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    Brasilien-Blog

    Und jede Reise geht zu Ende...

    Unseren letzten Tag in Maringá ließen wir untypischerweise mal ganz entspannt angehen: Um 11 Uhr, was natürlich "brasilianisch" interpretiert wurde, trafen wir uns (bzw. die, die den Abend davor
    überlebt hatten) bei einem von Dr. Mainkas vielen Bekannten zum Abschiedschurrasco. Bei Carne, Salsicha, Arroz und Salada relaxten wir im Garten und genossen noch ein letztes Mal die brasilianische Sonne. Danach gingen viele noch in den nahe gelegenen Parque da Ingá, wo die frei herumlaufenden Äffchen zur allgemeinen Unterhaltung beitrugen.
    Am nächsten Tag (Montag) ging es dann für die meisten von uns (einige schlaue Füchse hängten noch einen Kurzurlaub dran) über Sao Paulo wieder in die Heimat zurück - nach drei anstrengenden, aber auch sehr interessanten und lustigen Wochen voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Es lebe Hans Staden, ohne den wir Deutschen wohl erst viel später von diesem wunderbaren Land erfahren hätten!

    Rolândia - zwischen Liebe zum Baum und harter Realität

    Am Samstag brachen wir in gewohnter Frühe mit unserem klimatisierten Luxusbüschen in Richtung Rolândia auf. Die 50.000-Einwohner-Stadt wurde 1932 von deutschen Einwanderern gegründet und beherbergt wie ihre Partnerstadt Bremen eine Rolandstatue, nur so am Rande. ;)
    Der erste Programmpunkt war die etwas außerhalb gelegene Fazenda "Bimini", wo wir vom Deutschen Hr. Steidle (inkl. Familie) und seinem naturverbundenen binationalen Team begrüßt wurden. Nach einer kurzen Einführung in ihre Arbeit der Umwelterziehung insbesondere von Schulklassen wurden wir zwecks Prävention schon mal mit zwei heimischen Schlangen konfrontiert, bevor es zu einem Spaziergang durch den aufgeforsteten Wald losging. Dieser artete dann aber doch eher zu einer Wanderung aus, nach der erst einmal die zwei Toiletten gestürmt wurden. Beim Feedbackgespräch stand dann der radikale Appell zur Bewahrung der natürlichen Umwelt im Vordergrund...
    Einen krassen Kontrast dazu stellte der anschließende Besuch des Cervin (Centro de Recuperação Vida Nova) dar: Hier wird drogenabhängigen Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen ein sechsmonatiger Entzug geboten, während dem sie mittels Arbeitstherapie auf ein neues Leben vorbereitet werden sollen. Nach einem leckeren typisch brasilianischen Mittagessen zusammen mit einigen deutschen Freiwilligen stellte uns der engagierte Schweizer "Super-Seppi" die Arbeit des Zentrums vor: Er berichtete anhand von Fotos auf eine sehr bewegende Art und Weise von Einzelschicksalen, die nicht immer ein gutes Ende genommen hatten... Am Ende erzählten dann noch einige der Bewohner aus ihrem Leben, was uns alle sehr ergriffen und zum Nachdenken angeregt hat. Danach stand ein gemeinsames Fußballspiel Deutschland vs. Brasilien auf dem Programm, was letztendlich wegen mangelnder Beteiligung unsererseits in gemischten Mannschaften ablief - ein großes Lob hier aber an unsere five brave girls und Dr. Mainka! Der Rest machte währenddessen den zentrumseigenen Kuhstall unsicher ;) Nach einem sehr emotionalen Feedback ging es dann noch ins deutsch-brasilianische Intercambio-Centrum nach Downtown Rolândia, wo wir bei Kaffee und Kuchen die Möglichkeit hatten, mit deutschen Auswanderern bzw. deren Nachkommen (mittlerweile aber auch schon etwas ältere Damen und Herren) ins Gespräch zu kommen. Außerdem kamen wir hier in den Genuss eines Vortrages über die in Brasilien so erfolgreiche Direktsaatmethode. Auf der Heimfahrt konnte dann jeder diesen ereignisreichen Tag auf seine Art und Weise verarbeiten.

    Fazenda Solana- zwischen Idylle und Heilpflanzen

    Nach nächtlichem, kurzzeitigem Weltuntergang ging es für uns mal wieder raus aufs Land. Auf der Fazenda Solana erhielten wir einen Einblick über den Anbau der Heilpflanze für Buscopan. Nachdem wir uns die Aufzucht und die Produktionsstätten angesehen hatten, besuchten wir ein kleines Heimatkunde- Museum über die ersten deutschen Einwanderer auf der Farm. Im Anschluss daran wurden wir von der Frau des Fazenda- Direktors zu einem Lunch eingeladen. Mit einem romantischen Ausblick über einen See schlugen die Bäuche mit diversen Leckereien voll. Um für den nächsten Tag fit zu sein, gingen die meisten von uns voller Vorfreude ins Bett.

    Wasser, Wasser- nichts als Wasser: Foz do Iguaçu Part II

    Früh morgens hieß es für uns: Auf zur Uni. Auch hieß es wieder „Estamos em greve!“. An der Uníla erhielten wir einen Einblick in die seit 2010 existierende Integrationsuniversität. Dabei handelt es sich um ein Programm zur Integration von lateinamerikanischen Studenten, die nach verschiedenen Kriterien ausgewählt werden, v.a. benachteiligte Studenten werden bevorzugt. Im Anschluss daran wurde uns die Baustelle des neuen Uni- Geländes gezeigt. Interessanterweise wurden die Pläne für die Uni von Oscar Niemeyer entworfen. Hier hatten wir erstmalig das Vergnügen mit Bauhelmen. :-) Nach einer kleinen Stärkung setzten wir abermals den Sicherheitshelm auf, um das Wasserwerk Itaipu zu erkunden. Dabei durften wir nicht nur die Außenansicht des zweitgrößten Wasserwerks der Welt bestaunen, sondern erhielten auch einen Einblick in das Herzstück der Anlage. Unter dem Motto: „I follow you, deep sea, baby“ liefen wir unserem Guide hochinteressiert hinterher. Am späten Nachmittag traten wir unsere Heimreise nach Maringá an.

    Días da agua- Foz do Iguaçu

    Am Dienstag hieß es dann mal wieder Aufbruch zu neuen Abenteuern mit unserem ultra, luxuriösen, bequemen Schrottbus. Auch dieses Mal hatten wir das Vergnügen von gefühlten 50°C in einem nicht klimatisierten fahrbaren Untersatzes 6,5 Stunden zu reisen. Wer nun glaubt, dass man beruhigt schläft oder einfach chillen kann, der hatte sich gewaltig geirrt, denn man sollte niemals seine Füße aus dem Blick verlieren. Kaum hatte sich einer unserer Herren zurückgelehnt, schon kam der Angriff einer Killer- Kakerlake. Selbstverständlich ließ sie sich nicht gerade leicht wieder einfangen und alle Mädels hockten mehr oder weniger versteinert auf den klebenden Sitzen. Dementsprechend waren wir mehr als positiv von unserem Hotel in Foz do Iguaçu überrascht und erholten uns um fit für den nächsten Tag zu sein.

    Voller Vorfreude auf  die Wasserfälle stärkten wir uns bei einem Megafrühstück. Leider hatten wir das Pech, dass es die ganze Nacht erstmalig geregnet hatte. Daher war es zum einem ziemlich frisch und zum anderen nebelig. Trotzdem waren die Wasserfälle atemberaubend und erfrischend! Steht man direkt davor bekommt man eine Gratisdusche, leider jedoch ohne Wärmeregelung, dementsprechend durchnässt waren wir dann auch. Nach geschätzten 1Mio Fotos waren zum einen die Kameras leer und die meisten hatten genauso Hunger wie die neugierigen Quatis (Nasenbär), die es nicht nur auf die Taschen von Touris abgesehen haben, sondern v.a. auf deren Essen. Gestärkt ging es dann in den Parque das Aves (einem Vogelpark), wo wir von einem kleinen, frechen Papagei mit „Olá- hihihi“ begrüßt wurden. Der Haribo- Vogel, auch als Tucan bekannt, war einer unserer Lieblinge mit dem wir viele Fotos machten, auch wenn er zum Teil etwas bissig war. Wieder einmal waren wir von den Eindrücken des Tages komplett geflasht und beendeten den Tag in einer Churrasceria.

    Tag im Zeichen der Pharmazie und Medizin

    Nachdem in den ersten Tagen in Maringá v.a. die Geographen, Historiker und Pädagogen unter uns auf ihre Kosten gekommen sind, brach nun der Tag der Pharmazeuten und Mediziner an. Unser Tag fing abermals mit einer für uns nicht verwunderlichen Planänderung an- schuld war der immer noch andauernde Zustand des „Estamos em greve“. Spontan führte uns Cassio, für einige der rettende Mann in der Not und für andere der Mitarbeiter des International Office, über den Campus. Dabei erhielten wir einen Einblick in die Labore der Pharmazeuten, wo wir auch Studenten während eines Tierexperimentes über die Schulter schauen konnten. Nach einem abermals sehr leckeren Mittagessen ging es dann in brütende Hitze los an die Uni- Klinik der UEM. Hier wurden wir sehr nett von den Studenten der Odontologiá (=Zahnmedizin) empfangen und erhielten hier eine Führung sowohl durch die Zahnklinik, als auch der Uni- Klinik selbst. Mit zum Teil etwas befremdlichen Gefühlen gingen wir durch fast alle Stationen, v.a. der Gang durch die Notaufnahme war für einige mit Unbehagen verbunden. Dabei entdeckten gerade unsere Medizin- und Pharmaziestudentinnen schnell ein paar Unterschiede zu Deutschland. Danach informierten uns die Studenten über das Gesundheitssystem und bei leckerem Kaffee und Biskuits tauschten wir uns aus. Nach vielen Informationen und Eindrücken kehrten die meisten von uns erschöpft zu ihren Gastfamilien zurück oder erholten sich bei einer ausgiebigen Shopping- Tour. :-)

    Fleisch in Massen- oder auch Churrasco genannt

    Um 10Uhr ging es los zum Churrasco. Schnell wurde uns dort klar, dass das nicht der Lieblingstag der Vegetarier sein würde. Hinter der Halle, in der gegessen wurde, standen 1000kg Fleisch bereit um verschlungen zu werden. Dabei wurde mit Sicherheit jeder satt!

    Der restliche Tag wurde individuell mit den Gastfamilien oder einem Ausflug in einem Park gestaltet.

    Auf den Spuren der Jesuiten

    In unserem Lieblingsbus gings los zum Museu Histórica de Santo Inácio. Hier erfuhren wir einiges über die Jesuitenreduktion und der damit verbundenen Missionierung der Indigos. Anschließend ging es zum Fluß Paranapanema, wo wir archäologische Funde erkunden sollten. Dazu hieß es pieksiges Gestrüpp zu bewältigen, was einigen auf Grund von nicht geeignetem Schuhwerk einiges abverlangte. Nachdem Mittagessen fuhren wir in die Biblioteca de Municipal de Santo Inácio, wo wir ein kleines Theaterstück vorgeführt bekamen. Es folgte ein Besuch einer Kindertagesstätte, in der wir wieder mal mit einem reichhaltigen Buffet von den Bewohnern der Stadt begrüßt wurden. Wir scheinen hier eine große Attraktion zu sein, da wir dort rund um die Uhr gefilmt und fotografiert wurden. Claudia, Laura und Brigitte durften sehr spontan ihren Vortrag über unsere Heimatstadt Würzburg auf Portugiesisch halten. Mit bereits gewohnter Verspätung fuhren wir wieder zurück nach Maringá.

    Big Mama's House oder nirgendwo in Paraná

    Zum wiederholten Male hieß es: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Demnach waren fast alle zum verabredeten Zeitpunkt mehr oder minder ausgeschlafen an unserem Treffpunkt. Eigentlich sollten wir um 7.30Uhr starten, doch durch die uns mittlerweile angewöhnte brasilianische Pünktlichkeit wurde daraus leider nichts. Daher startete unser Abenteuer etwas verspätet ins Niemandsland. Nach knapp 4h ruhiger Fahrt, wurde es doch etwas ruckelig… Teilweise konnte man  nicht glauben,  dass die Wege überhaupt befahrbar sind, v.a. mit unserem super „modernen“ Bus (aber man lernt ja nie aus). Stellt euch einfach 17 Mädels in einem schunkelnden Bus, riesen Schlaglöcher, verirrte Kühe mitten auf der sogenannten Fahrbahn und dazu das entsetzte Quieken und Schreien mancher Mädels vor- einige hatten wohl schon mit ihrem Leben abgeschlossen. ;-) Umso erleichterter waren wir als uns Big Mama mit ihren Kindern empfing und jeden von uns mit einem Knutsch auf die Wange begrüßte. Ziel des Tages war die Landlosen Bewegung kennen zu lernen. Die Kinder der Schule hatten für uns ein kleines Programm einstudiert und trugen es uns voller Stolz vor. Danach wurde extra für uns ein riesiges Buffet mit vielen Leckereien aufgebaut. Da wir wie immer ausgehungert waren, stürzten wir uns gierig auf die brasilianischen Spezialitäten. Mit einem vollgefüllten Bauch ging es dann weiter mit weiteren Präsentationen über die Schule und Geschichte der Landlosen Bewegung. Leider konnten wir uns aus Zeitgründen nicht länger dort aufhalten und brachen nach einem kurzen Nachmittagssnack gestärkt wieder auf. Eigentlich war es noch geplant eine Molkerei der Landlosen zu besuchen, leider fanden wir uns nicht auf den „gut beschilderten“ Straßen zurecht. Daher gaben wir die Suche auf und fuhren wieder Richtung Maringá. Müde und erschöpft trat dann jeder seinen Heimweg an und fiel wie ein Stein ins Bett.

    Estamos em greve- wir streiken!!!

    Was bedeutet Streik an einer brasilianischen Uni? Tja, dass wir 20 Touris über einen leer gefegten Campus spazierten, hätten wir niemals erwartet... Als brave deutsche Studenten haben wir unsere Präsentationen vorbereitet und gingen aufgeregt (da die Vorträge auf Portugiesisch zu halten waren) auf das Uni Gelände der UEM (www.uem.br). Leider konnten wir unsere Vorträge nicht halten, da keine Studenten anwesend waren- was wir natürlich mit Bedauerung hinnehmen mussten. :-) Dort erwarteten uns stattdessen Referenten, die uns ihre Filmprojekte vorstellten. In Brasilien ist es möglich, dass Filmbeiträge als wissenschaftliche Arbeiten eingereicht werden können. Es hat uns total geschockt, dass alle 12s in Brasilien eine Frau misshandelt wird. Gut gestärkt ging es nach der Mittagspause in einen Vortragsmarathon über Themen wie Universität und Bildung in Brasilien. Geflasht von den ganzen Informationen ließen alle den Abend mit einem oder zwei Caipis ausklingen. 


    Am Donnerstag hat uns der Streik eiskalt erwischt: Eigentlich war es geplant unser Portugiesisch zu verfeinern. Da die Lehrerin jedoch nicht auftauchte, wurde das Programm auf brasiliansche Art und Weise spontan geändert. Wir erkundeten die Stadt und haben uns zum ersten Mal verloren( kleinere Städte liegen uns wohl nicht). ;-) Damit wir die schöne Aussicht über Maringá genießen konnten, schmuggelten wir uns auf die Dachterasse eines Hotels. Wir hätten es gerne gebucht, da auf der Terasse ein Pool vorhanden ist- typisch Mädels, wurden die Schuhe ruckzuck ausgezogen und ein kleines Sonnenbad genommen. Nachmittags erhielten wir einen Einblick in die Vielfalt der brasilianischen Musik und ließen uns von einem kleinem Privatkonzert hinreißen. Was fehlt nach einem Sonnenbad und Uni- Alltag? Selbstverständlich eine kleine Shopping- Tour. Abends hieß es dann husch, husch ins Bett, um für das nächste Abenteuer fit zu sein. 

    De Curitiba a Maringá

    Unseren letzten Vormittag in Curitiba nutzten wir für eine Stadttour
    der besonderen Art: Mit dem Bus ging es zum botanischen Garten, zum
    Oskar Niemeyer-Museum für moderne Kunst, durch unzählige Parks (u.a.
    den bosque alemao!) und zum beeindruckenden Stadttheater. Außerdem
    fuhren wir durch das teure bairro alemao und besichtigten eine Art
    Volkshochschule mitten in der Natur! Danach ging es direkt zum
    Flughafen, wo wir ausnahmsweise völlig stressfrei unseren
    40-minuetigen Flug nach Londrina antraten. Von dort ging es dann noch
    1,5 Stunden in unsere Zielstadt Maringá. Hier wurden wir vom Leiter
    des International Office sowie unseren zukünftigen Gastfamilien
    begrüßt. Die Aufteilung ging ziemlich schnell über die Bühne und
    abends wurde dann noch in der "Cachacaria" auf die nächsten zwei
    Wochen angestoßen :)

    Universidade Federal do Paraná

    Endlich mal nicht im Dunkeln aufstehen! Heute Vormittag waren wir
    "erst" um halb 10 an der UFPR verabredet, die wir nach einigem Hin und
    Her auch fanden, mit 25 Minuten Verspätung, so ganz untypisch deutsch.
    ;) Die gebürtige Deutsche Dr. Heller hatte hier in Zusammenarbeit mit
    unserem Dr. Mainka ein Treffen mit Deutsch-Studenten und -dozenten
    organisiert, bei dem wir uns gegenseitig über verschiedene Themen
    austauschen sollten. Aufgrund der knappen Zeit, die uns zur
    Verfügung stand, informierten wir kurz und knapp über unser schönes
    Würzburg sowie über regionale Unterschiede, was allerdings in einer
    Diskussion über die deutschen "Biertrinkgewohnheiten" endete... Von
    brasilianischer Seite wurden wir anschließend über die mennonitische
    Einwanderung, den Komponisten Villa-Lobos (mit musikalischen
    Einlagen!) sowie Thomas Mann und seinen Nazi-Widerstand aus dem Exil
    aufgeklärt. Danach hörten wir uns noch einen Informationsvortrag
    für zukünftige brasilianische Austauschstudenten in Deutschland an
    und gingen alle zusammen essen. Den Nachmittag konnte dann jeder für
    sich gestalten, wobei die meisten diesen für einen Rundgang durch die
    koloniale Altstadt nutzten. Abends wurde bei brasilianischen Klängen
    und selbstgemixtem Caipirinha in den Geburtstag unserer
    Claudia reingefeiert :)

    Der Tag der langen Fahrten oder Frieren in Brasilien

    Nach einer kurzen Nacht machten wir uns zu Fuß und ohne Frühstück zum Bahnhof auf. Denn für heute war eine Fahrt mit dem Serra Verde Express, einer historischen Eisenbahn, geplant. Historisch in dem Sinne, dass wir für 110 km 5 Stunden brauchten… Dafür fuhren wir durch Wälder, Schluchten und eine grüne Dschungel-Landschaft, welche man auch sah, wenn sich der Nebel für kurze Zeit lichtete. Im Zielort Paranaguá angekommen, machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Nach einigen Gehminuten, kamen allerdings die Fragen auf, ob hier auch Menschen wohnten und ob man diesen Ort wirklich als ‚Stadt‘ bezeichnen könnte. Trotzdem hat uns das „dekadente“ Flair der alten Kolonialstadt überzeugt. Beim reichhaltigen und superleckeren Mittagessen mit Fisch, Meeresfrüchten und nationalen Spezialitäten im Mercado wurden wir von brasilianischen „Mamas“ bewirtet. Danach starteten wir einen spontan organisierten Bootstrip zum Güterhafen der Stadt. Nach kurzer Fahrt strandeten wir leider auf einer der vielen Sandbänke, was zu kurzer Panik und Verwirrung unserer Mädels führte. Schließlich erreichten wir aber doch noch den Hafen und zu unserer großen Überraschung, konnten wir nicht nur die großen Containerschiffe, sondern auch eine Delfinfamilie bestaunen. Die Fotoapparate wurden gezückt und jeder erhoffte sich einen Schnappschuss. Leider unterschätzten wir die Wetterschwankungen in Paraná, sodass die Bootsfahrt und auch die folgende Heimfahrt mit dem Bus sehr, sehr kalt wurden. Durch einen Stau brauchten wir statt 1,5 letztendlich 2,5 Stunden zurück nach Curitiba. Danach fielen die  meisten wie Steine ins Bett.

    Oí Curitiba

    Noch vor Sonnenaufgang brachen wir heute Richtung Flughafen auf, um nach Curitiba zu fliegen. Reisen mit so einer großen Gruppe birgt so manche Herausforderung. Trotzdem haben wir es in ganzen Stücken ins Hostel geschafft. :-) Gleich nach unserer Ankunft ging es sofort weiter zum Nationalpark Vila Velha. Bei unserer Wanderung sahen wir Jahrtausend alte Gesteinsformationen, die uns durch verschiedenste Formen begeisterten. Nach vier Tagen Großstadtflair genossen wir den Spaziergang durch die ruhige Natur. Wir sind gespannt, was wir die nächsten Tage noch erleben werden. Langweilig wird es uns bestimmt nicht…

    Sao Paulo- zwischen Arbeit, Leben und Nationalstolz

    Nachdem wir den kulturellen Teil von Sao Paulo kennen gelernt haben, wollten wir nun mehr über die wirtschaftliche und allgemeine Situation in Brasilien erfahren. Daher ging es zur AHK (Auslandshandelskammer), wo wir sowohl über die Lage der deutschen Unternehmen informiert wurden, sondern auch viel über das Leben in Brasilien aus Sicht eines Geschäftsmannes. Tags davor wunderten wir uns über vermehrte Hubschrauberflüge und erfuhren dann, dass Sao Paulo die einzige Stadt der Welt ist, in der ca. 500 Flüge am Tag stattfinden.  Der Grund dafür ist, dass hohe Verkehrsaufkommen, welches vielbeschäftigte Geschäftsleute als Alternative nutzen. Danach erhielten wir einen Einblick in die Arbeit der deutschstämmigen Firma Grob, die Maschinen für die Autoindustrie herstellen.  Den restlichen Tag nutzten wir für eine Shopping Tour in einem Einkaufszentrum.

    An unserem letzten Tag in Sao Paulo war der brasilianische Nationalfeiertag, den wir im Sambodrom mit viel Sonnenschein begonnen haben, so wie viele Brasilianer. Hier sahen wir eine Militärparade und einige artistische Vorführungen von brasilianischen Schulen. Für uns war es sehr interessant zu sehen, wie stolz die Brasilianer auf ihr Land und im Besonderen auf ihre Soldaten sind. Abgeschlossen wurde die Parade mit der Ehrung aller gesellschaftlichen Schichten, z.B. sah man dies an dem Applaus für ihre Straßenkehrer. Unser Programm wurde dann abgerundet mit dem Besuch von Museen. Wir ließen dann unseren letzten Sao Paulo Abend bei einem gemeinsamen Essen in einer Bar in unserem lebhaften Viertel ausklingen.

    Oí Brasil!

    Ob wir wirklich wussten auf was wir uns da einließen als wir am Montagabend in den Flieger gestiegen sind? Am 3.09 haben wir, 17 Mädels, zwei Jungs und Herr Dr. Mainka, unser Abenteuer Brasilien begonnen. Nach einem angenehmen Flug, machten wir uns auf die Suche nach unserem Bus. Noch ein bisschen müde, aber doch schon sehr neugierig auf Sao Paulo wurden wir von unserer Stadtführerin Monica abgeholt. Vorbei an verschiedensten Sehenswürdigkeiten und Plätzen erlebten wir Brasilien zum ersten Mal  kulinarisch auf einem Markt, auf dem wir Früchte- und Gemüsesorten sahen, die wir vorher noch nie gesehen hatten. Wer weiß schon, dass es ungefähr sechs verschiedene Bananansorten gibt, die auch endlich mal nach Bananen schmecken. :-) Das absolute Highlight des ersten Tages war der Ausflug zu den italienischen Terassen. Von dem 42. Stock aus hatten wir einen atemberaubenden Ausblick über Sao Paulo. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Hochhäuser da zu sehen sind. Geflasht von den ersten Eindrücken kehrten wir übermüdet, aber glücklich zu unserem Hostel zurück. 

    Den zweiten Tag starteten wir als Frühaufsteher in Richtung Martius- Staden- Institut (www.martiusstaden.org.br ). Dank der deutschen Pünktlichkeit war es uns möglich noch 20 Minuten den Burle Marx Park zu besuchen. Danach gingen wir ins Institut, welches in der deutschen Schule integriert ist. Dort erhielten wir einen Einblick über deren Arbeit und der Geschichte der deutschen Einwanderung. Die Schule an sich ist den wohlhabenderen brasilianischen Kindern vorbehalten. Deutsch kann dort auch als zweite Fremdsprache erlernt werden. Danach erfolgte der Besuch eines Schulprojekts der deutschen Schule, welches auch den Kindern aus armen Favela- Familien den Zugang zu den höheren Standards einer Privatschule ermöglicht. Uns verwunderte es  jedoch, dass die Schüler nicht im selben Gebäude untergebracht werden.

    Wir sind jetzt schon gespannt auf weitere Eindrücke und lassen den Abend mit unserem ersten Caipirinha ausklingen, welcher längst überfällig ist. :-)