Semantische Datenbanken

Wichtige Bestandteile geistes-, kultur- und humanwissenschaftlichen Forschens sind die Generierung von Forschungsdaten, die Rezeption und Interpretation von Wissen sowie die Verwaltung und nachhaltige Archivierung von großen Datenmengen. Im Rahmen des Wissensmanagements werden – neben anderen Softwarelösungen – auch Datenbank-Technologien eingesetzt, um sowohl der wissenschaftlichen Community als auch interessierten Nutzern einen niederschwelligen Zugang zu den Forschungsergebnissen zur Verfügung zu stellen.

Das ZPD berät Forscher:innen bei der Formalisierung ihres Forschungsprozesses, der Modellierung von Datenstrukturen und unterstützt sie bei der Erstellung von Datenbanken mittels der Semantic MediaWiki Software. Da Wikis von Forschenden selbstständig verwaltet, angepasst und erweitert werden können, bieten sie eine flexible technische Grundlage für das Wissensmanagement. Das ZPD stellt Geistes-, Kultur- und Humanwissenschaftler:innen die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung und übernimmt deren initiale Konfiguration sowie das Erstellen eines projektspezifischen Layouts für das Semantic MediaWiki.

Im Rahmen des bereits erfolgreich abgeschlossenen Projekts zum Werk Joachim Camerarius’ wurde eine semantische Datenbank erstellt. Camerarius war einer der bedeutendsten Philologen des 16. Jahrhunderts und zählt zu den vielseitigsten Gelehrten des deutschen Protestantismus. Im ‘Camerarius Wiki’ wurden sämtliche seiner über 2200 überlieferten Briefe und über 900 gedruckten Werke bibliographisch erfasst, mit Digitalisaten verlinkt, beschrieben und semantisch miteinander verknüpft. Mit Hilfe der Datenbank kann das Wirken von Camerarius sichtbar gemacht werden, so dass Einblicke in sein Leben und das seiner Zeitgenossen gewonnen werden können.

Semantic MediaWiki ermöglicht die Ausgabe und Visualisierung automatisch generierter Listen. In der nachfonden Abbildung (Abb. 3) werden die Druckorte der Werke von Camerarius aufgelistet. Zusätzlich werden die Orte auf einer interaktiven Karte markiert.

Auf diese Weise erlaubt die Datenbank den Nutzer:innen auch mittels Semantic Drilldown Filter zu setzen und so die Suchergebnisse fortlaufend interaktiv zu verfeinern. Im Beispiel (Abb. 2) wurde ein Werktyp, ein biographischer Zeitraum und die Sprache als Filter gesetzt. Dadurch wird eine Liste mit ausschließlich den Titeln ausgegeben, die den Filtern entsprechend gedruckte Werke in griechischer Sprache und zu Camerarius’ Nürnberger Zeiten entstanden sind:

Derzeit betreut das ZPD mehrere Projekte, für die ein Semantic MediaWiki erstellt wird:

• Das sprachwissenschaftliche Projekt ‘Greifswald Digital’ sammelt und annotiert in Greifswald entstandene Texte des 14. bis 17. Jahrhunderts, um Wissensbestände unterschiedlichster Fachrichtungen zusammenzuführen und in Verbindung zu setzen.

• Das Projekt ‘Musical Instruments in Ancient Mesopotamian Records: Terminology, Iconography and Context’ (MIAM) beschäftigt sich mit der (Neu-)Edition von Text- und Bildquellen zu Musikinstrumenten im Raum des alten Mesopotamiens. Diese Daten werden semantisch ausgezeichnet und im Rahmen eines Semantic MediaWiki zur Verfügung gestellt.

• Das ‘Häuserprojekt ohne Häuser’ ediert Ratsbücher, Ehe- und Taufeinträge Würzburgs des 15. bis 18. Jahrhunderts und pflegt diese in ein Semantic MediaWiki ein. Hierdurch lassen sich neue Erkenntnisse zur Migration und Bevölkerungsentwicklung des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Würzburgs offenlegen. Dies ermöglicht es beispielsweise das Wirken bekannter historischer Personen, die man bis dahin nicht in Würzburg vermutete, nachzuzeichnen und ihren Spuren zu folgen.