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Universitätsarchiv

Neubaukirche

Die Neubaukirche

Früher Gotteshaus, heute Festaula

Als die Universität Würzburg 1582 vom katholischen Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn gegründet wurde, bekam sie auch ihre eigene Kirche. Heute wird diese nicht mehr für Gottesdienste genutzt, sondern als Festsaal für Universitätsfeiern, für Konzerte und Tagungen. Ihren Namen soll die Neubaukirche daher haben, dass der neu errichtete Gebäudekomplex der Universität im 16. Jahrhundert der Neubau in Würzburg schlechthin war.

Die Geschichte der Kirche beginnt 1583, ein Jahr nach der Gründung der Universität. Damals beauftragte der Fürstbischof den Mainzer Hofbaumeister Georg Robin, der für ihn 1576 schon die Planung des Juliusspitals übernommen hatte, mit dem Bau des Gotteshauses. Ost, Nord- und Westflügel der Echter-Universität waren bereits errichtet, als die Arbeiter 1586 mit dem Bau der Kirche begannen. Zwei Jahre später gab Echter den Auftrag, ein Grabmal für sich in der Kirche zu errichten. Er verfügte, dass sein Herz dort beigesetzt werden sollte.

Am 8. September 1591 wurde die Universitätskirche festlich eingeweiht. Im darauffolgenden Jahr war der gesamte Gebäudekomplex aus Kirche und Universität vollendet.

Einfall der Schweden stoppte Restaurierung

Der Bau war somit sehr schnell fertiggestellt worden – zu schnell, wie sich herausstellen sollte. Schon bald waren erhebliche Eingriffe nötig, um die Bausubstanz zu erhalten: 1626 musste das Kirchengewölbe abgetragen werden, und schließlich war es sogar nötig, den Turm abzudecken. Die Restaurierungsarbeiten waren noch nicht richtig in Gang, als sie 1631 wegen des Einfalls der Schweden zum Erliegen kamen. Fast 70 Jahre blieb die Kirche danach ohne Dach und Gewölbe – Wind und Wetter konnten ungehindert Schäden anrichten.

1696 beauftragte dann Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg den Künstler Antonio Petrini mit der Restaurierung: Die Kirche erhielt ein neues Gewölbe und ein neues Dach, die sechs Strebepfeiler der Südseite wurden um drei weitere verstärkt, das zweite Obergeschoss des Turmes und der Oktogon darüber wurden errichtet. Der Turm erhielt damit im Wesentlichen seine heutige Form.

Altäre und Kanzel wurden verkauft

Im Auftrag von Fürstbischof Johann Philipp Greiffenclau erhielt die Kirche im 18. Jahrhundert eine neue Innenausstattung. Die blieb ihr jedoch nicht lange erhalten; das meiste davon ging verloren, als das Gebäude zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation profaniert und anschließend als Akten- und Bücherdepot genutzt wurde. Selbst der barocke Hochaltar sowie die Seitenaltäre und die Kanzel wurden entfernt und verkauft.

1851 wurde das Depot aufgelöst. Die Kirche erhielt eine Orgel und wurde ab 1867 dann auch wieder für Gottesdienste genutzt. 1882, bei der 300-Jahrfeier der Universität, beschloss man, den Innenraum neu zu gestalten. Bis 1890 wurde die Kirche von namhaften Künstlern der Zeit farbig ausgestattet – unter anderem mit Freskogemälden des Münchener Malers Barthelme.

Doch lange sollte die Kirche auch dieses Mal nicht Bestand haben: Nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert prägte sie das Stadtbild in ihrer ganzen Pracht. Bei dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde auch die Neubaukirche und mit ihr der größte Teil der Universitätsbibliothek, die in der Alten Universität untergebracht war, wie die restliche Stadt fast vollständig zerstört.

Ein Jahr lang Schutt geräumt

Rund ein Jahr lang, bis Ende 1946, dauerte allein die Schutträumung, und auch danach hatte zuerst einmal die Wiederherstellung des funktionierenden Lehrbetriebs an der Universität Vorrang. Kirche und Turm erhielten 1949 nur ein notdürftiges Dach. Mitte der 1950er-Jahre wurde es aber durch einen Sturm zerstört. Danach rückte das Schicksal der Kirche mehr und mehr ins Blickfeld der Verantwortlichen: Schnell wurde klar, dass die Universität alleine die Finanzierung eines Neuaufbaus nicht würde schultern können. Darum führte man zunächst nur die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen durch. Bis 1957 waren sie abgeschlossen.

Ende der 1960er-Jahre dann beschloss der damalige Rektor, Professor Werner Uhlmann, sich der Sache anzunehmen. Zusammen mit der Würzburger Presse rief er eine Reihe von Spendenaktionen ins Leben. Bei einer der ersten Aktionen konnte man für 50 Mark einen Stich von Högler und Salver erwerben. Das war der Beginn einer konzertierten Aktion von Künstlern, Unternehmern, Wissenschaftlern, studentischen Verbänden, Firmen, Vereinen, Journalisten und vielen, vielen Bürgern der Stadt und des Umlandes, in deren Rahmen man vom Tag der offenen Tür über Konzerte, Ausstellungen und vieles andere mehr nichts unversucht ließ, um möglichst viel Geld für den Wiederaufbau zusammenzubekommen. Unter anderem ließ man Gold- und Silbermedaillen prägen, deren Verkaufserlös für die Neubaukirche verwendet wurde und für die der Würzburger Verschönerungsverein die Grundfinanzierung übernommen hatte.

Im Jahr 1970 folgte ein Beschluss des Senats zum Wiederaufbau der Kirche. Dabei wurde festgelegt, dass sie nach ihrer Renovierung als Konzertsaal, Festsaal, Aula, Raum für Ausstellungen etc. genutzt werden sollte. Am 28. September 1977 war es schließlich so weit: Das Richtfest für den Turm der Neubaukirche wurde gefeiert.

Fünf Jahre später, 1982, feierte die Universität das 400-jährige Jubiläum ihrer Gründung durch Julius Echter. Zu diesem Anlass wurde das Herz des Universitätsgründers – es hatte die Bombennacht vom März 1945 in einer Zinnkapsel unversehrt überstanden – am 13. September feierlich in einem speziell dafür angefertigten Ehrenmal in der Kirche beigesetzt. Am 7. November 1985 schließlich wurde die Neubaukirche wiedereröffnet.

Beleuchtung und Carillon

Heute steht die Kirche besser da als je zuvor: Sie wurde kurz nach ihrer Fertigstellung, 1986, mit einer Schuke-Orgel ausgestattet (nach der im Dom die zweitgrößte Orgel in der Stadt). Seit 2003 wird der Turm der Kirche nach Anbruch der Dunkelheit angestrahlt. Damit ist er auch in dieser Hinsicht den anderen großen Bauten der Stadt gleichgestellt.

Schließlich bekam der Kirchturm 2005 auf Initiative des damaligen Universitätskanzlers Bruno Forster ein Carillon, wie es sich außer in Würzburg nur an wenigen anderen europäischen Hochschulen findet. Auch diese zusätzliche Ausstattung verdankt die Kirche zu einem ganz wesentlichen Teil einer Vielzahl von Spendern.

Mehr Informationen

 

"Die Würzburger Universitätskirche 1583-1973. Zur Geschichte des Baues und seiner Ausstattung", Reinhardt Helm, in: "Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg", Bd. 5, Neustadt a.d. Aisch 1976

Kunst in der Neubaukirche

Zwei Kunstwerke schmücken seit dem 10. Dezember 2010 die Stirnseiten der beiden Seitenflügel der Neubaukirche. Die Skulpturen – Christus und Katharina – hat der Maler und Bildhauer Karlheinz Oswald geschaffen. Sie sind jeweils 140 Zentimeter groß. Ihre Oberfläche trägt eine spezielle Patina, die durch Wachs, Gips und Oxidation erzielt wurde.

Christus und die heilige Katharina sollen „zeichenhaft auf die ursprüngliche Nutzung der Neubaukirche als Kirche der von Fürstbischof Julius Echter wiederbegründeten Universität und auf deren heutige Nutzung als festliche Aula der Alma Julia verweisen“, wie es der Kunstreferent der Diözese Würzburg, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen formulierte.

Der frühere Vorsitzende des Universitätsbundes, Fürst Albrecht zu Castell-Castell, hatte die Anregung dazu gegeben, die Neubaukirche künstlerisch zu schmücken. Die Hochschulleitung unter Präsident Alfred Forchel hat diese Anregung aufgenommen und zusammen mit dem Kunstreferat der Diözese Würzburg umgesetzt. Finanziert wurde die Anschaffung aus Mitteln der Diözese und durch Spenden, zu denen Forchel und der Ehrensenator der Uni, Professor Dieter Salch, gemeinsam aufgerufen hatten.