Leider keine Teenieparty - German U15 verstört Studierendenvertretungen
10/17/2012Die Universität Würzburg ist dem "German U15", einem Zusammenschluss von 15 vorwiegend forschungsorientierten Hochschulen mit medizinischer Vollfakultät, beigetreten. Hier die offizielle Stellungnahme der Studierendenvertretung.
Mit Verwunderung nahm der Sprecher- und Sprecherinnenrat die Entscheidung des Präsidenten, Prof. Dr. Forchel, zum Beitritt in den jüngst gegründeten Zusammenschluss "German U15" zur Kenntnis und bedauert, dass dieser Schritt von der Hochschulleitung ohne Rücksprache mit Senat und Hochschulrat gegangen wurde. Wir stehen diesem sehr kritisch gegenüber und empfinden das als eine Separation gegenüber anderer Hochschulen mit elitärem Charme. Wie bereits bei dem 2006 gegründeten Zusammenschluss "TU9" zeichnet sich hier eine bewusste Forcierung einer Zweiklassengesellschaft ab.
Betrachtet man die Themen und Aktionsfelder der "German U15", so wird schnell ersichtlich, dass nur Partikulärinteressen vertreten werden. Auch wenn gerade Volluniversitäten mit den gestiegenen Studierendenzahlen zu kämpfen haben, so ist gerade das ein Problem aller Hochschulstandorte. Das deutsche Bildungssystem kann nicht wieder erstarken, indem nur vermeintlich forschungsintensive Universitäten, die teilweise immer wieder an der Exzellenzinititaive scheitern, gefördert werden. Gleiches gilt für die im internationalen Wettbewerb viel zitierte Autonomie der Bildungseinrichtungen im tertiären Bereich. Auch wenn die Forderungen der fünfzehn Universitäten an die deutsche Politiklandschaft vermeintlich positiven Inhalts sind, so steht hinter jeder Forderung nach staatlicher Finanzierung in erster Linie der Forschungssektor. Das humboldtsche Bildungsideal darf nicht zur Akquise von Forschungsgeldern, die in keinster Weise der Lehre dienlich sind, missbraucht werden. Die U15 fordern eine Verbesserung der Beschäftigungsverhältnisse für NachwuchswissenschaftlerInnen nach der Promotionsphase, erwähnen jedoch im gleichen Atemzug ein Drittmittelkarriereprogramm, um diese Forderungen umsetzen zu können. Forschung darf nicht auf der Angst basieren, immer wieder auf Stipendien oder Fördermittel zu hoffen. Der Staat muss Sorge dafür tragen, dass Leben, Lehre und Forschung nebeneinander im Gleichgewicht existieren können. Hierfür müssen auf lange Sicht prekäre durch reguläre Beschäftigungen ersetzt werden. Das von der U15 geforderte amerikanische Tenure Track System garantiert dies aber eben nicht, da jede potenzielle Lehrkraft vor ihrer Festanstellung zunächst befristet beschäftigt werden würde. Eine Übernahme kann bei nichtstaatlicher Finanzierung nicht garantiert werden.
Die Festeinstellung von Professorinnen und Professoren muss weiterhin im akademischen Senat erfolgen, der nicht vom Hochschulrat überstrahlt werden darf.
In ihrer Forderung nach einer Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen wird das unproduktive Konkurrenzverhältnis erwähnt, das abzuschaffen sei. Hier müssen die U15 aber endlich realisieren, dass ihr Hauptauftrag in der Lehre liegt, wo sie per Definition nicht mit Forschungseinrichtung in Konkurrenz stehen können.
Bei den Ergebnissen der Rankings durch externe Ratingagenturen kommen aus verschiedenen Gründen auch bei den U15 die unterschiedlichsten Ergebnisse heraus. Hier appellieren wir als Studierendenvertretung an alle Studieninteressierten, ihre Entscheidung für einen Hochschulsstandort nicht an diesen verfälschten Zahlen festzumachen, sondern sich vor Ort mit Studierenden zu vernetzen und direkt nach Pro- und Contraargumenten für die jeweilige Hochschule zu fragen.
Die Hochschulrektorenkonferenz als "Stimme der Hochschulen" wird nur dann den geforderten Stellenwert in der Öffentlichkeit erhalten, wenn einzelne Hochschulleitungen damit aufhören, Parallelstrukturen wie die TU9 und die U15 zu gründen.
Wir appellieren an die Hochschulleitungen in der German U15, sich mit allen Hochschulleitungen Deutschlands an einen Tisch zu setzen, um die genannten Probleme gemeinsam angehen zu können.