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Professional School of Education

Feier für Lehramtabsolvierende im Wintersemester 2011/12

Humorvoller Blick auf das „Paukerdasein“

Bei der Akademischen Abschlussfeier für die Würzburger Absolventen der Lehramtsstudiengänge beschäftigt sich der Festredner mit Klischees des Lehrerberufs. Außerdem ehrt die Universität die Prüfungsbesten und vergibt erstmals den Bildungsforschungspreis.

Sie werden entweder als „Tyrannen“ gefürchtet oder als „Schwächlinge“ abgetan, gelten als „Faulenzer“, die nur für die Ferien leben, und sind die Prügelknaben der Nation: Lehrer haben es nicht leicht. Bei der Akademischen Abschlussfeier für die Würzburger Absolventen der Lehramtsstudiengänge ging Schulpädagoge Professor Walter Müller gängigen Klischees über den Lehrerberuf nach.

Spott und Klagen seit Jahrhunderten
Für Karikaturisten sind Lehrerinnen und Lehrer ein gefundenes Fressen - wie herrlich eignen sie sich zum Spott! Die zehn am weitesten verbreiteten Stereotype über „Pauker“ analysierte Müller bei seiner unterhaltsamen Festrede während der Abschlussfeier, die zum vierten Mal in der Würzburger Neubaukirche stattfand. Dabei zeigte er auf, dass Spott und Klagen über Lehrer seit Jahrhunderten zum „guten Ton“ gehören. Wenn die Jugend nicht so gerät, wie sie nach Ansicht von Politik und Gesellschaft geraten sollte, dann ist das selbstverständlich die Schuld der Pädagogen - das fand schon Friedrich Wilhelm IV. im nachrevolutionärem Jahr 1849.

Zahlreich sind die von Literaten verewigten Beispiele giftiger bis sadistischer Lehrer, die im schlimmsten Falle ihre Schüler in den Freitod treiben. Wobei nicht wenige dieser Autoren tatsächlich massiv unter ihren Rohrstock schwingenden Lehrern gelitten hatten. Erich Kästner zum Beispiel war aus diesem Grund gar nicht gut auf jene zu sprechen, die ihn in der Schule auf den Ernst des Lebens hätten vorbereiten sollen. Wobei es auch Sadismen auf der anderen Seite gibt: Schüler, die, so Müller, wie „blutsaugende Vampire“ nur danach trachten, den Lehrer fertig zu machen. „Ihnen wünsche ich, dass Sie all diese Klischees vermeiden können“, so der Schulpädagoge am Ende seines Lehrerpanoptikums.

Gut vorbereitet für das Berufsleben
Dass die Absolventen des Lehramtsstudiums an der Universität Würzburg hinreichend auf die Fallstricke ihres Berufs vorbereitet wurden, betonte Vizepräsidentin Margareta Götz. Auf Lehramt zu studieren, sei überaus anspruchsvoll, so die Grundschulpädagogik-Professorin: „Nicht nur intellektuelle Fähigkeiten, sondern auch Durchhaltevermögen und Belastbarkeit sind dafür nötig.“ Die Kompetenzen, die im Lehramtsstudium erworben wurden, befähigten zu zahlreichen beruflichen Tätigkeiten auch außerhalb der Schule. Was wichtig sei in Zeiten, in denen es nicht mehr selbstverständlich ist, dass fertig ausgebildete Lehrer auch vom Staat übernommen werden.

Der Bildungsforschungspreis
Wie im vergangenen Jahr beschlossen, wurde bei der 4. Akademischen Abschlussfeier am Freitag erstmals der Bildungsforschungspreis verliehen. Ausgezeichnet wurde die in Lohr und Aschaffenburg tätige Studienreferendarin Dr. Theresa Summer, die sich in ihrer Doktorarbeit mit Grammatikvermitt-
lung im Englischunterricht befasst hat.

Künftig wird der Preis laut Uni-Präsident Alfred Forchel im Zwei-Jahres-Rhythmus verliehen. Ausgezeichnet werden damit Absolventen des ersten Staatsexamens für das Lehramt, die sich in ihrer Dissertation mit einem schulbezogenen Thema befassen.

Dass die anschließend ausgezeichneten 511 Absolventen des Lehramtsstudiums, darunter neun Prüfungsbeste, weiter in Kontakt mit der Uni bleiben, dafür warb Dr. Birgit Hoyer vom Förderverein Lehrerbildung Alumni & Freunde. Der vor fünf Jahren gegründete Verein fördert das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfL) der Universität. Er unterstützt zum Beispiel Projekte, die eine Verbesserung der Studienbedingungen zum Ziel haben, setzt sich für eine qualitativ hochwertige regionale Lehrerfortbildung ein und trägt zur Vernetzung von Schule und Universität bei. Birgit Hoyer