ärztlichen Prüfung absolvieren. Mit ihr studierten Grete Ehrenberg und Barbara Heffner. 1906 erhielt Räntsch sie schließlich ihre Approbation.
Traumberuf Ärztin
Von 1907 bis 1908 schrieb sie als erste Frau ihre Dissertation mit dem Titel „Untersuchungen über die Glätte von Kleiderstoffen“ an der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg bei Prof. Karl Bernhard Lehmann. Sie ließ sich 1908 in der Nähe von Kiel als Ärztin nieder und war bald darauf bis 1917 im Heinrich-Kinderhospital in Kiel als Ärztin tätig. Ab 1917 praktizierte Köstlin-Räntsch nicht mehr aktiv als Ärztin. Jedoch hatte sie schon Jahre zuvor ihrem Mann als Bedingung für eine Hochzeit genannt, dass sie nie ganz auf die Medizin verzichten würde. Daher stellte sie nach dem Umzug auf den gemeinsamen Gutshof die medizinische Versorgung ihrer Familie, so wie aller Angestellten und deren Familien sicher.
Im Sommer 1945 wurden Margarete Köstlin-Räntsch und ihr Mann von Soldaten der Roten Armee ermordet, was ihre Kinder erst viel später erfahren sollten.
Familienleben abseits der damaligen Norm
Margarete Köstlin-Räntsch entsprach nicht dem gängigen Rollenbild einer Frau des frühen 20. Jahrhunderts. Sie erzog beispielsweise ihre Kinder Ulrich, Elisabeth und Beate gleichberechtigt und nicht, wie üblich, gemäß den starren Geschlechterbildern dieser Zeit. Ihre Töchter genossen ebenso viele Freiheiten, wie ihr Sohn. Auch ihre Schuldbildung war geprägt von dem Besuch reformpädagogischer Schulen. Ihre Kinder klärte sie früh auf und Sexualität war kein Tabuthema in der Familie, was vor allem Beate stark prägte.
Mutter einer starken Frau – Beate Uhse
Durch das mütterliche Vorbild und die freiheitliche Erziehung wuchs Beate zu einer emanzipierten Frau heran, welche später nicht nur mit ihrem florierenden Unternehmen gegen die Konventionen verstieß, sondern bereits früh einer für Frauen jener Zeit eher ungewöhnlichen Leidenschaft nachging. Margarete Köstlin-Räntsch erteilte die Erlaubnis zur Durchführung von Rundflügen über dem Grundstück des familiären Gutshofes, weshalb Beate schon als Kind mit dem Fliegen in Berührung kam und bereits in jungen Jahren mitfliegen durfte. Seit sie acht Jahre alt war, wollte die jüngste Tochter der Ärztin Pilotin werden und setzte diesen Plan auch erfolgreich in die Tat um. Bevor sie sich ihrer Karriere als Unternehmerin widmete und damit rasch Berühmtheit erlangte, überführte die ausgebildete Kunst- und Sportfliegerin im Rang eines Hauptmanns der Luftwaffe bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Flugzeuge an die Front. Nach Kriegsende führte das Flugverbot der Alliierten zu ihrer beruflichen Neuorientierung im Zuge derer sie zu einer der einflussreichsten Geschäftsfrauen Deutschlands wurde.