English Intern
Zentrum für Geschichte der Psychologie

Chronometre d'Arsonval

Das Chronomètre nach Dr. Jacques Arsène d'Arsonval

Der 1890 erschienene Katalog "Catalogue des Instruments de Précision pour la Physiologie et la Médecine construits par Charles Verdin" verzeichnet unter der Sektion "Medizinische Instrumente" ein Chronometer, welches von dem Physiker und Mediziner Jacques-Arsène d'Arsonval (1851-1940) entwickelt worden war. D'Arsonval konstruierte es zur einfachen Messung der Geschwindigkeit von Nervenempfindungen und bot damit dem Arzt die Möglichkeit, zwischen Nervenerkrankungen und hysterischen Erscheinungen zu unterscheiden.

Aufgrund eines speziell geregelten Uhrwerks ist das Chronometer in der Lage, einen Zeigerumlauf pro Sekunde zu erreichen. Die Skala des Uhrwerks ist in hundert gleichabständige Schritte unterteilt, so dass Zeiten im Bereich von hundertstel Sekunden direkt abgelesen werden können. Darüber hinaus ist es möglich, das Uhrwerk in noch höherer Geschwindigkeit laufen zu lassen, um eine Auflösung im Millisekundenbereich zu erzielen.

Die Funktionsweise des Chronomètres nach d'Arsonval ähnelt derjenigen des Hippschen Chronoskops. Durch Aktivation eines Elektromagneten werden die Uhrzeiger von dem laufenden mechanischen Präzisionsuhrwerk entkoppelt. Wird der Stromfluss unterbrochen drehen sich die Zeiger mit, bis der Strom wieder eingeschaltet wird.

3D-Animation Chronomètre d'Arsonval

 

Die Vorgehensweise bei der Messung am Patienten

Die Messung am Patienten funktionierte folgendermaßen: Der Arzt hält den rechts in der Abbildung dargestellten und über eine Gewindeschraube (J) justierbaren Stabschalter in der Hand. Durch Berührung des Patienten an einer der Körperextremitäten mit der am Stabschalter angebrachten kleinen Kugel (K) wird der Stromfluss des Elektromagneten unterbrochen und die Zeiger beginnen mit dem aktiven Uhrwerk mitzulaufen.
Der Patient seinerseits hält den links in der Abbildung dargestellten Kontaktschalter in einer Hand. Sobald er die Reizung eines Körperteils durch den Arzt spürt, schließt er durch Drücken des Schalters den Stromkreis und die Zeiger der Uhr bleiben stehen.
Mit dieser Messanordnung kann man sehr schnell die Geschwindigkeit der Empfindungen an verschiedenen Teilen des Körpers messen und feststellen, ob die beiden Körperhälften diesbezüglich ähnlich sind. Darüberhinaus lässt sich eine präzisere Lokalisation der erkrankten Körperteile vornehmen. Sehr einfach sind mit der Apparatur auch Hysteriker zu erkennen, die eine Bewegungs- oder Empfindungsstörung simulieren.

Armin Stock