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Universitätsarchiv

Dem Tod auf der Spur

23.01.2024

Wenn Körperteile auf Papier gebannt werden und warum die Obduktion von Leichen auch im Uniarchiv mitunter eine Rolle spielt.

Über 400 Akten warten auf ihre Benutzung. Bild: Anne Bils/UAWue

Im Oktober 2020 sollte endlich ein wichtiger Bestand seinen Weg in die Räumlichkeiten des Uniarchivs am Campus Hubland Nord finden. Der Altbestand des pathologischen Instituts der Universität Würzburg wurde von den Beschäftigten des Archivs vor Ort in Augenschein genommen, für archivwürdig befunden und somit in Gänze übernommen. Nach monatelanger Arbeit mit dem Bestand ist er nun vollständig erschlossen und verzeichnet. Das bedeutet, dass Forscherinnen und Forscher ab sofort entsprechende Anfragen an das Archiv stellen können, woraufhin die benötigten Archivalieneinheiten (Ordner, Hefter, Mappen, Bücher, etc.), nach einer Recherche durch die Archivmitarbeiterinnen im Archiv-Fachinformationssystem (In Würzburg ist ActaPro in Verwendung), bereitgestellt werden können. Die Benutzenden können dann nach Vereinbarung eines Termins im Lesesaal des Universitätsarchivs eigenständig mit den Originalquellen arbeiten, die zum Teil bereits in den Händen des berühmten Rudolf Virchow lagen.

Der Bestand umfasst 431 Akten des Pathologischen Instituts von 1824 bis 1990. Größtenteils handelt es sich hier um Sektionsberichte, beginnend ab 1860 bis 1990, welche die detaillierte innere Leichenschau umfassen. Diese liegen pro Jahr nach Sektionstermin fortlaufend nummeriert vor. Die Sektionen verfolgen den Zweck die genaue Todesursache sowie mögliche (Vor-)Erkrankungen festzustellen. Die Sektionsberichte liegen ab 1911 bis 1990 fast vollständig vor und decken so unter anderem auch beide Weltkriege ab. Hieraus ergibt sich das Potenzial Studien zu Todesursachen, Volkskrankheiten, Entwicklungen während der Weltkriege oder Erkenntnisse in der Demographie sowie die Genese der pathologischen Methoden, durchzuführen. Neben der Todesursache finden sich in fast allen Berichten genaue Beschreibungen des Zustandes der einzelnen Organe. Teilweise sind auch Fotografien zu einzelnen Sektionen mitüberliefert, sowie Korrespondenz mit anderen pathologischen oder histologischen Instituten oder, in seltenen Fällen, Versicherungen.[1]

Aus der Zeit vor der Abspaltung des Pathologischen Instituts von der klassischen Anatomie 1845 sind Auflistungen der verschiedenen Präparate und welche Krankheitsbilder diese darstellen überliefert. Aus der Zeit Rudolf Virchows an der Universität Würzburg (1849-1856) sind neben einigen Sektionsprotokollen außerdem ein Zuwachs-Katalog, in welchem die neu eingegangenen Präparate aufgelistet sind, zwei Leichenbücher sowie das Diarium von Virchow vorhanden. In seinem Tagebuch der Pathologie hielt Virchow kurze Arbeitsberichte, wie beispielsweise Erkenntnisse aus Sektionen, die er durchführte oder Informationen über neue Präparate fest.[2]

Zum Zeitpunkt der Institutsgründung in Würzburg 1845 gab es im deutschsprachigen Raum nur eine weitere vergleichbare Einrichtung, nämlich das im Vorjahr gegründete Pathologische Institut in Wien. Vor allem der Anatomieordinarius Martin Münz wehrte sich gegen die Abspaltung der Pathologie von der klassischen Anatomie, Befürworter der Spaltung waren in Würzburg die Professoren Franz von Rinecker und Johann Lukas Schönlein[3].  Die Pathologie hat in Würzburg eine lange Tradition. Neben den aufwendig inszenierten Bestattungen der Fürstbischöfe Würzburgs wurden bereits im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts Obduktionen an den im Juliusspital verstorbenen Patienten durchgeführt, um die Ursachen des Todes besser zu verstehen. Weitere nennenswerte Vertreter des pathologischen Instituts in Würzburg waren Eduard Rindfleisch und Friedrich v. Recklinghausen. Eine vollständige Liste der Direktoren kann hier eingesehen werden.[4]

Rudolf Virchow wirkte von 1849-1856 als Amtsinhaber des pathologischen Instituts in Würzburg sowie als ordentlicher Professor für den Lehrstuhl der pathologischen Anatomie am Juliusspital. Er war zudem von 1852 bis 1856 Konservator der Pathologisch-Anatomischen Sammlung. Eine seiner wichtigsten Lehren, die Zellularpathologie entwickelte Virchow in seiner Zeit in Würzburg. Des Weiteren befasste er sich während seiner Würzburger Zeit vertieft mit Thrombosen und arbeitete eng mit dem Anatom Kölliker zusammen.[5]

Autorinnen: Anne Bils, Mareile Mansky

Kontakt: uniarchiv@uni-wuerzburg.de

 

 


[1] Quelle: UAWue FAK

[2] Quelle: UAWue FAK

[3] https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/persoenlichkeiten/gelehrtentafeln/johann-lukas-schoenlein/

[4] Quelle: https://www.pathologie.uni-wuerzburg.de/geschichte/institutsgruendung/

[5] Quelle: https://www.pathologie.uni-wuerzburg.de/geschichte/historische-direktoren/rudolf-virchow/

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