Programm und Anmeldung
Das Symposium „Innovation – und dann? Perspektiven und Inspirationen für die Zukunft der Lehre“ fand in Präsenz und mit Online-Anteilen an der Universität Würzburg statt.
Auf die Teilnehmenden wartete ein abwechslungsreiches Programm aus Kurzimpulsen, Workshops, Diskussionen und vielen weiteren aktivierenden Formaten. Interessentinnen und Interessenten waren eingeladen, die Entwicklungen aus den Projekten QUADIS und WueDive zu testen, eigene Ideen für die Lehre einzubringen und gemeinschaftlich vor Ort weiterzudenken oder mit anderen Hochschulakteur:innen über die Zukunft bzw. Verankerung von Innovation zu sprechen.
Mit den Projekterfahrungen und -ergebnissen als Ausgangspunkt stellten wir die Frage: „Was kommt nach der Innovation?“
Donnerstag, 23. Mai 2024
12:00-13:00 Uhr: Ankommen mit Snacks
13:00-14:30 Uhr in der Lecture Hall: Eröffnung und Keynote von Prof. Dr. Thomas Hoffmeister [Stream]
Die Förderung von Lehrinnovationsprojekten an deutschen Hochschulen ist unzweifelhaft wichtig. Sie gibt Hochschulleitungen die Möglichkeit, Impulse zu setzen und Veränderungen anzustoßen und Profilierung zu erreichen, sie ermöglicht Lehrenden, Unterstützung zu erhalten bei der Innovation der Lehre, die ohne diese Unterstützung teilweise völlig unmöglich wäre. Gleichzeitig jedoch folgt sie einer absurden Logik. In aller Regel können diese Projekte nur mit umfangreichem zusätzlichen personellen Aufwand durchgeführt werden, der nach Projektende nicht weiter finanziert wird. Trotzdem sollen die Innovationen weiter greifen. Man stelle sich vor, in der Forschung, mit einer ähnlichen Förderlogik, würde eine ähnliche Nachhaltigkeit verlangt. Beim Qualitätspakt Lehre musste die Nachhaltigkeit der Projekte gegenüber dem Mittelgeber schriftlich versichert werden. Eine Evaluation der Projekte durch das ZQ Mainz unter Uwe Schmidt hat sich mit der Erfüllung dieser Forderung auseinandergesetzt und wenig positive Evidenz gefunden. Wenngleich es mit dem Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken dauerhafte zusätzliche Mittel für Lehre gibt, klingt das erst einmal so, als sei alles verloren; doch dem ist nicht so. Anhand von Theorie zu Change-Prozessen und eines Beispiels möchte ich zeigen, dass es mindestens in Teilen eine Nachhaltigkeit von Lehrprojekten geben kann und dass selbst dort, wo scheinbar keine Nachhaltigkeit erreicht wird, nicht alles verloren ist.
Thomas Hoffmeister ist seit 2004 an der Uni Bremen nach Studium, Promotion und Habilitation in Kiel und Forschungsaufenthalten in der Schweiz, Kanada, den Niederlanden und Frankreich Professor für Populations- und Evolutionsökologie. Er war zwischen 2010 und 2014 zunächst Prodekan, dann Dekan seines Fachbereichs und von 2014 bis 2022 Konrektor für Lehre und Studium der Universität Bremen und verantwortete in der Zeit die Systemakkreditierung der Uni Bremen, das QualitätsPaktLehre-Projekt ForstAintegriert zum Forschenden Lernen und den Skill-UB Antrag zur Digitalisierung der Lehre bei der StIL. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Rektorat war er zwei Jahre lang Mitglied der HRK-Kommission für Lehre und Studium. Er ist Mitglied des LehreN-Netzwerks, des Kernteams des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) und des Wissenschaftlichen Beirats der StIL.
14:30-15:00 Uhr: Kaffeepause
15:00-16:30 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Spotlight Diskussion "Qualität digitaler Lehre" [Stream]
Moderation: Dr. Christoph Röseler
Auf dem Podium: Dr. Anette Köster (Universität Würzburg), Dr. Uwe Fahr & Marina Fleck (QUADIS), Michaela Hausbacher & Henry Mörtl (SSR der Universität Würzburg) und Uwe Reckzeh-Stein (Hochschulforum Digitalisierung)
1. OG: Lightning Talks "Aus der Praxis hochskaliert – Lösungen für die Breite"
Referentin: Dr. Sabrina Navratil (Universität Mannheim)
Dieses InnoMa-geförderte Projekt beschäftigt sich mit einem digitalen Lernangebot innerhalb einer Linguistik-Vorlesung, das kognitive Aktivierung und individualisierte Unterstützung als zentrale Dimensionen für erfolgreiches digitales Lernen versteht und induzieren möchte. Das Lernangebot besteht aus zwei Komponenten: Self-check Fragen und daraus individualisierten Lernmaterialien zum Weiterlernen. Die Self-check Fragen sind freiwillige Übungsaufgaben, die den Bachelor-Studierenden auf der Lernplattform Ilias zur Verfügung gestellt werden und die Kernkonzepte der Vorlesung innerhalb von drei Selbstlernmodulen abdecken. Dabei werden diese Konzepte in drei Selbstlernmodule unterteilt, die jeweils eingangs einen Self-check zum formativen Assessment der Leistung bereitstellen. Daraufhin werden Studierenden Lernmaterialien unterschiedlicher Schwierigkeit und Anforderungen als zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt, die Studierende für ihr Selbststudium individuell nutzen können. Außerdem soll dieses Angebot der bestehenden Heterogenität des Vorwissens entgegenwirken. Die Lernmaterialien umfassen dabei interaktive Lernvideos, Wikis, Textauszüge und Übungen, welche die Studierenden dabei unterstützen sollen, die relevanten Themenbereiche vertiefend zu lernen. Ziel ist es demnach, die Studierenden durch das digitale und interaktive Lernangebot kognitiv zu aktivieren, indem ihnen anregende, relevante und herausfordernde Aufgaben dargeboten werden. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass das wiederholte Lernen von Lerninhalten zu einem verbesserten Wissenserwerb führt (vgl. Butler, 2010). Das Lernangebot zielt außerdem darauf ab, die Studierenden individuell zu unterstützen, indem es ihnen eine vorangestellte Diagnostik und eine prozessbegleitende Rückmeldung über ihren Lernstand bietet.
Das InnoMa-Begleitforschungsteam ist innerhalb dieses Projektes motiviert, mehr Informationen über die Nutzung, die Wahrnehmung und die Nützlichkeit des digitalen Lernangebots aus Sicht der Studierenden zu erfassen. Das bedeutet, dass den Fragestellungen nachgegangen wird, wie häufig Studierende die angebotenen Self-check Fragen nutzen und wie sie diese beurteilen. Gleichzeitig möchte die Evaluation des Projektes mehr Aufschluss darüber geben, ob die Nutzung des digitalen Lernangebots die spätere Klausurleistung voraussagt. Für diese Fragestellungen sollen Log-, Leistungs- und Selbstberichtsdaten durch Fragebögen, wie z. B. dem Unified Theory of Acceptance and Use of Technology 2 (UTAUT2; Harborth & Pape, 2018) und dem modularen Fragebogen zur Evaluation digitaler Lehr-Lernszenarien (MOFEDILLS; Kärchner et al., 2023) herangezogen werden. Die Ergebnisse des Projekts sollen dazu beitragen, die Wahrnehmung und Akzeptanz von digitalen Lernangeboten in der Hochschullehre zu erhöhen und ein besseres Verständnis darüber zu erhalten, wie Studierende digitale Lernangebote nutzen und welche Bedeutung sie diesen zuweisen.
Referentin: Dr. Anna Schneider (FAU Erlangen-Nürnberg)
Die zunehmende Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in unserem Alltag und in der Wissenschaft macht es unerlässlich, dass Studierende nicht nur technisches Wissen erlangen, sondern auch die Fähigkeit zur kritischen Reflexion entwickeln. Dieser Herausforderung widmet sich insbesondere der Bereich der Wissenschaftsreflexion.
Dieser Beitrag präsentiert ein beispielhaftes, interaktives Lehrkonzept, das sich auf die aktive Integration von KI in Lehrveranstaltungen konzentriert und gleichzeitig die Fähigkeit der Studierenden zur Reflexion über deren Einsatz fördert. Es zielt darauf ab, nicht gegen, sondern vielmehr mit der KI-bedingten Entwicklung im universitären und prüfungsbezogenen Kontext zu arbeiten. Die inhaltliche Verortung des Seminars im Bereich Wissenschaftsreflexion setzt einen Rahmen, der den Studierenden ermöglicht, komplexe Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und ihre Rolle als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kritisch zu reflektieren. Insbesondere im Bereich der Schlüsselqualifikationen, die eine disziplinunabhängige Kompetenzerweiterung ermöglichen, liegt der Fokus auch auf der individuellen Weiterentwicklung der Teilnehmenden. Die konkrete Arbeit an individualisierten, arbeitsmarktorientierten Prüfungsleistungen wie Portfolios bietet die Möglichkeit personalisierter Lernpfade. Diese besondere Art der Prüfungsleistung trägt auch zur Erhöhung der Sichtbarkeit auf dem Arbeitsmarkt bei, indem sie den Studierenden ermöglicht, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen anschaulich darzustellen. Insgesamt lädt der Beitrag zur Reflexion und Erweiterung bestehender Lehr- und Prüfungskonzepte im Rahmen neuer Hürden und Herausforderungen aktueller Entwicklungen ein.
Referent:innen: Prof. Dr. Inga Saatz (Fachhochschule Dortmund), Frau Katinka Hesse (Hochschule Hamm-Lippstadt) und Tobias Panteleit (TH Köln)
Die Vermittlung und das Einüben von Lösungsmethoden für physikalisch-technischen Aufgaben ist essenziell in MINT-Studiengängen. Obwohl bestehende Lernmanagementsysteme (ILIAS, moodle) auch den Einsatz von Rechenaufgaben erlauben, ist die Erstellung valider Fragen und Antworten für Lehrende in physikalisch-technischen Fächern sehr aufwendig und damit fehleranfällig. Im Projekt ALepa.nrw werden interdisziplinär nutzbare Lernsequenzen für die physikalisch-technische Grundlagenausbildung in MINT-Studiengängen als OER-Material entwickelt. Jede Lernsequenz besitzt einen thematischen Schwerpunkt und ist zweiteilig aufgebaut. Sie besteht aus einem interaktives h5p-Lernmodul sowie aus einer Aufgabensammlung bestehend aus STACK-Aufgaben. Ein Lernmodul beinhaltet in kompakter Form eine Zusammenfassung der relevanten fachlichen Inhalte zusammen mit Beispielaufgaben (Worked-Examples). Im zweiten Teil der Lernsequenz werden weitere Aufgaben zum selbstregulierten Lernen angeboten. Durch den modularen Aufbau kann eine hohe Adaptierbarkeit der Lernsequenzen durch die Dozierenden an die jeweiligen Lerngruppen, Lernvoraussetzungen und Lernziele erreicht werden.
Für beide Teile der Lernsequenz wurde jeweils ein Style-Guide entwickelt, um die Qualität des OER-Materials zu sichern und eine Verwendung in unterschiedlichen Lernkontexten zu vereinfachen. Durch die Style-Guides werden sowohl die formale als auch die inhaltliche Struktur der beiden Teilelemente definiert. Die formale Struktur verfolgt das Ziel, die extrinsische kognitive Belastung zu minimieren. Die einheitliche Gestaltung von h5p-Lernmodulen sorgt dafür, dass ein hoher Wiedererkennungswert erreicht und Ablenkung reduziert wird.
Die inhaltliche Struktur der h5p-Lernmodule orientiert sich an der Cognitive Load Theory (Sweller, 1988, 2006; van Gog, Paas & Sweller, 2010) und deren Prinzip der Beispielaufgaben (Worked-Examples). Zu Beginn werden unter der Überschrift “Was erwartet mich” Lernziele klar definiert und somit die Studierenden auf die Lernsequenz vorbereitet. Für die h5p-Lernmodule wird ein interaktives Buchformat verwendet, damit auch ein schnelles Springen zwischen den aufeinander aufbauenden Kapiteln möglich ist und ein variabler Lernweg unterstützt wird. Generell erfolgt die Wissensvermittlung in Form von Präsentationsfolien, wobei hier auf das Zusammenspiel von Bildern/Animationen und Text geachtet wird. Damit sollen für unterschiedliche Lernbedürfnisse der Studierenden alternative Erklärungsmöglichkeiten angeboten werden. Inhaltlich soll darauf geachtet werden, nur die wesentlichen Informationen (wie z.B. wichtigsten Formeln) prägnant darzustellen, um z.B. die Studierenden bei der Formelsammlungserstellung sowie Wiederfindung dieser, zu unterstützen. Die dazugehörigen integrierten Wissens- und Rechenaufgaben dienen der Selbstüberprüfung des Neuerlernten sowie zur Wiederholung von bereits erlernten Themen. Jedes h5p-Lernmodul endet mit einer Abschlussaufgabe, die als geführtes Rechenbeispiel in Form eines vertonten und untertitelten Videos zur Verfügung steht. Dieses Rechenbeispiel zeigt eine schrittweise aufgebaute Lösung der Aufgabe, wobei das Video pausiert werden kann, um den Studierenden die Möglichkeit der Selbsterarbeitung und anschließende Selbstüberprüfung zu ermöglichen.
Der entwickelte Style-Guide für die STACK-Aufgaben widmet sich auch den formalen und inhaltlichen Aspekten, um die extrinsische kognitive Belastung zu minimieren und selbstregulierendes Lernen zu fördern. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist nicht nur die einheitliche Darstellung der Aufgaben für eine leichtere Orientierung und Bedienbarkeit, sondern auch ein Feedback, dass den Studierenden gegeben werden soll. Neben einer ausführlichen Musterlösung soll der Nutzer auch auf die typischen Fehlerbilder gezielt hingewiesen werden. Im ALepa.nrw Projekt wurden bisher 14 Lernsequenzen entwickelt und unter anderem in Studiengängen der Physik, Mechatronik, Elektrotechnik und Informatik eingesetzt und positiv evaluiert.
Referentin: Katrin Niewalda (Universität Würzburg)
Im Rahmen der europäischen Universitätsallianz CHARM-EU spielen Hybrid Active Learning Classrooms, kurz HALCs, eine bedeutende Rolle. Sie sind der zentrale Lernort, wo die Studierenden im Master „Global Challenges for Sustainability“ Wissen erwerben und Fertigkeiten ausbauen. Durch das hybride Lernsetting können die Studierenden in international zusammengesetzten Kleingruppen verschiedene challenges bearbeiten und auf diesem Weg transnationale Lernerfahrungen sammeln.
Der Master ist eines der an den Partneruniversitäten bereits umgesetzten Bildungsprogramme der Allianz und kann an der JMU ab September 2025 studiert werden. Aktuell wird auf mehreren Ebenen mit den Schnittstellenakteuren geprüft, wie die Allianz an die JMU erfolgreich angeschlossen werden kann, damit beide Seiten von den jeweiligen Angeboten profitieren. Im Fokus dieses Prozesses steht die Implementierung eines hybriden Klassenraums. Sowohl Lehrende als auch Studierende stehen vor der Herausforderung, sich in einem hybriden Lehr- und Lernsetting zurechtzufinden und für ihr Lernen und Lehren bestmöglich zu nutzen. Die JMU hat den Vorteil, auf den Erfahrungen der CHARM-EU-Partneruniversitäten, an denen der Master bereits ab 2019 studiert werden kann, aufbauen zu können. So wurden auf Grundlage dieser Erfahrungen bestimmte Anforderungen an einen hybriden Raum formuliert, die für effektives Lehren und Lernen zentral sind bzw. die die Umsetzung der in der Allianz zentralen educational principles ermöglichen. Dazu gehören eine modulare Anordnung der Möbel, die Flexibilität garantieren, ebenso wie die Einrichtung einer cozy corner, um den informellen Austausch unter den Studierenden zu fördern.
In der Präsentation soll nach einer kurzen Vorstellung von CHARM-EU und der Nutzungsszenarien der hybriden Klassenräume im Master auf die Herausforderungen eingegangen werden, die bei der Implementierung eines HALCs überwunden werden müssen. Wir werden dabei auch die Chancen für die JMU und ihre Studierenden durch die Teilnahme an CHARM-EU hervorheben.
2. OG: VR Testing Area
Innerhalb einer Virtual Reality- Umgebung wird die komplexe Anatomie von Insektengehirnen aus aktuellen Forschungsdaten dreidimensional aufbereitet und spielerisch erkundbar. Dazu entsteht in enger Zusammenarbeit der Neurobiologie mit der Games Engineering Group ein Serious Game, das zusätzlich zur Präsenzlehre Inhalte vertieft und als Lernraum genutzt werden kann.
Biologische Makromoleküle, wie Proteine oder Nukleinsäuren, und deren Wechselwirkungen mit Wirkstoffen oder anderen niedermolekularen Liganden sind im Studium der Pharmazie, Biochemie und Medizinischer Chemie von zentraler Bedeutung. Die räumliche Struktur dieser aus Tausenden von Atomen aufgebauten Makromoleküle ist hochkomplex, bestimmt aber ganz wesentlich ihre Funktion und die Möglichkeiten zur Interaktion mit Liganden, die diese Funktion modulieren. Zur Komplexität kommt hinzu, dass die Strukturen sowohl der Makromoleküle als auch der Liganden dynamischen Veränderungen unterliegen und sich bei Interaktion auch wechselseitig aneinander anpassen können.
Für ein tieferes Verständnis zahlreicher biochemischer und pharmakologischer Phänomene ist es essenziell, sich in diesen Strukturen und Wechselwirkungen zurechtzufinden. Dies betrifft beispielsweise die Frage, wo und wie ein Arzneistoff an einen Rezeptor bindet und welche Interaktionen die molekulare Erkennung, die Selektivität und die Aktivität bzw. Wirkstärke bestimmen. Im Wirkstoffdesign geht es darüber hinaus darum, diese Wechselwirkungen durch neue Moleküle bzw. Molekülteile zu verbessern und geeignete Angriffspunkte für Wirkstoffe an einen Rezeptor zu finden.
Mit Hilfe von VR und AR sollen Studierende in Vorlesungen die Möglichkeit erhalten, molekulare Objekte unmittelbar und interaktiv dreidimensional darstellen und analysieren zu können.
Weiterführende Informationen zum Projekt "Biomolekulare Strukturen und Wechselwirkungen"
16:30-17:00 Uhr: Kaffeepause
17:00-18:00 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Spotlight Talk WueDive "ViLearn3- Lehre in Social Mixed Reality aus Forschungs- Praxis- und Entwicklungsperspektive" [Stream]
Referentin: Tamara Baumann (Universität Würzburg)
Die heutige Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wird maßgeblich von Digitalisierung und Mediatisierung geprägt. Gleichzeitig spielen Globalisierungs- und Internationalisierungsprozesse eine bedeutende Rolle, die nach einem transkulturellen Verständnis zur Verflechtung von Kulturen beitragen. Hierdurch entstehen neue Aufgaben für Schulen und die Professionalisierung zukünftiger Lehrpersonen. Die Förderung medienpädagogischer Kompetenz, insbesondere im Bereich der Wahrnehmung medienbezogener Erziehungs- und Bildungsaufgaben, erscheint in diesem Kontext besonders bedeutsam. Diesbezüglich besteht ein Forschungsdesiderat, innovative Medien, wie z.B. Social Mixed Reality (MR), aber auch transkulturalitätssensible Perspektiven genauer in den Blick zu nehmen.
Vor diesem Hintergrund wurde ein theoriegeleitetes und evidenzbasiertes pädagogisches Konzept für die Lehrpersonenbildung im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts ViLeArn am Lehrstuhl für Schulpädagogik entwickelt. Bedeutsame Vorgehensweisen des handlungsorientierten Konzepts sind der systematische Einbezug einer transkulturellen Perspektive und der am Lehrstuhl für HCI weiterentwickelten ViLeArn by Reality Stack Anwendung. Das Konzept wurde für ein Vertiefungsseminar der Schulpädagogik konkretisiert und in einer explorativen Vorstudie sowie zwei darauffolgenden Hauptstudien erprobt. Es durchläuft seither und fortfolgend einen iterativen Weiterentwicklungsprozess im Sinne der gestaltungsorientierten Bildungsforschung und ist Gegenstand empirischer Evaluationen.
Besonderes Augenmerk des Lightning Talks liegt auf der Vorstellung des Konzepts für die Lehrpersonenbildung sowie dem Bericht von Erfahrungen der praktischen Umsetzung. Zudem werden Implikationen für zukünftige Lehr-Lernszenarien für die erste Phase der Lehrpersonenbildung abgeleitet.
Referentin: Melanie Hartmann (Universität Würzburg)
Anhaltende Veränderungsprozesse im Hinblick auf Digitalisierung sowie gesellschaftliche Vielfalt spiegeln sich im Hochschulbereich wider und gehen mit zunehmend erweiterten Anforderungen an Dozierende einher. Vor diesem Hintergrund benötigen Hochschullehrende medienpädagogische Kompetenz unter besonderer Berücksichtigung von Diversität. Zudem gilt es, im Hochschulkontext an Bedeutung gewinnende Technologien, wie Mixed Reality, miteinzubeziehen.
Im WueDive-Pilotprojekt “Virtuelle Lernräume” wurde hierfür in theoriegeleiteter und evidenzbasierter Weise ein handlungsorientiertes pädagogisches Konzept zur Förderung medienpädagogischer Kompetenz von Dozierenden unter besonderer Berücksichtigung von Diversität und Mixed Reality am Lehrstuhl für Schulpädagogik entwickelt. Im Rahmen der Weiterbildung entwickeln die Teilnehmenden eigene Lehr-Lern-Konzepte unter Einbezug von Mixed Reality-Technologien für eine diversitätssensible Lehre in ihrem jeweiligen Fachbereich. Zudem richtete das Team des Lehrstuhls für Mensch-Computer-Interaktion einen immersiven virtuellen Seminarraum ein und entwickelte diesen für den Einsatz im Projekt zur Nutzung von Augmented Reality und Virtual Reality weiter. Unter Verwendung der VR-Anwendung "ViLeArn by Reality Stack" können Lehrende und Studierende hierbei in die Haut von Avataren schlüpfen und miteinander sowie mit der virtuellen Umgebung interagieren. Das Weiterbildungsangebot für Dozierende wurde in interdisziplinärer Zusammenarbeit beider Lehrstühle in das Programm ProfiLehre am ZBL implementiert und hinsichtlich der Zielerreichung und möglicher Nebenwirkungen im Sinne einer gestaltungsorientierten Bildungsforschung evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmenden dem Einsatz von Mixed Reality für eine diversitätssensible Lehre zahlreiche Chancen wie die Förderung der Selbstwirksamkeit und des Selbstbewusstseins der Nutzenden zuschreiben, als auch mögliche Herausforderungen benennen, wie beispielsweise die Gewöhnung an die Arbeit mit neuen Technologien oder den Aufbau sozialer Beziehungen.
Im Rahmen des Lightning Talks werden das pädagogische Konzept für die Weiterbildung, der virtuelle Seminarraum sowie die Ergebnisse der Begleitforschung vorgestellt und weiterführende Perspektiven in Forschung und Hochschullehre diskutiert.
Referentin: Samantha Monty (Universität Würzburg)
As technological innovations move from the store window to the classroom, we consider how digital tools can fortify and shape modern pedagogy. What advantages do we gain with incorporating tech gadgets into higher-education seminars, and what are the impediments to this progress? We discuss the significance of incorporating the technology of augmented, virtual, and mixed reality (AR, VR, and MR – inclusive as extended reality, XR) into the classroom environment with the use of Social Virtual Reality (SVR). SVR learning environments allow multiple users to simultaneously connect to a shared virtual environment with the use of a Personal Computer or Head Mounted Display (HMD). Embodied SVR learning environments embody users in a user-controlled avatar and afford students the opportunity to interact with others in rich and meaningful ways using diverse communication modes, including voice, gaze, movement, and gestures. These applications address the limitations of distributed distance learning by providing experiences similar to face-to-face encounters, dispelling the tedium of staring at a computer screen.
We illuminate the activity that occurs behind the scenes in support of one such embodied SVR learning environment. We share our experiences with the work required to prepare the virtual classroom and the digital devices, as well as to provide ongoing support to students and lecturers. We discuss both the technical considerations and the pedagogical advantages to incorporating XR devices in the classroom. In addition, we share our strategy to promote the use of SVR learning environments throughout the University.
Workshops "Studentische Lernprozesse begleiten und unterstützen"
Workshopleitung: Dr. Sabrina Sontheimer (kommkult)
In diesem Workshop wird ein Online-Selbstlernkurs vorgestellt, ausgetestet und diskutiert, mit dem sich Lehrende selbstständig die notwendigen Kompetenzen zur Betreuung von wissenschaftlichen Hausarbeiten in Zeiten von KI-Sprachmodellen aneignen können. Der Selbstlernkurs kann von Universitäten und Hochschulen eingesetzt werden, um die KI-Kompetenzen ihres Lehrpersonals zu erweitern. KI-Sprachmodelle wie ChatGPT, Microsoft Copilot oder Research Rabbit stellen für Lehrende an Universitäten und Hochschulen gerade in der Betreuung wissenschaftlicher Hausarbeiten eine enorme Herausforderung dar: Ist es überhaupt notwendig oder sinnvoll, dass Studierende in einer Welt mit ChatGPT & Co. überhaupt noch lernen, (wissenschaftlich) zu schreiben? Wenn ja, soll oder darf ich solche KI-Tools beim Verfassen wissenschaftlicher Haus - und Abschlussarbeiten verbieten? Wenn nicht, wie kann ich sicherstellen, dass Studierende die Tools nicht unerlaubt nutzen? Wie kann ich solche arbeiten konstruktiv und professionell begleiten, bewerten und benoten?
Basierend auf der Annahme, dass KI-Sprachmodelle die Zukunft unserer Studierenden mitgestalten werden, bietet der vorgestellte Online-Selbstlernkurs umfangreiches Material für Lehrende an Universitäten und Hochschulen, um ihre Betreuungskompetenenz in Zeiten von KI selbstständig auf- bzw. auszubauen. Im ersten Teil des Workshops wird der Online-Selbstlernkurs vorgestellt und dessen Einsatzszenarien skizziert. Im zweiten Teil wird ein Modul des Kurses mit den Workshopteilnehmenden ausprobiert und dessen praktische Anwendbarkeit diskutiert. Der Workshop richtet sich an freiberufliche Trainer und Trainerinnen im Bereich Hochschul- und Schreibdidaktik, Leitungen und Fachpersonal von Schreibzentren, Graduiertenkollegs und hochschuldidaktischen Zentren, Vertreter und Vertreterinnen von Hochschulleitungen sowie interessierte Lehrende.
Workshopleitung: Inga Gostmann und Lea Hildermeier, Digital Change Maker (Hochschulforum Digitalisierung)
Die aktive Einbindung von Studierenden in den Lehr-Lernprozess ist ein zentraler Bestandteil einer partizipativen Lernpraxis und zukunftsfähigen Hochschullehre. Studentische Partizipation im Kontext der (digitalen) Transformation von Hochschullehre bedeutet, Studierende an der Planung, Gestaltung, Durchführung und Überprüfung von Lernkulturen zu beteiligen. In unserem Beitrag werden wir konkrete Praktiken aus unserem Hochschulalltag skizzieren, welche den individuellen Lernprozess und die Expertise von Studierenden zentrieren und somit studentische Partizipation in der digitalisierten Hochschule charakterisieren.
Partizipative Lernumgebungen: Wir werden Strategien vorstellen, wie Studierende in Entscheidungsprozesse der Hochschule einbezogen werden können, sei es bei der Gestaltung des Lehrplans, der Auswahl von (digitalen) Lehrmethoden oder der Durchführung von Veranstaltungen. Unser Fokus liegt hierbei auf der Umsetzung einer offenen Feedback-Kultur und auf kollaborativ gestalteten Studienleistungen.
Digitale Plattformen für partizipatives Engagement: Wir werden Möglichkeiten skizzieren, die es Studierenden ermöglichen, digitale Lernumgebungen an ihre Bedürfnisse anzupassen und sich aktiv an der Gestaltung von Lernveranstaltungen zu beteiligen. Beispielhaft sollen hier Open Educational Resources wie Selbstlernkurse mit H5P dargestellt werden.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden möchten wir anhand dieser Felder konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten, die sich auf die effektive Einbindung von Studierenden in Lernkulturen konzentrieren, insbesondere in digitalen und hybriden Lernumgebungen.
2. OG: VR Testing Area
Innerhalb einer Virtual Reality- Umgebung wird die komplexe Anatomie von Insektengehirnen aus aktuellen Forschungsdaten dreidimensional aufbereitet und spielerisch erkundbar. Dazu entsteht in enger Zusammenarbeit der Neurobiologie mit der Games Engineering Group ein Serious Game, das zusätzlich zur Präsenzlehre Inhalte vertieft und als Lernraum genutzt werden kann.
Biologische Makromoleküle, wie Proteine oder Nukleinsäuren, und deren Wechselwirkungen mit Wirkstoffen oder anderen niedermolekularen Liganden sind im Studium der Pharmazie, Biochemie und Medizinischer Chemie von zentraler Bedeutung. Die räumliche Struktur dieser aus Tausenden von Atomen aufgebauten Makromoleküle ist hochkomplex, bestimmt aber ganz wesentlich ihre Funktion und die Möglichkeiten zur Interaktion mit Liganden, die diese Funktion modulieren. Zur Komplexität kommt hinzu, dass die Strukturen sowohl der Makromoleküle als auch der Liganden dynamischen Veränderungen unterliegen und sich bei Interaktion auch wechselseitig aneinander anpassen können.
Für ein tieferes Verständnis zahlreicher biochemischer und pharmakologischer Phänomene ist es essenziell, sich in diesen Strukturen und Wechselwirkungen zurechtzufinden. Dies betrifft beispielsweise die Frage, wo und wie ein Arzneistoff an einen Rezeptor bindet und welche Interaktionen die molekulare Erkennung, die Selektivität und die Aktivität bzw. Wirkstärke bestimmen. Im Wirkstoffdesign geht es darüber hinaus darum, diese Wechselwirkungen durch neue Moleküle bzw. Molekülteile zu verbessern und geeignete Angriffspunkte für Wirkstoffe an einen Rezeptor zu finden.
Mit Hilfe von VR und AR sollen Studierende in Vorlesungen die Möglichkeit erhalten, molekulare Objekte unmittelbar und interaktiv dreidimensional darstellen und analysieren zu können.
Weiterführende Informationen zum Projekt "Biomolekulare Strukturen und Wechselwirkungen"
Ab ca. 18:30 Uhr in der Lecture Hall: Get-together mit Musik, Essen und Getränken
Freitag, 24. Mai 2024
09:00-10:00 Uhr: Ankommen und Frühstücken | Treffen der dghd
Das ZBL lädt jeden Monat zum Lehrcafé ein. Hier finden Interessierte – ob Studierende oder Lehrende – einen offenen Raum, um über Lehre ins Gespräch zu kommen.
Die Mitarbeitenden des ZBL bereiten je einen Gesprächsanlass oder eine kleine didaktische Methode vor.
Beim Frühstück möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick zum Format geben und über den Didakt-O-Maten in den Austausch gehen. Kommen Sie gerne vorbei!
Wenige Meter vom Tagungsort, im "Treffpunkt 108" des ZBL (Josef-Martin-Weg 54/1, EG), bieten Dr. Uwe Fahr, Dr. Martina Emke und Hans‑Martin Pohl die Möglichkeit zu einem einstündigen Austausch über die dghd‑Gruppe der formellen und informellen hochschuldidaktischen Landesnetzwerke. Ziel ist es, den künftigen Rahmen für die gemeinsame Arbeit zu skizzieren und ggf. die Gründung einer dghd‑Arbeitsgruppe mit vorzubereiten. Herzliche Einladung!
10:00-11:00 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Ergebnisse aus den QUADIS Lehrwerkstätten [Stream]
Referent: Maximilian Wopinski (Projektleitung QUADIS am Standort Hochschule für Philosophie München)
Im Rahmen der dritten Projektsäule von QUADIS sollten Lehrende beim Transfer von digitalen Lehrinnovationen in die Praxis professionell didaktisch-methodisch unterstützt werden. Dazu wurden während der Projektlaufzeit sogenannte Lehrwerkstätten an den hochschuldidaktischen Standorten angeboten. Bei den Lehrwerkstätten handelte es sich um Austausch- und Workshopformate, die als „didaktische Sprechstunde“ verstanden werden können. Sie dienten zu einem dem Diskurs unter Lehrenden aller Statusgruppen und Fachrichtungen und dem Austausch mit Expertinnen und Experten. Zum anderen hatten die Treffen auch Workshopcharakter im Sinne eines problemorientierten Arbeitens an der eigenen Lehre mit professioneller Beratung. Ziel war die Weiterentwicklung der eigenen Lehre anhand individueller Ziele und Herausforderungen und der Transfer von Lehrinnovationen in die Praxis. Während der Laufzeit von QUADIS wurden 38 Lehrwerkstätten durchgeführt. Diese variierten in der inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung. Um nach der Projektlaufzeit für künftige Iterationen des Formats im Verbund evidenzbasierte best-practice Empfehlungen für die methoden- und formatspezifische Ausgestaltung geben zu können, wurden die Lehrwerkstätten evaluiert. Die Kriterien dazu sind die Wirksamkeit, Effizienz und Akzeptanz der methodischen Ausgestaltung. Gemäß dem Projektantrag sollen unter Wirksamkeit der Umfang und die Tiefe der Transformation (aus Expertensicht) verstanden werden, unter Effizienz der Aufwand für die Verbundpartner und die Lehrenden sowie unter Akzeptanz die Bereitschaft zur Mitarbeit und die Nachfrage Lehrender nach diesem Angebot.
In diesem Beitrag sollen die Ergebnisse der Evaluation vorgestellt werden. Es werden Perspektiven für die zukünftige Ausrichtung solcher Transferformate skizziert und konkret Handlungsempfehlungen für Trainerinnen und Trainer gegeben. Die Auswertung stützt sich auf die Befragung von Teilnehmenden und Trainerinnen bzw. Trainern der im Verbund aus 11 Hochschulstandorten durchgeführten Lehrwerkstätten. Für die Befragung wurden sowohl Fragebögen als auch qualitative Interviews genutzt. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Format grundsätzlich als hilfreich und förderlich für den Transfer von Lehrinnovationen und als Unterstützung für die Anpassung von Lehrkonzepten an konkrete Herausforderungen der Praxis angesehen wird. Allerdings offenbaren sich auch Verbesserungspotentiale die sowohl die Methodik als auch die Angebotsform selbst betreffen.
Schließlich ist es unerlässlich, auch die kritischen Herausforderungen anzusprechen, die bei der Durchführung und Auswertung von Evaluationen in hochschuldidaktischen Kontexten auftreten. Diese stehen oft vor der Herausforderung geringer Teilnahme- und Rücklaufquoten, was zu einer beschränkten Datenbasis führt und damit die Aussagekraft der Ergebnisse eingeschränkt ist. Angesichts dieser Herausforderungen scheint es, im Sinne des übergreifenden Mottos des Symposiums, wertvoll, über die Rolle von Evaluationen in hochschuldidaktischen Projekten nachzudenken. Es gilt zu reflektieren, wie diese hinsichtlich ihrer Zielsetzung, Konzeption und vor allem ihrer Aussagekraft für die Förderung nachhaltiger Innovationen gestaltet werden sollten.
Workshops "Digital ist besser? – Impulse von Didaktikerinnen und Studierenden"
Workshopleitung: Valerie Kiendl und Cathrin Paulsen, WueDive
Die WueDive Toolbox ist eine fortlaufend wachsende Sammlung, die die Umsetzung (digitaler) Lehre an der JMU unterstützen soll. Als Informationsplattform liegt sie leicht zugänglich an zentraler Stelle auf WueCampus.
Die Ergebnisse der über 30 geförderten Teilprojekte von WueDive werden aktuell in die Toolbox überführt. In drei Kategorien werden die Erkenntnisse abgebildet: Good Practices sind Erfahrungsberichte digitaler Lehr-Lern-Arrangements und sollen vor allem inspirieren. Unter Vorlagen finden sich praktische Handreichungen, die die konkrete Anwendung von Methoden oder Tools erläutern und so ein leichtes Umsetzen in der Lehre erleichtern. Die Entwurfsmuster beinhalten didaktisch aufbereitete Szenarien und bilden somit ganze Lehrkonzepte im Bereich digitaler Lehre ab. Ergänzt werden die Inhalte mit einer Datenbank, die Tools und vorliegende Infrastruktur übersichtlich abbildet. Im Sinne des Wissensmanagements sind die Inhalte der Toolbox systematisch und übersichtlich aufgebaut und miteinander logisch und automatisiert verknüpft.
Die Toolbox soll sich für alle Angehörigen der JMU, die sich mich Lernen und Lehren beschäftigen, als niederschwelliges Angebot etablieren. Sie wirkt dabei als Informations- und Wissensressource in zwei Richtungen: Aus rezipierender Perspektive können Informationen und Anregungen herausgenommen und in der Lehre eingesetzt, aus publizierender Perspektive können eigene Erfahrungen und Konzepte konserviert und publiziert werden.
In diesem Workshop möchten wir mit Ihnen:
- ... den Aufbau und die Inhalte der Toolbox erkunden
- ... in einer anschließenden Arbeitsphase neue Inhalte in die Toolbox einpflegen und dabei die Funktionen der Toolbox kennenlernen
- ... über Nutzungsszenarien sprechen und diskutieren, wie Anreize im Sinne einer Open Educational Culture geschaffen werden könnten
Workshopleitung: Debora Fedele, Charlotte Meynhardt und Serli Kopar (KI-Tutorinnen der Universität Würzburg), Inga Gostmann und Lea Hildermeier (Digital Change Maker vom Hochschulforum Digitalisierung)
Zukunftsfähige Lehr-und Lernpraxen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr sind als Instanzen der frontalen Wissensvermittlung. Lerninhalte müssen für eine heterogene Studierendenschaft relevant sein und proaktiv Kompetenzen im Umgang mit generativer KI inkludieren. Der Workshop zentriert die Studierendenperspektive und -expertise zu den Anwendungen ChatGPT und Microsoft Co-Pilot, indem wir aus zwei Disziplinen - den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften/Medizin - erarbeiten, wie die Anwendungen nicht nur als Hilfsmittel für das Studium dienen, sondern auch als Werkzeuge zur Förderung einer aktiven und selbstgesteuerten Lernhaltung.
In disziplinspezifischen Arbeitsgruppen werden wir Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT in der Hochschullehre erarbeiten, wie generative KI Schreib-und Lernprozesse unterstützen kann. Im Fokus steht dabei die kritische Evaluationskompetenz und wie Lehrpläne sinnvoll den Einsatz von generativer KI unterstützen können.
Wir werden unsere eigenen Erfahrungen aus dem Studium vorstellen, sowie Beispiele für den Einsatz von KI-Technologien in Lern- und Lehrkontexten. Anhand von Syllabi, bereits ausgearbeiteten Seminarsitzungen und fachspezifischen Prompts möchten wir Good-Practice Beispiele skizzieren, welche von Lehrenden und Studierenden kollaborativ und partizipativ entwickelt werden können.
2. OG: VR Testing Area
Im Projekt werden in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen den Teams des Lehrstuhls für Schulpädagogik und dem Lehrstuhl für Mensch-Computer Interaktion im Rahmen einer gestaltungsorientierten Bildungsforschung die Gestaltung pädagogischer Konzepte und technische Weiterentwicklungen von virtuellen Lernräumen in einem iterativen Prozess eng miteinander verzahnt.
Das Team des Lehrstuhls für Mensch-Computer Interaktion richtet einen vollimmersiven Seminarraum ein, in dem Lehrende und Studierende in die Haut von Avataren schlüpfen und miteinander sowie mit der virtuellen Realität interagieren. In diesem (virtuellen) Raum können neue Lehr- und Lernkonzepte besprochen, erprobt und reflektiert werden. Zur Förderung medienpädagogischer Kompetenzen von Lehrenden für eine diversitätssensible Hochschulbildung werden vom Team des Lehrstuhls für Schulpädagogik theorie- und praxisorientiert Konzepte für die Weiterbildung von Dozierenden unter Verwendung des vollimmersiven Seminarraumes gestaltet.
Weiterführende Informationen zum Projekt "Virtuelle Lernräume"
Virtuelle Lernräume für klimasensible Gesundheitsversorgung: Innovative Ansätze zur Ausbildung von Medizinstudierenden
Im interdisziplinären Projekt "Complex systems: Climate Change and the Effects on Health" der Medizinischen Fakultät vermitteln wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit vulnerabler Personen. Ziel ist es, das Bewusstsein und Verständnis für die Besonderheiten des Klimawandels auf erkrankte Personen zu stärken. Dafür entwickeln wir praxisorientierte und digitale Konzepte für die Ausbildung von Medizinstudierenden in vollimmersiven Lernräumen.
Die Studierenden erweitern ihr Wissen durch interaktive Modelle und digitalen Werkzeugen/Methoden und erwerben praktische Fähigkeiten, um den Herausforderungen des Klimawandels im Gesundheitssystem zu begegnen. Mit der Integration des immersiven Klassenraums (ViLearn – RealityStack) und Exkursionen in virtuelle Welten ermöglichen wir eine aktive Teilnahme und vertiefen die Kenntnisse der Studierenden durch praktische Anwendungen im Rahmen erfahrungsbasierter Lehre.
Interaktive 3D-Modelle einer umweltfreundlichen Landschaft bieten eine innovative Lernerfahrung. Die Teilnehmenden nutzen virtuelle Realität, um ein tieferes Verständnis für Umweltschutz und nachhaltige, urbane Lebensräume zu entwickeln. Bei der virtuellen Grün-Garten-Tour erkunden sie verschiedene grüne Umgebungen mit Gärten und Häusern. Interaktive 3D-Tools und virtuelle Quizze befassen sich mit Themen wie abkühlende Effekte, CO₂-Reduzierung und Energieeinsparung.
Während der Tour reflektieren die Teilnehmenden ihre Eindrücke und diskutieren, wie die gewonnenen Erkenntnisse in eine nachhaltigere Gesundheitsführung und Krankenversorgung übertragen werden können.
11:00-12:30 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Spotlight Podiumsdiskussion "Über Herausforderungen digitaler Lehre" [Stream]
Moderation: Prof. Dr. Frank Schwab
Auf dem Podium: Dr. Jana Antosch-Bardohn (QUADIS), Susanne Schenk (Rechenzentrum an der Uni Würzburg), Daniela Pemp (Lehrende an der Uni Würzburg), Nils Schnabel und Isabella Henessen (Bayerische Landesstudierendenrat - BayStuRa) und Dr. Holger Kächelein (virtuelle Hochschule Bayern - vhb)
1. OG: Lightning Talks "Blick in die Praxis - Inspirationen aus den Fächern zur Digitalisierung der Lehre"
Referentin: Dr. Monika Unterreiner (Universität Würzburg)
KI-basierte Chatbots oder Apps rückten in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus allgemeiner sowie fachspezifischer Unterrichtsforschung (vgl. Tress, 2023; Stipberger, 2023; Albrecht, 2023; Polak et al., 2022; de Witt et al., 2020; Micheuz, 2020). Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet dabei "die Simulation von Intelligenz durch Computersysteme" (Stipberger, 2023). Dennoch gibt es bisher kaum empirische Daten zum Einsatz KI-gestützter Anwendungen im Bildungsbereich (vgl. Montenegro-Rueda et al., 2023; Breiter et al., 2023). Im musikpädagogischen Kontext existiert zudem ein Desiderat hinsichtlich einer systematischen Erfassung fachspezifisch relevanter Tools sowie der zugehörigen Einsatzmöglichkeiten. Dies steht in Diskrepanz zu Einsatzbedarf und Verwendungsinteresse in der Hochschuldidaktik (vgl. de Witt et al., 2020), in der Musikpraxis und im Musikunterricht (vgl. die Fortbildungsinitiative zu KI im Musikunterricht des Lugert-Verlags oder auch speziell an Musiklehrkräfte gerichtete Angebote von KI-Plattformen wie soundful.com oder fobizz.com).
Am Lehrstuhl für Musikpädagogik der JMU Würzburg wurden daher seit dem vergangenen Wintersemester mehrere studentische (Mini-)Projekte initiiert, begleitet und/oder dokumentiert, die sich mit KI in verschiedenen fachspezifischen Kontexten auseinandersetzen. Anwendungsbereiche bildeten beispielsweise musikpädagogische Stundenplanungen, fachbezogene Literaturrecherchen oder musikalische Praxen (bspw. Songwriting). Zusätzlich fand bzw. findet Aspekt bezogen eine theoretische Aufarbeitung der Thematik im Kontext von Abschlussarbeiten, Vorträgen oder Hausarbeiten statt. Auch berichteten Studierende des Lehrstuhls immer wieder von Selbstversuchen und Erprobungen im fachbezogenen Umgang mit KI z. B. bei der Komposition von Musik oder der Konzeption künstlerischer Projekte. Im Zuge dieser vielseitigen Auseinandersetzung mit KI kam es zur Generierung von Wissen bzgl. Forschungsstand, Handhabung oder (fachspezifischer) Eignung unterschiedlicher KI-basierter Tools, das jedoch bisher noch nicht weiter festgehalten wurde. Es stellte sich vor diesem Hintergrund die Frage, auf welche Weise dieses generierte Wissen sichtbar gemacht werden kann, um zeitnah einen Zugriff für Interessierte zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, die verschiedenen Projekte mittels generalisierter Dokumentationsvorlage auf der Lehrstuhlhomepage abzubilden. Im Vortrag wird anhand zweier ausgewählter Projekte die Systematik der Dokumentation vorgestellt und ein Einblick in die zielgruppenorientierte Genese bzw. Ausgestaltung der Vorlagen gegeben. Angesichts der lückenhaften Datenlage zum fachspezifischen Einsatz KI-basierter Anwendungen zielt das Gesamtprojekt auf eine systematische, kriteriengeleitete und weiterhin prozessbegleitende Web-Darstellung entsprechender Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen.
Referentin: Serli Kopar (Universität Würzburg)
In der Physikalischen Chemie ergeben sich spezifische Herausforderungen bei der Gestaltung großer Lehrveranstaltungen, um individuelle Lernpfade zu unterstützen und eine wirksame Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden zu gewährleisten. Der Schlüssel liegt in der Anpassung an den Lernfortschritt jedes Studierenden, was in umfangreichen Kursen eine besondere Herausforderung darstellt. Unsere Strategie zur Überwindung dieser Hürden ist der Einsatz von KI-gesteuerten Chatbots, um den Lehr- und Lernprozess durch personalisierte Betreuung und gesteigerte Interaktivität zu optimieren.
Als erster Schritt hierbei war die Implementierung von Kurztests während des Wintersemesters 2023/24, basierend auf von GPT-4-Turbo generierten und von Experten angepassten Daten. Eine sorgfältige Analyse der Testergebnisse zeigte eine signifikante Korrelation mit den Abschlussnoten der Studierenden, was die Effektivität dieser Methode zur Bewertung des Lernfortschritts untermauert. Interessanterweise war diese Korrelation besonders ausgeprägt bei den Studierenden, die die Klausuren bestanden haben, wie aus dem Plot und dem zugehörigen Korrelationskoeffizienten ersichtlich ist. Dies deutet darauf hin, dass die Kurztests besonders gut geeignet sind, den Erfolg in den Abschlussprüfungen zu verbessern. Eine Weiterentwicklung unserer Arbeit ist daher die gezielte Entwicklung von Fragensätzen, assistiert durch das Sprachmodell, die in einer späteren Phase ebenfalls durch LLMs beantwortet werden sollen. Die Erstellung eines Benchmark Fragensatzes und dazugehöriger Antworten sowie eines größeren Trainingsdatensatzes soll die Grundlage für ein verbessertes Training von Sprachmodellen bilden, um sie auf den Einsatz als individuelle Lehrassistenten und Chatbots in der physikalischen Chemie vorzubereiten. Darüber hinaus weisen unsere Arbeiten auf besondere Herausforderungen aufgrund länderspezifischer Unterschiede in den Naturwissenschaften hin, etwa bei der Verwendung von Symbolen und Vorzeichenkonventionen, die bei der Entwicklung von KI-basierten Lehrmaterialien und Trainingsdaten besonders berücksichtigt werden müssen. Weiterhin unterstreichen unsere Arbeiten die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung und Verbesserung (fine-tuning) von Sprachmodellen, um eine erfolgreiche Integration in den Lehrprozess zu gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Integration von KI-gesteuerten Chatbots in die Lehre der Physikalischen Chemie das Potenzial haben sollte, den Lernprozess sowohl zu individualisieren als auch zu bereichern. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Ziels erfordert derzeit jedoch noch eine deutliche Anpassung der Technologie und eine stärkere Berücksichtigung fach- bzw. länderspezifischer Anforderungen.
Referentinnen: Dr. Regina Reul und Isabell Schütz (Wilhelm Büchner Hochschule, Darmstadt)
Im Zuge des fortschreitenden digitalen Wandels der akademischen Lehre gewinnen virtuelle Lehr- und Lernumgebungen zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung eröffnet innovative Ansätze für die akademische Ausbildung in traditionell praktisch orientierten Disziplinen wie Architektur und Verfahrenstechnik. Der vorliegende Beitrag nimmt eine vergleichende Betrachtung der Nutzung und der Effektivität digitaler Lehrmethoden vor, wobei der Fokus auf virtuellen Laboren in der Verfahrenstechnik und virtuellen Ateliers in der Architekturausbildung liegt. Erfahrungen aus vorangegangenen Lehrveranstaltungen unterstreichen die Bereicherung asynchroner Lernumgebungen durch synchrone Elemente, wobei Verbesserungen in der studentischen Beteiligung, im gegenseitigen Austausch sowie im Verständnis komplexer Inhalte festgestellt werden. Insbesondere zeigt sich, dass die Möglichkeit zur direkten Interaktion und zum sofortigen Feedback in Echtzeit den Lernprozess intensiviert und die soziale Präsenz im virtuellen Raum stärkt. Dies fördert ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und unterstützt individuelle sowie kollektive Lernprozesse.
Im virtuellen Atelier können anhand von analogen Skizzen, selbstgebauten Modellen oder anderen physischen Artefakten Ideen veranschaulicht, gemeinsam diskutiert und weiterentwickelt werden. Diese Anreicherung und Erweiterung der Kommunikation im Rahmen einer Videokonferenz erlaubt es, ein online-synchrones Format ähnlich kommunikativ, wie eine durch Lehrende betreute, analoge Atelierzeit zu gestalten. Die teilnehmenden Personen können beispielsweise Skizzen auf Papier erstellen oder mit Objekten und Werkzeugen an Ihrem Arbeitsplatz physische Modelle und Plastiken anfertigen. Veränderungen an Architekturmodellen und Skizzen können so nicht nur anhand von Bildern in einer Onlinekonferenz diskutiert, sondern in ihrer Wirkweise direkt für alle Beteiligten überprüft werden. Ein gemeinsam genutztes Whiteboard dient dabei als zusätzliche, auch asynchron zur Verfügung stehenden Plattform, um Ergebnisse zusammenzuführen und den kreativen Austausch der Studierenden zu visualisieren und zu fördern.
Das virtuelle Labor erweist sich vor allem bei softwareintensiven, techniknahen Anwendungen, wie etwa Prozesssimulationen in der Verfahrenstechnik, als hochgradig effektiv. Es unterstützt eine flexible und dynamische Zusammenarbeit sowie den Austausch von Ideen und Lösungsansätzen sowohl in Breakout-Räumen als auch im gesamten Plenum, und bereitet damit praxisnah auf die Dynamik internationaler industrieller Arbeitsumgebungen vor. Immersive Technologien, die in diesem Rahmen zum Einsatz kommen, sollten hinsichtlich ihres Mehrwerts sorgfältig geprüft werden. Die Möglichkeit, virtuelle Exkursionen durchzuführen oder technische Geräte sowie Anlagen mittels Virtual Reality oder Videoeingaben zu inspizieren, steht hierbei exemplarisch für die Art von Immersion, die gezielt und effektiv in der Veranstaltungsgestaltung der virtuellen Labore genutzt werden kann. Der planvolle Einsatz dieser Elemente trägt nicht nur zur besseren Veranschaulichung theoretischer Inhalte bei, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis komplexer Zusammenhänge.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die erfolgreiche Integration synchroner Formate in die Fernlehre umfangreiche Vorbereitungen und Anpassungen seitens der Lehrenden erfordert, einschließlich der Entwicklung kompatibler Lehrmaterialien und der Schulung aller Beteiligten im Umgang mit digitalen Plattformen. Technische Herausforderungen, wie die Gewährleistung stabiler Internetverbindungen und Zugänglichkeit für alle Studierenden, wie auch die Berücksichtigung zeitlicher Flexibilität sind zentrale Aspekte, die bei der Organisation der virtuellen Labors und Ateliers adressiert werden müssen. Der Fokus der Entwicklung beider virtueller Lernformate liegt derzeit auf einer niedrigschwelligen Zugänglichkeit und einer einfachen Bedienung, um eine hohe und dauerhafte Akzeptanz zu erzielen.
Referent: Dr. med. Jonas Engert (Universitätsklinikum Würzburg)
Im Jahre 2050 werden weltweit etwa 2,5 Milliarden Menschen mit einem Hörverlust leben, von denen mindestens 700 Millionen Personen voraussichtlich Rehabilitationsleistungen benötigen werden. Diese Daten entstammen dem „World Report on Hearing“ der WHO, der 2021 erstmals publiziert wurde, um dieser internationalen Herausforderung entgegenzutreten. Ein gewisser Anteil dieser Patientinnen und Patienten benötigt im Verlauf ihres Lebens eine hörverbessernde Operation. Einerseits verlangen diese Operationen ein hohes Maß an Expertise und praktischer Erfahrung, andererseits besteht in vielen Teilen der Welt ein ungedeckter Bedarf an Ausbildungsmöglichkeiten. Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, sind innovative Konzepte in der Lehre und Weiterbildung zur Diagnostik und Therapie der Schwerhörigkeit unabdingbar. Digitalisierungskonzepte bieten hierfür einzigartige Ansätze im Bereich der Ohrchirurgie.
Im Rahmen des neu geschaffenen Unterrichtsmoduls „Digitalisierung in der Medizin“ des Studiengangs Humanmedizin wurde im Wintersemester 2023/2024 erstmalig ein Seminar angeboten, welches die anatomischen, diagnostischen und chirurgischen Grundlagen hörverbessernder Operationen vermittelt. Ebenso wurde im Rahmen des Kurses „Microsurgery of the Middle Ear and Auditory Implants“ 2021 erstmalig ein „Online Temporal Bone Lab“ entwickelt, welches eine räumlich ungebundene Weiterbildung für Studierende und HNO-Ärzten und Ärztinnen weltweit ermöglicht. Diese Kurse bieten eine intensive Lernerfahrung für Teilnehmende, die in die komplexe Anatomie des Felsenbeins, der Heimat des Hörens, eintauchen und erste eigene Schritte in der Ohrchirurgie vornehmen. Die Teilnehmenden navigieren durch virtuelle Darstellungen und gewinnen so ein differenziertes Verständnis für die komplexen Strukturen des Felsenbeins. Dieser digitale Ansatz verbessert die räumliche Wahrnehmung und erleichtert ein tieferes Verständnis der anatomischen Zusammenhänge, die für chirurgische Eingriffe entscheidend sind. Auf dieser Grundlage geht der Kurs nahtlos in ein praktisches Training mit einem speziellen Modell über, das für Simulationen von Ohroperationen entwickelt wurde. Unter (digitaler) Anleitung trainieren die Teilnehmenden die feinmotorischen Techniken, die bei Ohroperationen notwendig sind, indem sie reale Szenarien simulieren. Das Modell dient als sichere und kontrollierte Umgebung, in der die Teilnehmenden wichtige Fertigkeiten entwickeln können, die ihr Selbstvertrauen und ihre Kompetenz in diesem speziellen Bereich fördern. Durch die Kombination einer hochmodernen 3D-Rekonstruktionssoftware mit praktischen Übungen an einem speziell entwickelten Felsenbein-Modell können die Teilnehmenden eine umfassende Lernerfahrung unternehmen. Um die Erfahrungen der Teilnehmer besser abzubilden erfolgten Evaluationsuntersuchungen mit Hilfe von Fragebögen nach den Kursen. Die Evaluationsergebnisse der Kurse geben interessante Einblicke in die Möglichkeiten und Limitationen ohrchirurgischer Online-Lehre und unterstreichen die Notwendigkeit innovativer Ausbildungskonzepte sowohl in der studentischen Lehre als auch in der internationalen Weiterbildung.
Die Auswertungen der Evaluationsergebnisse sowie die Anwendung digitaler Lehrmethoden betonen den hohen Bedarf und unterstreichen die Umsetzbarkeit digitaler Ausbildungskonzepte in der Ohrchirurgie. Dies soll zu einer höheren Qualität der studentischen Lehre und der internationalen Weiterbildung in der Ohrchirurgie beitragen.
2. OG: Workshop „Offene Räume für neue Ideen“
Referentinnen: Valerie Kiendl, Marie Klein, Dr. Annika Kreikenbohm (Universität Würzburg, Projekt WueDive)
Design Thinking ist ein Ansatz, mit dem kollaborativ und nutzer:innenorientiert kreative Ideen zur Lösung eines Problems entwickelt werden. Im WueDive Ideenlabor nutzen wir diese Vorgehensweise für Herausforderungen in der Lehre. Die Teilnehmenden betrachten und bearbeiten ein Problem aus ihrem Lehralltag auf kreative Weise. Dabei üben sie, die eigene akademische Brille abzusetzen und gemeinschaftlich mit anderen Lehrenden oder Studierenden auf neue Lösungen zu kommen. Angereichert wird das Ideenlabor jeweils thematisch passend mit Inputs zu digitalen Technologien, Tools oder Lehrprojekten als Inspirationsquelle.
Nach bislang zwei Durchläufen mit Teilnehmenden an der Uni Würzburg, wollen wir unsere Methodik nun im Schnelldurchlauf mit Ihnen ausprobieren. Im Verlauf werden wir dabei immer wieder auf die didaktische Meta- und Reflexionsperspektive wechseln, Erfahrungen austauschen und Anwendungsmöglichkeiten diskutieren.
2. OG: VR Testing Area
Im Projekt werden in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen den Teams des Lehrstuhls für Schulpädagogik und dem Lehrstuhl für Mensch-Computer Interaktion im Rahmen einer gestaltungsorientierten Bildungsforschung die Gestaltung pädagogischer Konzepte und technische Weiterentwicklungen von virtuellen Lernräumen in einem iterativen Prozess eng miteinander verzahnt.
Das Team des Lehrstuhls für Mensch-Computer Interaktion richtet einen vollimmersiven Seminarraum ein, in dem Lehrende und Studierende in die Haut von Avataren schlüpfen und miteinander sowie mit der virtuellen Realität interagieren. In diesem (virtuellen) Raum können neue Lehr- und Lernkonzepte besprochen, erprobt und reflektiert werden. Zur Förderung medienpädagogischer Kompetenzen von Lehrenden für eine diversitätssensible Hochschulbildung werden vom Team des Lehrstuhls für Schulpädagogik theorie- und praxisorientiert Konzepte für die Weiterbildung von Dozierenden unter Verwendung des vollimmersiven Seminarraumes gestaltet.
Weiterführende Informationen zum Projekt "Virtuelle Lernräume"
Virtuelle Lernräume für klimasensible Gesundheitsversorgung: Innovative Ansätze zur Ausbildung von Medizinstudierenden
Im interdisziplinären Projekt "Complex systems: Climate Change and the Effects on Health" der Medizinischen Fakultät vermitteln wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit vulnerabler Personen. Ziel ist es, das Bewusstsein und Verständnis für die Besonderheiten des Klimawandels auf erkrankte Personen zu stärken. Dafür entwickeln wir praxisorientierte und digitale Konzepte für die Ausbildung von Medizinstudierenden in vollimmersiven Lernräumen.
Die Studierenden erweitern ihr Wissen durch interaktive Modelle und digitalen Werkzeugen/Methoden und erwerben praktische Fähigkeiten, um den Herausforderungen des Klimawandels im Gesundheitssystem zu begegnen. Mit der Integration des immersiven Klassenraums (ViLearn – RealityStack) und Exkursionen in virtuelle Welten ermöglichen wir eine aktive Teilnahme und vertiefen die Kenntnisse der Studierenden durch praktische Anwendungen im Rahmen erfahrungsbasierter Lehre.
Interaktive 3D-Modelle einer umweltfreundlichen Landschaft bieten eine innovative Lernerfahrung. Die Teilnehmenden nutzen virtuelle Realität, um ein tieferes Verständnis für Umweltschutz und nachhaltige, urbane Lebensräume zu entwickeln. Bei der virtuellen Grün-Garten-Tour erkunden sie verschiedene grüne Umgebungen mit Gärten und Häusern. Interaktive 3D-Tools und virtuelle Quizze befassen sich mit Themen wie abkühlende Effekte, CO₂-Reduzierung und Energieeinsparung.
Während der Tour reflektieren die Teilnehmenden ihre Eindrücke und diskutieren, wie die gewonnenen Erkenntnisse in eine nachhaltigere Gesundheitsführung und Krankenversorgung übertragen werden können.
12:30-13:30 Uhr: Mittagspause mit den VeggieBros
13:30-14:30 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Spotlight Talk ProfiLehrePlus meets Hochschulforum Digitalisierung
Vortragende: Dr. Uwe Fahr (ProfiLehrePlus), Uwe Reckzeh-Stein (Hochschulforum Digitalisierung), Julia Rupprecht (Projekt QUADIS)
In diesem integrierten Vortrag beleuchten ProfiLehrePlus (PLP) und das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) im Dialog, inwiefern Lehrprojekte systemische Veränderungsprozesse anstoßen und steuern können. Anhand des bayernweiten Verbundprojekts QUADIS werden exemplarisch drei Ebenen betrachtet: die Ebenen (1) der Projektpartner, (2) des Verbunds bzw. Netzwerks und (3) des überregionalen fachlichen Felds.
PLP bietet dabei Einblicke in die strategische Entwicklung und operative Steuerung von QUADIS. Im Zuge dessen werden Chancen, Herausforderungen und Good Practices für die Projektpartner und den Verbund herausgearbeitet. Daraus werden anschließend Lessons Learned und Transfermöglichkeiten abgeleitet, um damit anderen Projekten Reflexionsfläche und Potenzial für Weiterentwicklung anzubieten.
Das HFD spannt dann als überregionaler Akteur den Bogen hin zu Veränderungsprozessen im fachlichen Feld. Dabei werden die Erkenntnisse, die am Beispiel QUADIS gewonnen wurden, dahingehend diskutiert und reflektiert, inwiefern sie bei anderen Projekten ebenso auftreten und dementsprechend nachhaltige Veränderungen im gesamten Feld bewirken können. Diese Betrachtung aus der Metaperspektive bietet die Chance, Themenkomplexe zu identifizieren, mit denen Lehrprojekte mehrheitlich konfrontiert sind, um die aktuelle Dynamik im Feld zu verstehen, Vernetzung zu begünstigen und damit die Gestaltung des Diskurses voranzubringen.
Aus der Zusammenschau der verschiedenen Ebenen und Akteure soll ein umfassendes und integriertes Bild geboten werden, das zum Nachdenken anregt und zum Handeln motiviert.
1. OG links: "Technischer K.o. durch KI?!" und "Mit Bildern sprechen"
Im Rahmen des Verbundprojekts QUADIS wurden bayernweit zahlreiche standortübergreifenden Fach- und Arbeitsgruppen (FAG) aus Lehrenden und Hochschuldidaktikerinnen ins Leben gerufen. Die FAG sollten Lehrenden und Studierenden die Möglichkeit bieten, didaktische Fachthemen zu reflektieren und zu diskutieren, um innovative Gestaltungsformen für die digital gestützte Lehre zu generieren. Dabei wurden Lehrenden ein Raum für einen angeleiteten Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten unterschiedlicher Fächer und die Möglichkeit zur Vernetzung geboten. Zur Förderung des Transfers -auch über das Projektende hinaus- wurden die Ergebnisse der FAG dokumentiert. In diesem Symposiums-Beitrag stellen QUADIS-Mitarbeiter die Ergebnisse von zwei dieser FAG vor: „Mit Bildern sprechen“ und „Technischer K.o. durch KI!?“.
Nach einer kurzen Vorstellung der Gründung und Gestaltung der beiden FAG werden die Abschlussdokumente vorgestellt und ein Fazit zum Format und den Inhalten der FAG gezogen. Die verbleibende Zeit stehen Maximilian Wopinski (HfPh München) und Dr. Thorsten Aichele (JMU Würzburg) Ihnen für Diskussionen, Fragen sowie Ideen für eine mögliche Fortsetzung der beiden Formate nach Projektende (31.07.2024) zur Verfügung.
AG „Mit Bildern sprechen“: Bilder haben eine magische Anziehungskraft auf den Menschen. Als Kinder werden wir nie müde, die gleichen Bilderbücher anzuschauen, als Erwachsene vergessen wir im Kino die Zeit und Welt um uns herum, in der Werbung zeigen uns Bilder große Emotionen sowie attraktive Produkte und in der Lehre werden Studierende nicht müde, von Lehrenden gerade bei schweren oder trockenen Inhalten den verstärkten Einsatz von Bildern zu fordern. Damit Bilder jedoch für Lernzwecke nutzbar werden können, müssen einige Bedingungen erfüllt sein: (1) Der Bezug zum Lerngegenstand muss klar sein, (2) die Rezipienten müssen in der Lage sein, das Bild wie intendiert zu lesen sowie Rezeptionshilfen als Unterstützung angeboten bekommen und (3) im Rahmen einer didaktischen Reduktion müssen möglichst viele Informationen aus dem Bild entfernt werden, die für das Lernziel irrelevant sind.
AG „Technischer K.o. durch KI?!“: Spätestens seit Chat GPT3.5 hat KI die Welt der Universitäten und Hochschulen erreicht. KI ist mittlerweile so gut, dass sie in Sekundenschnelle scheinbar gedankenschwere Texte und kreative Bilder auf Hochschulniveau generieren kann. Warum soll man da noch selbst denken, schreiben oder gestalten? Dies hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Lehre: Wie beeinflusst dies das Lernen und welche Kompetenzen bleiben relevant? Wie sehen die Lehrveranstaltungen und Prüfungen der Zukunft aus? Sollte man den Einsatz von KI besser gleich verbieten, oder gibt es produktive und sinnvolle Arten sie einzusetzen? In der FAG haben wir uns mit der Frage beschäftigt, ob KI-Systeme tatsächlich in der Lage sind, Texte zu interpretieren und gedankenschwere Hausarbeiten zu verfassen. Gemeinsam untersuchten wir Grenzen und Möglichkeiten von KI beim Verfassen schriftlicher Arbeiten und erarbeiten Strategien für einen sinnvollen Einsatz von KI beim wissenschaftlichen Schreiben. Trotz allem gilt: (1) Eigenes Denken bleibt essenziell, (2) eine KI ist nur so gut wie ihre Bedienung, (3) KI-Nutzung erfordert spezielle Kompetenzen, und (4) Prüfungen sollten zukünftig verstärkt höhere Kompetenzen wie Transferwissen testen, um vor KI-Manipulation zu schützen und praktische Fähigkeiten zu fördern.
1. OG rechts: Talk "Den Stein ins Rollen bringen: Wirkungen von System- und Strukturveränderungen"
Referentin: Danny Krull (Universität Passau)
Nach mehr als zwei Jahren Entwicklungszeit möchten wir „UP!grade“ als skalierbares Strukturmodell für ein standortübergreifendes, hybrides, fachoffenes Angebot der Hochschuldidaktik vorstellen, das Lehrende beim selbstbestimmten Auf- und Ausbau didaktischer Kompetenz unterstützt.
UP!grade ist ein Format, das auf die individuellen Bedürfnisse der Lehrenden von heute und morgen zugeschnitten ist, nämlich fokussierte, effiziente und wirksame Unterstützung ihrer Lehrpraxis. Es besetzt die Nische zwischen Prêt-à-porter und Haute Couture der hochschuldidaktischen Weiterbildung: individueller als ein Vortrag, kollektiver als eine Lehrberatung, moderat in Dauer und Verbindlichkeit. Es wird zeitgleich von mehreren Hochschulen vor Ort und in einem gemeinsamen virtuellen Raum angeboten. Alle Teilnehmenden und alle hochschuldidaktischen Expert:innen der einzelnen Standorte bilden dabei eine temporäre Arbeitsgruppe. Dort werden die Anliegen der Lehrenden vorgestellt und bearbeitet. Der gebündelte Austausch multifachlicher Expertise und Erfahrungen führt schnell zu guten Lösungen und regelmäßig zu hoher Teilnehmerzufriedenheit. Die Kollaboration mehrerer Standorte ermöglicht dabei eine gute Balance von Auslastung und Personaleinsatz.
UP!grade ist keine Theorie. Bis zum heutigen Stand hat UP!grade viele Anpassungen und Überarbeitungen durchlaufen. Wir möchten unsere Entwicklungserfahrungen teilen und andere hochschuldidaktische Zentren zur Erprobung des Konzepts einladen. Dazu bringen wir eine praxistaugliche Blaupause für die zielgerichtete Kollaboration von Anbietern der hochschuldidaktischen Weiterbildung mit. Sie enthält alle notwendigen Werkzeuge, Strategien und Informationen für die Umsetzung eines standortübergreifenden Angebots zur individuellen Unterstützung Lehrender aus allen Fachbereichen. Die Konzeption und Pilotierung von UP!grade fanden im Rahmen des hochschuldidaktischen Verbundprojekts „Qualität digital gestützter Lehre an bayerischen Hochschulen steigern – QUADIS“ statt, das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wurde.
Referentinnen: Dr. Astrid Dobmeier und Dr. Veronika Sweet
(www.lehrnen.online)
Lehrnen mit h ist als Neologismus zu lesen und lädt ein, Gewohntes neu zu denken: Als gleichberechtigte Anteile von Lernen und Lehren in Lehr-Lern-Prozessen: Lernen + Lehren = Lehrnen. Unseren 30-minütigen Talk nehmen wir zum Anlass, um Neues praxisnah zu erproben und Lehrnen [sic!] als Framework einer Lehre der Zukunft vorzustellen. Digital, hybrid und on-site: Lehrnen ist als Framework interdisziplinär gedacht, beruht auf den Grundsätzen systemischer Lehre und bietet eine prozessuale Antwort darauf, wie Lehrende und Studierende gemeinsam eine gelingende Hochschullehre gestalten können, die den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird.
Unser Talk bietet Reflexionsimpulse für Fragen, die sich mit den Kompetenzen der Zukunft beschäftigen und über die fachliche Expertise der eigenen Disziplin hinausreichen:
- kritisches Denken, auch bezogen auf die eigene Rolle;
- lösungsorientierte Kommunikationsfähigkeit;
- Zusammenarbeit auf Augenhöhe und
- das Schaffen einer Atmosphäre, die Innovationskraft fördert.
Lehrnen bedeutet miteinander lernen und voneinander lernen im Tun – in systemischer Grundhaltung. Diese Haltung kann durchaus als widersprüchlich zu Kriterien der Hochschullehre erlebt werden. Lehrnen lädt zu Beginn der gemeinsamen Lehrnreise Irritation und Erwartungsenttäuschung proaktiv ein. Systemische Lehre wird als entschleunigt, freundlich-fragend und nicht bewertend erlebt. Da überrascht es wenig, dass eines der häufigsten Feedbacks aus über 20 Semestern lautet, es sei “sehr anders” und “nachhaltig wirkend”. Spannend ist diese Rückmeldung der “sehr anderen” Lehre, da wir davon ausgehen, dass Lehrende – gleich welcher Disziplin – vor ähnlichem Kontext agieren: Wir gehen davon aus, dass Wissen heute sehr leicht ergoogelt werden kann. Lehrende verstehen wir daher mehr als Kuratoren/Kuratorinnen und Prozessbegleitende denn als Lehrende. Diese Haltung erleben Studierende, so wird uns als Feedback gespiegelt, jedoch selten bis nie in ihren vorherigen Semestern.
In unserem Beitrag muten und trauen wir den Teilnehmenden diese prozesshafte Perspektive von der ersten Minute an zu. Von uns allen wird erwartet, im akademischen Umfeld ergebnisorientierte Lehre zu gestalten und gemessen zu werden an Zahlen, Statistiken und möglichst unverrückbaren Erkenntnissen. Dies steht im Gegensatz zu iterativem, prozesshaftem Lernen und Lehren, wie wir es prototypisch verstehen. Eine prozesshafte Perspektive lässt die Notwendigkeit der wohlwollenden Auseinandersetzung mit Erwartungsenttäuschungen in lösungsorientierten Denkräumen nach Steve De Shazer (De Shazer, 2015) sichtbar werden. Virginia Satir ermutigt zu genau diesen Erfahrungen und der Bedeutung von Irritation für Lern- und Wachstumsprozesse (Satir, 2010). Die Einladung zum Lehrnen [sic] an Hochschulen verdeutlicht weitere Perspektiven und Auseinandersetzungen: Unser Workshop bietet die Möglichkeit, die Bedeutung von Kohärenz auf Lehrenden- und Lernenden-Seite (Hüther, 2020) und Hochschulen in ganzheitlichen Kontexten und widersprüchlichen Umgebungen zu erleben.
Wir teilen die systemische Haltung in der eigenen gelebten Lehre und freuen uns auf den Austausch mit den Teilnehmende zu deren Erfahrungen und Ergänzungen. Mit dem Beitrag möchten wir erreichen, dass systemisches Denken, Fühlen und Handeln mehr Platz im Bewusstsein der Öffentlichkeit bekommt. Warum? Weil wir aus Hochschullehre und Weiterbildungskontexten Erfahrungen gesammelt haben, die die Relevanz verdeutlichen, die hinter Haltung und Methoden stecken. Und somit Anerkennung in Wissenschaft, Lehre und Forschung verdienen. Dabei greifen wir zurück auf ein vielfältiges Feedback von Studierenden aus über zwanzig Semestern und ein solides theoretisches Fundament.
2. OG: Talk „Digitale Innovation durch Beteiligungsprozesse verankern und Transfer ermöglichen“
Referentin: Sabrina Zeaiter (Goethe-Universität Frankfurt)
Lehre wird in Deutschland traditionell noch immer überwiegend privat behandelt und ist seltener ein kollaborativer Prozess, trotz Öffnungen durch u.a. Digitalisierung und OER. Gründe dafür liegen nicht zuletzt in Kapazitätsbestimmungen und Lehrdeputatsregelungen. In dem Lehr-Lernentwicklungsprojekt DigiTeLL an der Goethe-Universität Frankfurt werden neue Wege erprobt, kooperativ an Lehre zu arbeiten und Ergebnisse in die Breite zu tragen. Die Umsetzung dieses nachhaltigen Ansatzes erfordert ein generelles Umdenken bei allen Stakeholdern und erfolgt nicht reibungslos oder selbständig. Der Zusammenarbeitsprozess muss gezielt unterstützt, eingeübt und gefördert werden. Transferprozesse müssen gut strukturiert sein, damit der Zugriff auf Neuentwicklungen für mögliche Nachnutzende erleichtert wird.
Hier möchte das Projekt Digital Teaching and Learning Lab (DigiTeLL) ansetzen. Die Teilprojekte werden als Partnerships zwischen den Innovator:*innen aus den Fachbereichen und den zentralen Unterstützungsstrukturen konzipiert, um digitale Learning Designs zu entwickeln. Diese Designs werden aus Fachkontexten herausgelöst und für Nachnutzende verfügbar gemacht. Durch eine Konzentration auf das jeweilige didaktische Konzept, gezielte Rahmung und schriftliche Anleitungen für zukünftige Implementierungen, soll die Akzeptanz und breite Nutzung dieser Neuentwicklungen gestärkt werden.
Diese Form der partnerschaftlichen Lehr-Lernentwicklung ist allerdings kein Selbstläufer und bedarf gezielter Förderung. Auch die Abstraktion der eigenen didaktischen Idee von den Fachinhalten ist zumeist kein eingeübter Prozess. Die Entwicklung von Begleitmaterialien für die Learning Designs bedarf konkreter Rahmung, Systematisierung und gezielter Unterstützung. Im Projekt wurden dazu verschiedene Formate entwickelt und Tools eingesetzt, die in diesem Input präsentiert und kritische beleuchtet werden. Zu diesen Formaten gehört u.a. die Hospitationen als Werkzeug der kooperativen Lehr-Lernentwicklung. Wir wollen einen top-down vs. bottom-up Vergleich im Bereich der Kooperationsförderung unternehmen. Dabei sollen Ansätze aus DigiTeLL für selbstgesteuerte Kooperationsprozesse neben strategische Koordination besprochen werden. Die verschiedenen Netzwerkformen aus dem Projekt werden präsentiert, digital sowie Präsenzformate. Hierbei spielt auch das Thema Digitalmüdigkeit eine Rolle. Zur Unterstützung von Kooperation wurden Workshops angeboten und Handouts erstellt. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ansätze sollen kritisch betrachtet werden. Das namengebende Lab und seine Funktionsweise werden präsentiert, dabei wird auch ein Fokus darauf liegen, what worked and what didn't. Darüber hinaus werden die Transferstrukturen für die Learning Designs, die begleitende Öffentlichkeitsarbeit und die genutzten digitalen Werkzeuge zur systematischen Lehrentwicklung vorgestellt.
Referent: Paul Dölle (Universität Bayreuth)
Das Zentrum für Hochschullehre (ZHL) an der Universität Bayreuth fördert seit 2017 Lehrende dabei, digital gestützte Lehr- und Lernressourcen zu entwickeln. Ein zentrales Instrument dafür ist die Finanzierung und Ausbildung von studentischen Hilfskräften zu sogenannten E-Tutorinnen und E-Tutoren. Diese unterstützen die Lehrenden dabei, diverse digitale Materialien zu erzeugen. So produzieren sie Videos, erstellen Quizze, pflegen das Lernmanagementsystem, binden externe Webseiten mit ein, und neuerdings setzen sie dafür auch KI-gestützte Plattformen ein. Parallel dazu betreibt das ZHL ein Zertifikatsprogramm für digital gestützte Lehre.
Aktuell wird das Programm neu konzipiert, sodass das Zertifikatsprogramm für Lehrende und das Programm für E-Tutoren und E-Tutorinnen noch engmaschiger ineinandergreifen. So entstehen wertvolle, kompetenzorientierte Lehr- und Lernszenarien, die die Qualität der Lehre nachhaltig verbessern. Der Beitrag auf dem Symposium gibt einen Überblick über die Konzeption des Programms, die Verflechtung mit parallelen Angeboten des ZHL sowie einen Einblick in die Erfahrungen mit über 110 E-Tutorinnen-Projekten.
14:30-15:00 Uhr: Kaffeepause
15:00-16:00 Uhr: Parallele Angebote
Lecture Hall: Spotlight Talk „Kreativität willkommen heißen - Lehren, Lernen und Prüfen mit E-Portfolios“ [Stream]
Referent:innen: Dr. Martin Sticht, Martina Osterrieder, Hannah Brodel und Cordula Schwiderski (Universität Bamberg)
Im Projekt DiKuLe an der Universität Bamberg haben wir eine visuelle Planungs- und Entscheidungshilfe zum Einsatz von E-Portfolios in der Lehre entwickelt, die wir Ihnen im Rahmen eines Spotlight Talks vorstellen und mit Ihnen diskutieren möchten. Interessieren Sie sich für den Einsatz von E-Portfolios als Prüfungsform oder als begleitendes Dokumentations- oder Präsentationsmedium in der Lehre? Oder arbeiten Sie bereits mit E-Portfolios? Dann könnte Sie unser Schaubild unterstützen.
Es hilft dabei, sich bei der Planung und Vorbereitung an den wichtigsten Fragen entlangzuhangeln und so eine gute und erfolgsversprechende Vorbereitung für die Portfolioarbeit sicherzustellen. Das Schaubild verzahnt technische wie didaktische Überlegungen, die für die erfolgreiche Planung, Vorbereitung und Durchführung von Portfolioarbeit in Lehrveranstaltungen erforderlich sind. Handlungsanregungen zeigen auf, an welchen Stellen – auch im bereits laufenden Lehr-/Lernprozess – Dozierende aktiv werden müssen, zum Beispiel beim Anleiten von Interaktionen. Der Übergang zur technischen Umsetzung zeigt zudem Potenzial auf, verschiedene, zur Lehrveranstaltung passende Inhalte kreativ zu erstellen, zu sammeln und zusammenzuführen. Denn: Der erfolgreiche Einsatz von E-Portfolios in Lehrveranstaltungen verschiedener Art muss gut vorbereitet sein, insbesondere müssen für die Planung bei der Verwendung von E-Portfolios in der Lehre eine Reihe wichtiger Fragen geklärt werden, wie zum Beispiel: Welche Art des Portfolios wird eingesetzt? Welche inhaltlichen Anforderungen werden den Teilnehmenden vorgegeben? Gibt es Zwischenfeedback? Wer gibt Feedback und wie oft? Welche multimedialen Inhaltstypen eignen sich wofür? Das Schaubild hilft Ihnen dabei, den Mehrwert des E-Portfolios gegenüber anderen Prüfungsformen auszuschöpfen. Auf diese Weise werden auch das Interesse an und die Akzeptanz von Portfolioarbeit bei den Veranstaltungsteilnehmenden gefördert.
Lassen Sie uns im Anschluss an unserer kurzen Präsentation des Schaubildes diskutieren: Uns interessiert, ob Sie diese Planungs- und Entscheidungshilfe in Ihrer Praxis einsetzen würden – zum Beispiel auch, um gegenüber den Studierenden Transparenz zu schaffen. Darüber hinaus möchten wir uns mit Ihnen über Ihre Erfahrungen mit der Portfolioarbeit an Ihrer Hochschule austauschen.
Das Projekt Digitale Kulturen der Lehre entwickeln (DiKuLe) wird gefördert durch die Stiftung Innovationen in der Hochschullehre.
Referentinnen: Noemi Müller und Jana Radičević (Projekt SEED, Universität Würzburg)
Die Hochschuldidaktik steht aufgrund digitaler und gesellschaftlicher Entwicklungen und Anforderun-gen vor neuen Herausforderungen bezüglich der Verbesserung der Qualität von Hochschullehre. Nach Budde, Friedrich und Sames muss sich die Hochschullehre stärker an den Bedarfen ihrer Stakeholder orientieren. Lehren und Lernen an Hochschulen muss neu – kompetenzorientiert – gedacht werden. Ziel ist es, den Studierenden im Rahmen eines wissenschaftlichen Studiums die Ausbildung einer professionellen Handlungsfähigkeit und den Lehrenden eine aktive Mitgestaltung des digitalen Wandels zu ermöglichen.[1]
In dem 30-minütigen Talk wird auf die Notwendigkeit der Priorisierung von Kompetenzorientierung in der Hochschullehre eingegangen und insbesondere die Stärken von Reflexion und kollaborativem Arbeiten bzw. (Peer-)Feedback hervorgehoben. Hier wird die Frage aufgegriffen, wie Hochschullehre kompetenzorientiert(er) gestaltet werden kann. Der Einsatz von E-Portfolios ist diesbezüglich ein möglicher Weg. E-Portfolios sind digitale Sammelmappen, in welchen die Autor:innen verschiedenste Inhalte, wie z. B. eigene Lernergebnisse und -prozesse der Kompetenzentwicklung, für bestimmte Zwecke dokumentieren, reflektieren und präsentieren können. Dabei gelten Lernprodukte sowie Reflexion als wesentliche Elemente der E-Portfolioarbeit.[2] In der Hochschullehre können Reflexions-, Präsentations- und Produktportfolios eingesetzt werden. Hier werden jeweils unterschiedliche Schwerpunkte in der E-Portfolioarbeit gesetzt, welche i.d.R. von Lehrenden in konkreten Veranstaltungen angeregt und organisiert werden. Insgesamt wirkt sich der Einsatz von E-Portfolios positiv auf die Methoden- & Medien-kompetenz, auf die Fachkompetenz sowie auf die Sozial- & (Selbst-) Reflexionskompetenz der Studierenden aus. Der Einsatz von E-Portfolios in der Lehre bietet somit eine Reihe von Vorteilen.
Zudem werden die Ergebnisse aus dem Projekt SEED – Szenarien für den Einsatz von E-Portfolios in der digitalen Lehre für die Teilnehmenden resümiert, sodass sie von diesen profitieren können. Das Projekt SEED hat sich im Zeitraum von einem Jahr intensiv mit der Arbeit mit E-Portfolios im universitären Kontext beschäftigt. Dabei hat sich das Projektteam das Ziel gesetzt, den Studierenden und Lehrenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die Arbeit mit E-Portfolios über die bereits implementierte Plattform Mahara möglichst einfach und unkompliziert näher zu bringen. Zu diesem Zweck wurden sieben verschiedene Anwendungsszenarien mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten mit erklärenden E-Portfolioansichten, konkreten Beispielen und Vorlagen erarbeitet. Außerdem wurden weiterführende Materialien erstellt, die den Studierenden bei der jeweiligen Bearbeitung hilfreich sein können. Darüber hinaus wurde ein kompetenzorientiertes Prüfungsmodell erarbeitet, das sich primär an Dozierende der Hochschule richtet. Gleichzeitig wurden im Wintersemester 2023/24 Dozierende aus verschiedenen Fachbereichen bei der Konzeption und Umsetzung des Einsatzes von E-Portfolios in ihren Veranstaltungen beraten und begleitet.
Abschließend möchten wir das Auditorium ermutigen, neue digitale Lehr- und Lernformate auszuprobieren. Dazu möchten wir den Zuhörer:innen einerseits Tipps und andererseits Rückmeldungen aus den Reihen der Lehrenden und Studierenden mitgeben.
[1] vgl. Budde, J./ Friedrich, J.-D. & Sames, J. (2022). Unsere Vision: Vom Blended Learning zur „Blended Uni-versity“. In: strategie digital. Magazin für Hochschulstrategien im digitalen Zeitalter (2), S. 13-20.
[2] vgl. Scheuerlen-Theler, A. (2016). Roter Faden für Studium und Beruf. In: didaktiv - Schriftenreihe der Berner Fachhochschule BFH, Fachstelle Hochschuldidaktik & E-Learning HdEL (Hrsg.). E-Portfolios in der Praxis. Lyss: Hertig und Co. AG., S. 5.
1. OG links: Innovation – und dann? An der Universität Würzburg
Im Gespräch mit Dr. Anette Köster (Geschäftsführung ZBL), Berkan Yildiz (Projektkoordination WueDive) und Dr. Thorsten Aichele (Projektleitung QUADIS und Tandemleitung ProfiLehre am Standort Würzburg)
Das Symposium ist auf den zweiten Blick eine Art Momentaufnahme unterschiedlicher „Evolutionsstufen“ der Weiterentwicklung digitaler Lehre an der JMU: nach 3 Jahren endet das Projekt QUADIS, WueDive wiederum geht in die Projektverlängerung und gleichzeitig ist das Zentrum für wissenschaftliche Bildung und Lehre (ZBL) gerade erst entstanden.
Ein guter Zeitpunkt also, um zu fragen: Wie bringen wir die verschiedenen Überlegungen und Herausforderungen der letzten beiden Tage produktiv für die Uni Würzburg zusammen? Und was muss eine zentrale Einrichtung wie das ZBL dafür leisten?
Die Referent:innen reflektieren Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Projektarbeit, ziehen Verbindungen zum aktuellen hochschulpolitischen Auftrag im Bereich digitaler Bildung und diskutieren gemeinsam mit den Teilnehmenden nächste notwendige Schritte am ZBL.
1. OG rechts: Gemeinsam an Open Educational Resources (OER) arbeiten
Referentin: Martina Göhring (BayZiel)
Lehrmaterialien sind häufig für den spezifischen Lehrkontext entwickelt und daran angepasst. Eine Übernahme in andere Lehrkontexte ist dann meist nur mit Zusatzaufwand möglich. Optisch muss das Material an die neue Lernumgebung angepasst werden, Formatierungen stimmen oft nicht überein und müssen aufwendig vereinheitlicht werden und häufig ist die inhaltliche Einbettung mit zusätzlichen Überlegungen verbunden. Was wäre, wenn Lehrmaterialien in kleineren Einheiten, sogenannten Lernmodulen, entwickelt werden? Können solch modularisiert gestaltete Lehrmaterialien eine Ressourcenersparnis bieten, ohne dass die Qualität der Lehre darunter leidet?
Im Projekt QUADIS arbeiten wir genau nach diesem Gedanken: Unsere OER-Materialien für Hochschuldidaktische Blended-Learning-Seminare sind modular aufgebaut, d.h. ein Gesamtseminar setzt sich aus mehreren Modulen zusammen, die auch alleinstehend eine sinnvolle und abgeschlossene Einheit darstellen. Dabei eröffnet diese Modularisierung unseres Erachtens Möglichkeiten zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung bei der Entwicklung neuer Kurse. Sie ermöglicht es, qualitativ hochwertige Materialien zu erstellen, die in verschiedenen Lernkontexten wiederholt genutzt werden können, wodurch die Lehrmittel nachhaltiger werden.
Im Beitrag wollen wir gemeinsam die Gelingensbedingungen, Chancen und Grenzen diskutieren. Wie sollte die Konzeption modularisierter Lehrmaterialien angegangen werden? Was muss bereits in der Erstellung berücksichtigt werden? Wo eignet sich das modularisierte Vorgehen, wo vielleicht eher nicht?
Referent:innen: Dr. Uwe Fahr und Julia Rupprecht
Im Vortrag stellen wir die Qualitätsmaßnahmen vor, die wir zur Entwicklung und Evaluation zweisprachiger Blended-Learning-Seminare für Hochschuldidaktiker verwendet haben. Diese Maßnahmen umfassen die Menschen, die in dem Projekt arbeiten, die Produkte, die in erstellt wurden, und die Zielgruppen, für die dies Produkte erstelltet werden – oder kurz people, products und communities. Durch solche gezielten Qualitätsstrategien sollte die Zusammenarbeit im Projekt sowie das Lernen in der Community nachhaltig verbessert werden.
Im ersten Teil werden vier Dimensionen skizziert: Gute Hochschullehre, qualitativ sinnvolle (digitale) Medien und Methoden, gute Weiterbildungen in der Hochschuldidaktik sowie evidenzbasierte und theoretische reflektierte Forschung als Basis unserer Arbeit. Diese Dimensionen bilden das Fundament für die Entwicklung und Qualitätssicherung unserer OER-Angebote.
Im zweiten Teil werden Maßnahmen erläutert, die sowohl die Qualifikation der beteiligten Personen betreffen als auch die Qualitätsverbesserung der Produkte. Dabei gehen wir davon aus, dass für Qualitätsverfahren Personen, die die Qualität der Produkte sichern können, ebenso wichtig sind wie Prozesse. Für diese Qualitätssicherung haben wir daher eine Arbeitsgruppe Qualität gegründet, aber auch einen inhaltlich orientierten Leitfaden erstellt sowie einen Qualitätssicherung-Prozess gestaltet, in dessen Mittelpunkt ein Critical-Friends-Verfahren steht.
Im dritten Teil wird kurz auf die Rolle der Community und deren Beitrag zur Qualitätssicherung eingegangen. Die Community wurde über Feedbackbögen und die Durchführung von Blended-Learning-Seminaren mit externen Trainerinnen und Trainern integriert. Darüber hinaus wurde das Angebot bekannt gemacht und zur Nutzung und Kritik eingeladen.
In der abschließenden gemeinsamen Diskussion gibt es Raum, die verschiedenen Aspekte gemeinsam zu beleuchten und unterschiedliche Perspektiven einzubringen.
2. OG: Talk „Externe Unterstützung – OER und Lehre an studienunterstützenden Einrichtungen“
Referentin: Dr. Katharina Boll-Becht (Universitätsbibliothek Würzburg)
Die wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland entwickelten seit 2001 auf die einzelnen Fächer zugeschnittene Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz. Seitdem definieren sich wissenschaftliche Bibliotheken im Vermittlungsbereich als „Teaching Library“, Bibliothekare dementsprechend als „Teaching Librarians“. Die Universitätsbibliothek (UB) Würzburg war eine der ersten Universitätsbibliotheken in Deutschland, die Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz angeboten hat. Seit 2001 entwickelte sie ein an den universitären Curricula und fachspezifischen Anforderungen ausgerichtetes Kursprogramm. Die Kurse wurden in die universitären Curricula integriert, entweder als fester Bestandteil des Studienverlaufsplans im fachspezifischen Bereich oder als frei wählbares Angebot im ASQ-Pool.
Die in der Anfangszeit als „Bibliotheksschulungen“ bezeichneten Kurse hat die UB Würzburg methodisch und didaktisch immer weiter ausgebaut. Inhaltlich decken die Kurse das gesamte Servicespektrum der Bibliothek ab, angefangen von der Nutzung der Bibliothek über Bibliotheksführungen bis hin zu Beratungen zum Publizieren, Open Access, Open Science, digitale Kompetenzen und KI-Anwendungen im Infokompetenz-Vermittlungsbereich. Auch die (digitale) Vermittlung des wertvollen Altbestands zählt zu den Angeboten. Mit der Erweiterung des inhaltlichen Portfolios der Bibliothek um digitale Themen nahmen auch die digitalen Vermittlungsformate zu.
Der Beitrag blickt auf die Meilensteine der Entwicklung digitaler Lehr- und Lernformate im Vermittlungsbereich der Universitätsbibliothek (UB) Würzburg zurück, stellt konkrete Beispiele vor und geht abschließend auf potenzielle Weiterentwicklungen der „digitalen Teaching Library“ und die dafür notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen ein.
Referent: Dr. Holger Kächelein (vhb - virtuelle Hochschule Bayern)
Bei wissenschaftlichen Publikationen ist der Open Access mit einem kostenfreien Zugang zu Forschungsergebnissen in der Breite angekommen und viele Einrichtungen haben schon eine Open Access Policy implementiert. Im Gegensatz dazu ist das Teilen und somit das Öffnen von Bildungsmaterialien bisher kaum verbreitet. Diese so genannten Open Educational Resources, kurz OER, erlauben durch die Verwendung von freien Lizenzen nicht nur das Teilen und Nutzen, sondern teilweise auch das Weiterentwickeln der vorhandenen Materialien.
Für eine sinnvolle und zeitgemäße Digitalisierung der Hochschullehre sind zentrale Unterstützungseinrichtungen erforderlich, die das Veröffentlichen von Lehr-/Lernmaterialien ermöglichen. Bereits jetzt können offene Bildungsmaterialien verstreut im Internet gefunden werden; im Sinne einer besseren Auffindbarkeit und der Etablierung von Qualitätsstandards sind jedoch zentrale, hochschulüberreifende Repositorien eindeutig von Vorteil. Diese Repositorien als zentrale Speicherorte bieten dabei oft mehr als nur einen Ablageort für die Materialien. Je nach Ausrichtung und technischer Ausstattung ermöglichen sie auch einen Blick in die Materialien, was aufgrund der vielfältigen Dateiformate – bis hin zu ganzen Kursräumen - nicht selbstverständlich ist.
Ein Beispiel für die vielfältigen Möglichkeiten zur Bereitstellung von Bildungsmaterialien ist das OER Repositorium der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) oer@vhb: https://oer.vhb.org. Auf der zentralen Plattform für offene Bildungsmaterialien können bayerische Hochschullehrende ihre Inhalte bereitstellen und damit anderen das Nutzen ermöglichen. Durch den begleitenden Redaktionsprozess vor der öffentlichen Verfügbarkeit können überdies noch offene Fragen zur passenden Lizenz oder zum geeigneten Dateiformat geklärt werden.
Darüber hinaus ist eine angemessene Sichtbarkeit auch außerhalb der beteiligten Hochschulen für ein Repositorium von zentraler Bedeutung. Deshalb hat die vhb sich schon sehr früh in den Prozess zur Etablierung eines gemeinsamen Metadatenstandards eingebracht. Dieser bildet die Grundlage für eine länderübergreifende Suche über einen gemeinsamen Suchindex https://oersi.org, der durch die TIB Hannover aufgebaut und betrieben wird.
Im Rahmen der Gesprächsrunde soll thematisiert werden, welche Vorteile ein Repositorium für offene Bildungsmaterialien Lehrenden bietet, warum das Teilen auch im Kleinen beginnen kann beziehungsweise warum gerade dies von Vorteil ist.