Die Bedingungen, unter denen Bildung stattfindet, sind katastrophal: völlig undemokratische Strukturen; Leistungsdruck durch Turboabitur, Notenwahn und Regelstudienzeit; soziale Ausgrenzung durch Gebühren und mangelnde Förderungsmöglichkeiten; wachsender Einfluss von Unternehmen; Unterfinanzierung vom Personal bis zur Gebäudeinstandhaltung; überarbeitete Lehrende; zu große Klassen und Kurse. Dies alles führt nicht nur zu miserablen Lehr- und Lernbedingungen, es macht Menschen krank. Daher ist es auch kein Geheimnis mehr: Das derzeitige Bildungs- und Wissenschaftssystem ist gescheitert. Es wird den Ansprüchen, die seit der Aufklärung erhoben werden, nicht ansatzweise gerecht.
Schüler*innen, Auszubildende und Studierende sollen nur das lernen, was der Arbeitsmarkt verlangt. Demokratische Partizipation sowie das kritische Hinterfragen der Gesellschaft werden dabei zugunsten braver Angepasstheit an die Erfordernisse der Wirtschaft verdrängt. Die Devise lautet: nützliches Humankapital statt mündiger Menschen. Dabei werden im Kampf um die besten Plätze in dieser Gesellschaft weite Personenkreise ausgegrenzt. Sinnlose Konkurrenz und unnötige Ausschlüsse fangen schon im Bildungswesen an. Schon in Kindertagesstätten ist nicht Platz für alle. Nach der Grundschule werden junge Menschen in verschiedene Schulformen sortiert. Die Auslese richtet sich nach dem Bildungsgrad und dem Einkommen der Eltern, für viele ist die Hochschule dann gar nicht mehr erreichbar. Hohe Gebühren und Kosten der Lernmaterialien, eine unzureichende Ausbildungsförderung und hohe Mieten tun ihr übriges.
Die enorme Bedeutung von Bildung offenbart dabei die Notwendigkeit eines anderen Bildungssystems. Bildung meint die kritische Aneignung unserer Welt, um diese als lebendigen Teil einer demokratischen Gesellschaft mitzugestalten, ganz im Sinne von sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und Frieden. Sie ist Triebfeder gesellschaftlichen Wandels hin zu einem besseren Zusammenleben. Hierfür braucht es die richtigen Bedingungen – ausfinanziert, demokratisiert und zugänglich für alle.
Wir alle, Schüler*innen, Auszubildende, Student*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, sind dem gleichen Problem ausgesetzt: dem Bildungssystem. Aus diesem Grund sind wir nicht auf unseren eigenen Vorteil innerhalb des Systems aus, sondern fordern ein solidarisches Bildungssystem für alle Menschen! Eine umfassende Demokratisierung des gesamten Bildungssystems geht daher mit einer ebenso entschlossenen Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse einher.
Der immer größer werdende Unmut gegen die Zurichtung von Bildung macht deutlich, dass der Status Quo nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Die Proteste in der Vergangenheit haben mit der Abschaffung der Studiengebühren sowie dem Zurückdrängen von G8 enorme Durchbrüche erreicht. Dies zeigt, dass gesellschaftliche Verbesserung durch solidarisches Zusammenwirken erreicht werden kann.
Deshalb: Nehmen wir unsere Bildung selbst in die Hand – meutern wir die Lernfabriken! Lasst uns für eine Gesellschaft kämpfen in der echte Bildung möglich ist!